3.Sonntag in Jahreskreis – Lj C

gehalten in St. M. Loreto am 23. Jänner 1977

 

Das Wirken Jesu in der Kraft des Hl. Geistes. Darum geht es im heutigen SoEv. Gleich am Anfang heißt es: „Jesus kehrte - nach der Taufe im Jordan - von der Kraft des Hl. Geistes getrieben, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in ihren Synagogen.“

Bei der Taufe im Jordan ist erstmals klar manifestiert worden, dass dieser Jesus von Nazareth mit dem Hl. Geist ausgestattet ist. Es ließ sich der Hl. Geist vom Himmel herab in Gestalt einer Taube auf Jesus nieder und ergriff Ihn. Darauf erging vom Himmel her das Wort: „Du bist mein vielgeliebter Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen!“ Die Schilderung der Taufe Jesu im Jordan ist in den vier Evangelien nach Mt, Mk, Lk und Joh. etwas verschieden, was dabei aber von allen vier Evangelisten in gleicher Weise betont wird, ist die Verleihung und ständige Ausrüstung Jesu mit dem Gottesgeist, dem Hl. Geist, entsprechend der messianischen Erwartung.

Diese Ausrüstung Jesu mit dem Hl. Geist bestätigte dann Jesus selbst in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth. Davon berichtet nun das heutige SoEv in seinem weiteren Text: „Er (Jesus) lehrte in ihren Synagogen. So kam Er auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und, ging nach seiner Gewohnheit in die Synagoge.“ – „Als er aufstand, um aus der Hl. Schrift vorzulesen, reichte man Ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf.“ Und scheinbar ganz zufällig stößt Er auf die Stelle bei Is 61,1ff „Der Geist des Herrn ruht auf Mir. Denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen die Befreiung und den Blinden das Augenlicht zu verkünden, um die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen“.

Dann schloss Jesus das Buch, gab es dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Und die Augen aller in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet. Alle waren voller Neugier. So ähnlich etwa, wie man bei einer Primiz die erste Predigt oder Ansprache des aus dem Ort stammenden Neupriesters erwartet:

Ob er wohl predigen kann? Und wie er wohl predigt? Er, der bei uns aufgewachsen und bei uns in die Schule gegangen ist und eigentlich durch gar nichts Besonderes in seiner Kindheit und Jugend aufgefallen ist, dieser Jesus, dieser Sohn des Zimmermanns Joseph, der bei ihm das Zimmermannshandwerk gelernt und es dann nach dem Tod Josephs selber ausgeübt hat? Was wird er wohl uns, seinen Landsleuten hier in Nazaret zu sagen haben? Wie wird er wohl den vorgelesenen Schrifttext auslegen und ausdeuten? Eigentlich ist es ja ein gewaltiger und kühner Schrifttext, den er da in der Schriftrolle des Propheten Jesaja erwischt und gerade vorgelesen hat. So viel wussten doch wohl alle halbwegs schriftkundigen Nazarethaner: Der in diesem Text des Propheten Jesaja Gemeinte kann doch nur der Messias, der Gesalbte des Herrn sein, der da kommen wird und mit dem eine neue Zeit, die große Heilszeit, die große Gnadenzeit anbrechen wird! Wahrend einer kurzen Pause mag der gewaltige Schrifttext „Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat und mich gesandt hat, den Armen die Heilsbotschaft, die Frohbotschaft zu verkünden...“ den in der Synagoge versammelten Nazarethanern nochmals durch den Kopf gegangen sein. Da öffnete auch schon Jesus seinen Mund und sagte das unerhörte, unerwartete Wort: „Heute ist dieser Schrifttext, den ihr eben gehört habt, erfüllt!“ Und er begann es ihnen zu beweisen. Es war wie ein Paukenschlag, was Jesus da gesagt, was er da zu sagen gewagt hat. Denn kurz und knapp formuliert heißt das ja nichts anderes als dies: „Ich, der ich unter Euch aufgewachsen bin und an dem Ihr bisher gar nichts Besonderes, Auffallendes und Wunderbares beobachten konntet, bin der von den Propheten verheißene, seit Jahrhunderten sehnsüchtig erwartete und erbetete Messias!“

„Der Geist des Herrn - der Hl Geist - ruht auf mir!“ Das mag Jesus dann näher aufgezeigt haben. Wir können förmlich seine Freude darüber spüren, dass er dieses Wort GEIST, GEIST DES HERRN, HL. GEIST vorlesen und nun in seiner Bedeutung aufzeigen konnte, die dem Propheten Jesaja noch gar nicht voll und ganz aufgegangen war. Indem Jesus hier auf den „Geist des Herrn“ hinwies, ehrte er zunächst den göttlichen Urheber der Hl. Schrift, aus der Er vorgelesen hatte und der nun in dieser Stunde die Verwirklichung dieser Prophezeiung des Jesaja geheimnisvoll lenkte. Wie groß muss doch die innere Bereitschaft Jesu in jener Stunde gewesen sein, jenen Hl. Geist nun beim Namen zu nennen, der der Ursprung dieser seiner ganzen Sendung und der Lenker seines Tuns bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein sein sollte: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt und gesandt hat!“

Eine besonders große Bedeutung muss die Nennung des Hl. Geistes in dieser Stunde durch Jesus dadurch bekommen haben, dass das vor den Bewohnern von Nazaret geschah. Nochmals sei es betont: Jesus befand sich ja nun in jener Kleinstadt, in der er aufgewachsen war und in der man seine Angehörigen und Verwandten recht gut kannte: „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Ist er nicht der Sohn Josephs?“ So fragt man sich und tusche1t es sich zu. Diese Frage war ein Zeichen der Verwunderung darüber, dass der Sohn des Zimmermanns sich so klug und weise und vom Hl. Geist erfüllt ausgab. Gleichzeitig klang dabei aber unüberhörbar die skeptisch zweifelnde Meinung mit, dass doch die Bedeutung dieses Jesus nicht größer sein könne als seine Herkunft.

Jesus stellte sich sofort seiner kritischen Zuhörerschaft und berief sich auf die göttliche Familie, der er angehört. Nicht seine menschliche Familie, aus der er – wie sie meinen – stammt, verleiht ihm den Anspruch auf das, was er jetzt und fortan unternimmt, sondern der „Geist des Herrn“,  der auf ihm ruht...

Die Zuhörer Jesu konnten damals noch nicht begreifen, dass Jesus hier auf eine göttliche Person, auf die dritte göttliche Person anspielte, als er vom Geist des Herrn, vom Hl. Geist sprach, denn sie hatten noch keine Ahnung von der Dreipersönlichkeit des einen, einzigen Gottes, sie hatten noch keine Ahnung vom Trinitätsgeheimnis. Und doch spielte Jesus bereits hier darauf an, dass es in Gott neben dem Vater und neben Ihm, dem menschgewordenen Sohn Gottes, noch einen Dritten, eben den Hl. Geist gibt, von dem die Menschennatur Jesu ganz und gar durchsalbt war. „Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er Mich gesalbt und gesandt hat...“

Es geht um Salbung und Sendung Jesu durch den Hl. Geist. Die Salbung versinnbildet die Weihe eines Menschen, der vor allen anderen in den Dienst Gottes genommen wird und der dazu mit einer von Gott verliehenen Vollmacht ausgestattet wird, wie es z.B. im AT bei den Königen‚ Propheten und Priestern der Fall war. Jesus erklärt, dass er gesalbt worden ist, aber nicht mit irdischem Salböl, sondern mit dem Hl. Geist. Im Hl. Geist ist Jesus zum Dienst für seinen Vater und zum ewigen Hohenpriester geweiht, vom Geist kommt Ihm sein würdevoller Name Christus, d.h. der Gesalbte zu. Jedes Mal wird dementsprechend immer dort, wo im NT Jesus als Christus benannt wird, auf seine Salbung durch den Hl. Geist hingewiesen. Der Hl. Geist ist fortan untrennbar vom Namen des Heilands. So groß ist die Verbundenheit Jesu mit dem Hl. Geist, so tief eingegraben in die menschliche Natur Jesu ist seine Salbung durch den Hl. Geist.

Zur Salbung Jesu durch den Hl. Geist kommt dann noch die Sendung durch den Hl. Geist: „Er hat mich gesandt ... den Armen die Frohbotschaft zu bringen, den Gefangenen die Befreiung zu verkünden, den Blinden das Augenlicht, die Bedrückten in Freiheit zu entlassen und auszurufen ein Gnadenjahr des Herrn.“

Wenn Jesus damals sagte, dass der Hl. Geist ihn dazu gesalbt und gesandt hat, so schrieb er eigentlich alles, was er nun während seines öffentlichen Wirkens tun und sprechen sollte, dem Hl. Geist zu: In seinen Predigten an die Volksmenge, in seiner Lehrtätigkeit, in der Heilung der Blinden, Lahmen, Aussätzigen, Besessenen, in seiner Erlösertätigkeit, in seiner Sündenvergebung, immer und in allem ist demgemäß der Hl. Geist in und durch Jesus an der Arbeit. Hinter der überströmenden, heilbringenden Liebestätigkeit Jesu steht dann vom Anfang bis zum Ende am Kreuz immer der Hl. Geist dahinter, der in Gott die Liebe in Person ist. Hinter der geheimnisvollen Macht, die von Jesus ausging, stand unsichtbar immer der Hl. Geist! Als Johannes d.T., in die Gefangenschaft des Herodes geraten, aus dem Kerker seine Jünger zu Jesus sandte, mit der Frage: „Bist du es, der da kommen soll oder müssen wir noch auf einen anderen warten?“, da bezog sich Jesus in der Antwort eigentlich wieder auf das, was er in Nazareth seinen Zuhörern in der Synagoge gesagt hatte. Er bezog sich auf die in ihm erfüllte Prophezeiung des Propheten Jesaja und auf das nun verwirklichte Ruhen des Hl. Geistes auf Ihm, der Ihn gesalbt und gesandt hat, den Armen die Frohbotschaft zu bringen usw. – Denn Jesus sagte zu den Johannesjüngern: „Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die Frohbotschaft verkündet!“ (Mt 11,4-5). – Das ganze Heilshandeln Jesu, das ganze erlösende Wirken Jesu stand unter dem Siegel des Hl. Geistes, der Ihn dazu antrieb, weil er ihn gesalbt und gesandt hatte...

Beachten wir das, dann verstehen wir auch, wie Jesus Christus dann immer wieder von diesem Hl. Geist gesprochen hat – zur Samariterin am Jakobsbrunnen – zu den Juden am großen Laubhüttenfest – und schließlich in seinen Abschiedsreden beim Letzten Abendmahl, wo er immer deutlicher und deutlicher ankündigte und verhieß, dass er den Hl. Geist, von dem er gesalbt und gesandt worden ist, auf die Jünger und auf alle, die an Ihn glauben werden, herabsenden will.

Wie Jesus sich vom Hl. Geist treiben ließ, so sollten auch wir, die wir ja auch mit dem Hl. Geist gesalbt worden sind in der hl. Firmung, uns vom Hl. Geist treiben lassen, um das Gleiche zu tun wie Jesus.

L~ ~

 

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