Verherrlichung des dreifaltigen Gottes nach dem Vorbild Marias

 

 

Einleitend sei hier an die scheinbar unbedeutende Anekdote erinnert, die sich bei der 1. Erscheinung der unbefleckt empfangenen Gottesmutter in Lourdes ereignet hat: Die kleine Bernadette schaute an jenem 11. Februar 1858, ungefähr 20 Schritte von ihr entfernt, drei Meter hoch über dem Erdboden in der Felsennische der Grotte von Massabielle jene geheimnisvolle Frau, die da in wunderbarer Anmut und Schönheit plötzlich vor ihr stand, die Hände gefaltet, am Arm hing ein großer Rosenkranz von schneeweißen Perlen. Ungemein freundlich blickte die himmlische Gestalt auf Bernadette hinab. Unwillkürlich sank diese auf ihre Knie und holte aus ihrer Tasche den Rosenkranz hervor, um ihn zu beten. Aber in ihrer Verwirrung brachte sie nicht einmal das Kreuzzeichen “im Namen des Vaters...“ zusammen. Da erhob die erschienene Lichtgestalt ihre rechte Hand und machte mit unnachahmlicher Sammlung und Würde das Kreuzzeichen: “Im Namen des Vaters...“. Im gleichen Augenblick fand auch Bernadette ihre Fassung wieder, bezeichnete sich ebenfalls auf Stirne, Mund und Brust mit dem Kreuzzeichen und betete nun ohne Unterbrechung den Rosenkranz, während die himmlische Erscheinung ebenfalls die Perlen ihres Rosenkranzes durch ihre Finger gleiten ließ. Ihre Lippen aber bewegten sich bei den Ave Maria nicht. Das fiel der kleinen Bernadette auf. Nur wenn das Mädchen die Worte “Ehre sei dem Vater...“ aussprach, bewegte auch die erschienene Dame ihre Lippen und neigte ehrfurchtsvoll ihr Haupt. Als Bernadette den Rosenkranz zu Ende gebetet hatte, zog sich die erschienene Dame in den Felsen zurück und verschwand.

 

Maria mit dem Rosenkranz. Maria. die “Königin des hl. Rosenkranzes“, wie sie sich selbst dann in Fatima bezeichnet hat, den Rosenkranz wärmstens empfehlend und mitbetend, freilich ohne selbst das jeweils zehnmalige “Ave Maria“ zu sprechen. Sie konnte ja nicht gut zu sich selbst “Gegrüßt seist du Maria“ sagen. Aber beim “Ehre sei dem Vater...“ war sie dann jeweils ganz dabei und betete mit. Warum wohl? Weil sie wie jeder andere Mensch, ja viel mehr als jeder andere Mensch, dies als ihre größte und schönste Lebensaufgabe ansah und ansieht, den dreifaltigen Gott anzubeten, zu ehren und zu verherrlichen. Maria hatte und hat noch mehr als alle anderen Menschen dazu einen mehrfachen Grund, weil sie zu den drei göttlichen Personen in einer ganz einzigartigen Beziehung steht. Viel wäre über diese Beziehungen Marias zur heiligsten Dreifaltigkeit zu sagen.

Ich möchte heute nur daran erinnern, wie es nach dem Vorbild Marias Aufgabe aller Menschen, ganz besonders auch Aufgabe aller marianischen Sodalen wäre, den dreifaltigen Gott zu verherrlichen.

Da ist mir eine Ausgabe des geistlichen Tagebuches und der Briefe des hl. Paul vom Kreuz, des Stifters des Passionistenordens, in die Hände gekommen. Aus diesem geistlichen Tagebuch erfuhr ich, dass das liebste Stoßgebet dieses großen Verehrers der Schmerzensmutter Maria die Worte aus dem Gloria der hl. Messe waren: “Wir danken Dir, dreifaltiger Gott, ob Deiner großen Herrlichkeit!“

Wenn der hl. Paul vom Kreuz krank darniederlag, brachte er seine Tage damit zu, dieses Stoßgebet mit glühender Andacht immer wieder zu wiederholen. Er pflegte seine Ordensbrüder zu ermahnen, dieses Stoßgebet immer dann, wenn sie ein besonderes Anliegen hätten, zu gebrauchen und auch häufig mit großer Andacht die Worte zu sprechen: “Alles zur größeren Ehre des dreifaltigen Gottes!“ Manchmal warf er sich vor dem Thron der heiligsten Dreifaltigkeit im Geiste nieder und rief voll dankbarer Liebe und ehrfürchtiger Anbetung aus: “Sanctus, sanctus, sanctus!“ Das nannte er den “il canto del paradiso“, den „Gesang des Paradieses“.

Sehen Sie, liebe Gläubige, von diesem Gesang des Paradieses wollte ich Ihnen sagen: Erinnern wir uns oft an das tiefste und heiligste Geheimnis unseres Glaubens, an die Hl. Dreifaltigkeit vor allem bei jeder hl. Messe.

Gewiss werden wir schon durch das Kreuzzeichen am Anfang der Eucharistiefeier daran gemahnt, dass der eine wahre Gott, auf den wir getauft worden sind, in drei Personen existiert. Auch im dreimaligen Kyrie steht der dreifaltige Gott vor uns: der Vater, der uns erschaffen hat: Kyrie, eleison, der Sohn, der uns erlöst hat, Christe, eleison, der Hl. Geist, der uns geheiligt hat, Kyrie eleison. Wir beten dabei zu diesen drei göttlichen Personen um ihr Erbarmen mit uns armen, schwachen, sündigen Menschen. Auch im Gloria werden wir an die Hl. Dreifaltigkeit bei der Messfeier an Sonn- und Feiertagen erinnert. Am schönsten aber erinnert uns das dreimalige Sanctus an die Hl. Dreifaltigkeit.