Ansprache Dankgottesdienst beim BegrŠbnis von Leopoldine Steininger 30.12.1993

Zwei Senioren haben – erleuchtet vom Hl. Geist – in weihnachtlicher Stimmung den neugeborenen Messias schauen dŸrfen: der greise Simeon und die greise Prophetin Anna. Dankbar stimmte dann der eine der beiden, der greise Simeon sein ergreifendes Danklied an mit der Bereitschaft, nun Abschied zu nehmen von dieser Welt und im glŠubigen Wissen darum, dass es drŸben in der jenseitigen Welt noch viel Grš§eres zu schauen und zu erleben gibt: ãNun lŠsst du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Všlkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit fŸr dein Volk Israel.Ò

In diesen beiden biblischen gestalten sehe ich heute im greisen Simeon den Vater Franz Steininger versinnbildet, in der greisen Prophetin Anna aber seine treue Gattin, meine liebe Schwester, Mutter Steininger.

Sie hat in glŠubiger Erwartung Ausschau gehalten auf den zu Weihnachten geborenen Heiland der Welt; sie war in der langen Krankheit adventlich gestimmt worden und hielt auf ihren Krankenlager den Blick immer gerichtet auf den Herrn am Kreuz, dann auf die in einer schšnen Ikone dargestellte jungfrŠuliche Mutter, die uns in der hl. Nacht den Herrn geboren hat und weiter ging ihr Blick immer wieder auf das Bild ihres Gatten, der ihr im Tod in die Ewigkeit vorausgegangen ist.

Und als der Hl. Abend des Weihnachtsfestes 1993 anbrach, war die gute, tapfere Frau fast schon ganz drŸben. Sie sprach mit ihren Kindern und ihrem Bruder kein Wort mehr, sie schwieg. Ich betete ihr in weihnachtlicher Stimmung das dritte GesŠtzchen vom freudenreichen Rosenkranz vor: ãJesus, den du, o Jungfrau, zu Bethlehem geboren hastÒ; Als wir mit diesem Gebet fertig waren, sagte ich noch zu ihr: ãLiebe Schwester, bald feierst du ewige Weihnacht.Ò Ich glaube, sie hat mich verstanden; sie schlief nŠmlich dann ruhig die ganze Nacht hinŸber in die Ewigkeit. Und als am Morgen des Christtags ihre Šlteste Tochter, Sr. Fidelis, die so viele NŠchte am Krankenbett ihrer geliebten Mutter gewacht hatte, bei ihr nachschaute, da war sie schon drŸben in der Ewigkeit und hat sicher schon mit dem greisen Simeon und ihrem geliebten Gatten das ãNunc dimittis...Ò gesprochen: ãNun lŠsst du, Herr, diene Magd, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Všlkern bereitet hast...Ò

Was war das doch nach langer Sterbenskrankheit und nach Empfang der Krankensalbung durch den Priestersohn und hŠufigem Empfang der hl. Wegzehrung aus der Hand des Priesterbruders ein schšnes, friedliches Sterben! Und wenn wir mit Recht sagen: FŸr uns Christen ist der Sterbetag der Geburtstag fŸr den Himmel, dann hat die liebe Mutter und Schwester  Leopoldine mit dem Christkind zusammen den Geburtstag gefeiert, den Geburtstag fŸr den Himmel. Zwar bin ich fest Ÿberzeugt, dass die meisten von uns nach dem Tod noch eine jenseitige LŠuterung im sogenannten Fegfeuer nštig haben. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass manche ihr Fegfeuer schon auf Erden durchleiden mŸssen.  Vielleicht war es bei unserer leiben verstorbenen auch so, dass sie ihr Fegfeuer in den schweren Wochen der Todeskrankheit durchleiden musste und dann dafŸr fŸr sie am Morgen des Christtags schon die beseligende Anschauung Gottes begonnen hat! Dann hŠtte sie uns jubelnd schon zurufen kšnnen: ãMeine Augen haben das Heil schon gesehen, das du, o Herr, vor allen Všlkern bereitet hast...Ò

Wenn ich nun noch eine BegrŸndung anfŸgen darf, warum ich mir vorstellen kšnnte, dass die liebe Verstorbene schon im Himmel ist, so kann ich eigentlich nur das  zitieren, was auf der Totenparte gedruckt steht: ãSie war eine starke und tapfere Frau, tief verwurzelt in ihrem Glauben. Ihrem Mann war sie in fŸrsorglicher Treue bis Ÿber den Tod hinaus verbunden. Ihrer gro§en Familie galt ihre Sorge und Liebe bis in die letzten Tage ihres Erdenlebens; sie war der Mittelpunkt, der die acht Kinder zusammenhielt.Ò

Wenn ich diese kurze, aber vielsagende ãLaudatioÒ auf Leopoldine Steininger noch ein wenig ausdeuten darf, so mšchte ich beginnen mit jenem vielsagenden Satz, den der Hl. Kirchvater Leo der Gro§e in einer Weihnachtspredigt in St. Peter in Rom den versammelten GlŠubigen zugerufen hat: ãChrist, erkenne deine WŸrde!Ò Leopoldine Steininger war eine Christin, die ihre WŸrde allzeit erkannt hat, schon als MŠdchen, dann als Gattin und erst recht als achtfache Mutter und schlie§lich als Witwe: L. Steininger war sich ihrer WŸrde allzeit  bewusst und zeigte dabei – richtig verstanden –einen gewissen Stolz. Sie war stolz darauf, in eine gro§e, glŠubige, christliche Familie in Schwanenstadt hineingeboren worden zu sein und schŠtzte den kath. Glauben und die Zugehšrigkeit zur kath. Kirche Ÿber alles. Sie war stolz darauf, dass drei ihrer fŸnf BrŸder den Priesterberuf und eine der vier Schwestern den Ordensberuf ergriffen haben. Sie war stolz darauf, als sie – fŸr den Ehestand berufen – rein und sauber und als Jungfrau in die Ehe eintreten konnte,... Sie war dann weiter stolz darauf, dass sie mit ihrem edlen, glŠubig frommen Gatten allzeit treu und opferbereit eine saubere christliche Ehe fŸhren konnte ganz im Sinn der Ehe-Enzykliken ãCasti connubiiÒ PiusÔ XI. und ãHumanae vitaeÒ Pauls VI. Sie war dann stolz darauf, dass alle ihre acht Kinder zu lebenstŸchtigen Menschen und Christen heranwuchsen und ein Sohn Ordenspriester und zwei Tšchter Ordensschwestern wurden. Sie war dann weiter stolz darauf, dass sie durch vier verheiratete Kinder 12fache Gro§mutter wurde.

L. Steininger fŸhrte eine glŸckliche Ehe, in der aber neben den Freuden die Opfer und Kreuze wahrlich nicht fehlten. Es wŸrde zu weit fŸhren, sie im Einzelnen aufzuzŠhlen.

Auf etwas war L. Steininger schlie§lich noch besonders stolz: dass sie nŠmlich in der Pfarrgemeinde RŸstorf nicht blo§ durch das gute Beispiel und durch viel Gebet, sondern auch durch aktiven, fŸhrenden Einsatz in der Kath. Frauenbewegung mitarbeiten konnte und dabei in sozialer und caritativer Hinsicht vielen BrŸdern und Schwestern in Not helfen konnte.

Was Frau Steininger ihren Kindern, auf die sie mit Recht stolz war, bedeutet hat, kommt wohl am schšnsten in dem kurzen Satz auf der Parte zum Ausdruck: ãWir sind dankbar fŸr das Geschenk, das sie fŸr uns war.Ò Dem darf ich noch den Satz hinzufŸgen, den eine Tochter in einem Brief an mich geschrieben hat: ãDurch Muttis friedliches Wesen, ihre unendliche Geduld und die ZŠrtlichkeit, die sie trotz ihrer HilfsbedŸrftigkeit (in den Wochen der schweren Krankheit) ausstrahlen konnte, fŸhle ich mich reich beschenkt.Ò

In diesem Sinn feiern wir nun also den Dankgottesdienst mit der angefŸgten Bitte: Sei uns, liebe Mutter, liebe Schwester, im Himmel eine mŠchtige FŸrsprecherin, damit alle deine Kinder und Kindeskinder den Glauben bewahren und dich einmal zusammen mit deinen Geschwistern wiedersehen dŸrfen in der ewigen GlŸckseligkeit im Himmel. Amen