Weihnachten feiern

 

Weihnachten, Hl. Nacht! Ihr, liebe Brüder und Schwestern, seid in das festlich geschmückte Gotteshaus gekommen, um gläubig-fromm und religiös Weihnachten zu feiern im Gegensatz zu den vielen ob mit oder ohne kath. Taufschein, die immer mehr auch den Hl. Abend und die Hl. Nacht dem Silvester angleichen und in Rummel und Trubel und Flucht vor der Stille und Flucht vor dem Geheimnis Weihnachten begehen. Immer mehr greift die Kommerzialisierung von Weihnachten um sich, immer mehr wird aus der Weihnacht ein Jahrmarkt, sodass viele Menschen den eigentlichen Sinn dieses gerade dem deutschen Gemüt so traut gewesenen Festes gar nicht mehr recht erfassen. Und wer von den älteren Menschen sich dann doch aus der geschäftsmäßigen Verfälschung und Verfremdung des Weihnachtsfestes in das Gemüthaft-Traute flüchten möchte, der stößt vielleicht auf den Widerspruch der kritischen Jugend, die vielfach die Forderung ihrer Eltern nach „gemütvollen" Weihnachtstagen nicht mehr akzeptieren will, weil ihnen einfach unverständlich und sinnlos vorkommt, welche Diskrepanz herrscht zwischen der Verkitschung und Verfremdung des Festgeheimnis und der realen Wirklichkeit von Millionen Menschen, die Hungers sterben oder kein Obdach über dem Kopf haben, während so viele gerade zu Weihnachten spießbürgerlich prassen. Für viele Jugendliche ist ein Weihnachtsfest, nachdem die Schlacht um das Geschäft geschlagen ist, einfach indiskutabel. Ein Jugendlicher sagte zu mir: „Schauen Sie, Herr Professor, das ganze Jahr über haben wir daheim kein Familienleben. Jetzt dürfen sich unsere Eltern nicht wundern, wenn wir Weihnachten lieber woanders feiern...“

Ein Futurologe meinte zwar: „Weihnachten wird uns, auch wenn es noch weiter und noch stärker seine religiöse Bedeutung verliert, dennoch auch in Zukunft erhalten bleiben, weil es eine wichtige Funktion zu erfüllen hat. Denn der Mensch braucht nun einmal Höhepunkte im Jahr: Den Fasching zum Austoben, den Urlaub zum Erholen und Weihnachten fürs Gemüt.“

Ist das alles nicht erschütternd? Die einen degradieren Weihnachten zu einem Jahrmarkt des Geschäftes, die anderen zu einem Rührkübel für das Gemüt. Und am eigentlichen Festgeheimnis lebt man total vorbei. Zu diesem Festgeheimnis, um es richtig zu erleben und von ihm gepackt, ja erschüttert zu werden, braucht es Glauben und dann muss aus dem Glauben die Konsequenz gezogen werde, wissend, dass der Glaube ohne Werke tot ist.

1) Weihnachten und unser Glaube! Das Weihnachtsgeheimnis, wie die Kirche es auf Grund der göttlichen Offenbarung seit der apostolischen Zeit den Menschen zu glauben vorlegt und in ihrer Liturgie nacherleben lässt, wird heute leider von so manchen Mitchristen, ja sogar von manchen Mitbrüdern im Priester— und Professorenstand als Mythos, als Sage, als legendäre Ausmalung und Geschichte abgetan. Im Sturm der Entmythologisierung, dem sich diese Mitchristen und Mitbrüder ausgesetzt haben, können sie ihres einstigen Glaubens an die wunderbare Wirklichkeit der Menschwerdung des Sohnes Gottes im jungfräulichen Schoß Mariens nicht mehr froh werden. Sie faseln nur noch vom Menschen Jesus, der ein Modell der Mitmenschlichkeit oder ein Sozialrevolutionär war und der erst von Paulus und der nachfolgenden Tradition fälschlich divinisiert, vergöttlicht worden sei, nun aber endlich wieder humanisiert und von seinem Podest der Göttlichkeit heruntergeholt werden müsse in die "schlechte Gesellschaft", in der er sich einst am liebsten bewegt und im Plattenbrüderjargon mit seinen Hawerern geredet habe. Wo aber Jesus Christus nicht mehr als wahrer Gott und wahrer, aus der Jungfrau geborener Mensch und darum nicht mehr als wahrer Mittler zwischen Gott und der sündigen Menschheit geglaubt wird, da löst sich auch das in Nichts auf, was bisher als die eigentlichste Wirkung der Erlösungstat Jesu Christi geglaubt worden war: der wahre Friede, den er zwischen dem durch die Sünden beleidigten Gott und der sündigen Menschheit wieder hergestellt hat.

In der Glaubenskrise, in der sich heute viele außerhalb und innerhalb der Kirche befinden, wollen wir in dieser Weihnacht zu allererst um den wahren, festen, starken Glauben an das Weihnachtsgeheimnis beten, um den Glauben, der demütig für wahr hält und bekennt, dass jenes Kind, das in der Hl. Nacht die selige Jungfrau Maria im Stall zu Bethlehem geboren hat, der menschgewordene Sohn Gottes ist, an welchem die Weissagungen der Propheten sich wunderbar erfüllt haben, die da lauteten: "Gott selbst wird kommen und euch erlösen!"

2) Weihnachten und die Konsequenzen, die wir aus dem Glauben an das Geheimnis der Menschwerdung und Geburt des menschgewordenen Sohnes Gottes aus der Jungfrau Maria zu ziehen haben. Es ist die Liebe! Wenn Gott in seiner Liebe zu uns so weit ging, dass er unser Bruder werden wollte, uns in allem gleich, die Sünde allein ausgenommen, und wenn er sich in der Armut des Stalles mit allen Armen und Notleidenden solidarisierte und fraternisierte und dann sogar erklärte: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir selbst getan!, dann dürfen wir auf diese notwendige Konsequenz aus unserem Glauben an die Menschwerdung Gottes, auf die Liebe zu allen Armen und Notleidenden nicht vergessen.