13. Sonntag im Jahreskreis – C

Nachfolge Christi

 

Da gibt es seit mehr als 5 Jahrhunderten ein kleines, kostbares, einst viel gelesenes Buch mit dem Titel "De imitatione Christi" (Über die Nachfolge Christi). Es ist nach der Hl. Schrift das am meisten gedruckte und in alle Kultursprachen übersetzte Buch, das sogar von Nichtchristen, von Heiden, wie beispielsweise von Mahatma Ghandi eifrig gelesen wurde. Es gilt mit Recht als die schönste Blüte niederdeutscher Mystik aus dem 14. Jahrhundert.

Es geht darin, wie schon der Titel des Buches sagt, um die Nachfolge Christi, der mit dem geheimnisvollen Charme seiner einzigartigen Persönlichkeit, aber auch mit dem fordernden Ernst seiner Worte und Mahnungen vor die Menschen hintritt und sie zur Nachfolge und zur Nachahmung seines einzigartigen Beispiels auffordert.

Eine ganz knappe, kurze Zusammenfassung dessen, was da in den Kapiteln des Buches der "Nachfolge Christi" dargelegt wird, das haben wir heute im SoEv vor uns: In drei Beispielen wird uns von Christus selbst gesagt und gezeigt, wie er die von Ihm geforderte. Nachfolge versteht:

 

1. Beispiel: Da bietet sich ein junger Mann selber voll Begeisterung dem Gottmenschen Jesus Christus zur Nachfolge an. Jesus aber macht diesen jungen Mann mit ernüchterndem Ernst die Schwere der Aufgabe, die mit der Nachfolge Christi verbunden ist, aufmerksam: Bedenke: Der Menschensohn führt das Leben eines heimatlosen Wanderers, er hat nicht Haus noch Familie noch all das, was das Leben behaglich machen kann. Selbst die Tiere haben eine viel gesichertere Existenz als Er. "Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel ihre Nester, der Menschensohn aber hat nichts, wohin Er sein Haupt legen könnte." Anschluss an Christus in der ernst genommenen Nachfolge Christi bedeutet das gleiche Schicksal: sich an nichts hängen, weil hier auf Erden ja doch nichts bleibenden Bestand hat.

2. Beispiel im heutigen SoEv: Da wird jemand von Christus zur Nachfolge aufgefordert: "Folge mir nach!" Dieser aber erbittet sich noch einen Aufschub: Bis sein alter Vater gestorben und begraben ist, möchte er die Nachfolge Christi noch aufschieben. Christus aber lässt das nicht gelten. Gewiss, die alten Eltern zu betreuen und dann einmal, wenn sie gestorben sind, zu bestatten, war und ist im Sinn des 4. Gebotes Gottes eine selbstverständliche und strenge Pflicht der Pietät. Jesus aber stellt den Anschluss an Ihn in seiner Nachfolge über das 4. Gebot. Für die Betreuung der alten Eltern werden sich schon andere Menschen finden, an die der Ruf Jesu nicht ergangen ist und die geistig tot sind, d.h. die dem Reiche Gottes fern stehen. Jener aber, der zur Nachfolge Christi berufen ist, muss wissen, dass hinter diesem Ruf alles andere zurückzutreten hat. So radikal in seinen Forderungen, die kein "Wenn und aber" und kein „Jetzt noch nicht" gelten lassen, kann nur einer sein, der mehr ist als ein bloßer Mensch und hinter dem die Autorität Gottes selber steht und von dem wir singen: "Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist ja mein Leben, mir zum Heil und dir zum Ruhm hast du mir's gegeben...

3. Beispiel: Wieder kommt ein junger Mensch zu Christus und bietet sich Ihm selber zur Nachfolge an: "Ich will dir folgen...". Aber dieses "Ich will" ist nicht ganz ernst gemeint, denn der junge Mensch stellt wieder eine Vorbedingung: "Ich will dir folgen, aber lass mich zuerst noch bei meiner Familie Abschied nehmen". Jesus weist auch diese Bitte zurück, und zwar mit dem bekannten Gleichnisspruch: "Niemand, der die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, taugt für das Reich Gottes!"

Tauglich für die Nachfolge Christi und die damit verbundene Aufgabe, das Reich Gottes zu verkündigen, ist nur, wer sich mit ungeteiltem Herzen dazu entschließt und der, wie der Bauer, der am Pflug nicht rückwärts schauen darf, nicht mehr auf das zurückschaut, was er um seiner neuen Aufgabe willen verlassen muss: Familie und Besitz! Sagen wir nun nicht: Was da von Christus für seine Nachfolge gefordert wird, das passt für jene, die zum Priester- oder Ordensstand berufen sind, aber doch unmöglich für uns Weltchristen! Und doch meine ich: Etwas von dieser Radikalität der Nachfolge Christi im Opfer und Verzicht auf das und jenes, an dem man hängt – oft allzu sehr hängt - wird von allen getauften Christen gefordert, sonst ist ihr Christentum nicht echt, denn es gilt: „Suchet zuerst das Reich Gottes...!“