Die Bedeutung von Fatima

13. Mai 1985 und 13. Oktober 1991

Vielen Einsichtigen geht die Bedeutung von Fatima und seiner Botschaft Gott sei Dank immer mehr auf, gar wenn man die Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima im Lichte der Geschichte überdenkt. Versuchen wir das heute abends in drei Schritten:

1. Fatima und Portugal:

Im vorigen 19. Jahrhundert war das der Gottesmutter geweihte Portugal durch das Versagen der Politiker in einen Dauerzustand von Unruhe, Hass und Hader, Friedlosigkeit und Revolution geraten, der kein Ende zu nehmen schien.

Seit im ausgehenden 18. Jahrhundert unter dem Grafen Pombal die Freimaurer in Portugal an die Macht gekommen waren, die sich als ganz arge Feinde der Kirche und des Christentums erwiesen, ging es immer mehr abwärts. 1910 raubte dann ein Gesetz der Kirche gar jeden Besitz. Die Priester wurden für rechtlos erklärt, die Klöster wurden ohne jeden Grund aufgelöst und enteignet, die Ordensleute des Landes verwiesen. Viele Kirchen wurden damals entweiht und geschlossen. Sogar Bischöfe wurden aus ihren Diözesen vertrieben. Am 26. Mai 1911 prophezeiten die Generalversammlung der portugiesischen Freimaurer: „Durch das neue Gesetz (das unsere Regierung erlassen hat) wird in zwei Generationen der Katholizismus in Portugal vollständig beseitigt sein und mit ihm die Hauptursache der unglücklichen Lage, in der sich dieses unser Land befindet.“

Da kam das Jahr 1917. Vom 13. Mai 1917 bis zum 13. Oktober des gleichen Jahres erschien die seligste Jungfrau Maria mit ihrer vielsagenden Botschaft, die von den portugiesischen Katholiken immer mehr wirklich ernst genommen wurde.

Von da an wandte sich in Portugal das Blatt, nicht mit Gewalt und auch nicht auf einmal, aber doch so, dass fast von einem moralischen Wunder gesprochen werden kann. Der Unglaube ruhte zwar nicht. Es ergingen in der ersten Zeit nach den Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima immer noch scharfe antikirchliche Verbote und rigorose Vorkehrungen, um beispielsweise das Wallfahren nach Fatima zu unterbinden. Noch 1924 wurde während einer Nacht die erste bescheidene Gnadenkapelle, die am Ort der Erscheinungen Mariens errichtet worden war, in die Luft gesprengt. Die Gnadenstatue, die nach den Angaben der drei Seherkinder angefertigt worden war, blieb dabei auffallender Weise ganz unversehrt. Alle Machenschaften der Hölle konnten aber gegen die allgemeine moralische Erhebung des portugiesischen Volkes, die damals aufgrund der Beherzigung der Botschaft von Fatima einsetzte, nichts Entscheidendes mehr ausrichten. Maria, die Siegerin in allen Schlachten Gottes, war eben auf den Kampfplatz getreten und vermittelte dem portugiesischen Volk, weil es immer mehr die Botschaft von Fatima beherzigte, Ordnung und Frieden im Land; und die Regierung Portugals begann wieder nach christlichen Grundsätzen zu regieren.

Als dann im benachbarten Spanien der Bürgerkrieg ausbrach und die roten Horden hunderte von Kirchen anzündeten, zerstörten und entweihten, Priester zu Tausenden hinmordeten oder vertrieben und die rote Propaganda mit allen Mitteln, zuerst mit Lockungen, dann mit Drohungen, die Revolution über die Grenzen Spaniens hinüber nach Portugal zu tragen suchte, da machten die Bischöfe Portugals das Gelübde: wenn das Unbefleckte Herz Mariens Portugal vor der schrecklichen Geißel des gottlosen Kommunismus bewahrt, wird eine große gemeinsame Wallfahrt nach Fatima veranstaltet und das ganze Land dem Unbefleckten Herzen Mariens feierlich geweiht.

Das Vertrauen der portugiesischen Bischöfe wurde nicht enttäuscht. Während das benachbarte Spanien im Bürgerkrieg fast verblutete, bewahrte Portugal Ruhe und Ordnung. Trotz unmittelbarer Nachbarschaft Rotspaniens, trotz teuflischer Versuche der roten Agitatoren, die Revolution über die Grenzen Spaniens nach Portugal hineinzutragen, trotz der Unmöglichkeit eines bewaffneten Widerstandes konnte das Volk Portugals damals dennoch erfolgreich am moralischen und wirtschaftlichen Aufbau des Landes arbeiten.

Am 13. Mai 1938 erfüllten die Bischöfe, die Priester und Gläubigen Portugals in großer Einmütigkeit und in feierlichster Form ihr Gelübde und weihten sich und das ganze Land dem Unbefleckten Herzen Unserer Lieben Frau von Fatima.

2. Fatima und Russland:

Über die Bedeutung Fatimas für Portugal hinaus hätte Fatima eine Weltbedeutung gehabt, wie sich aus den geschichtlichen Zusammenhängen mit dem gottlosen Kommunismus in Russland klar zeigt. Bedenken wir diese Zusammenhänge:

Am 16. April 1917 erschien Lenin in St. Petersburg, um dort die kommunistische Revolution zu entfachen. Am 7. November 1917 war es dann soweit: Da triumphierte bereits in St. Petersburg und in Moskau der Bolschewismus, dessen Ziel es war, Russland und damit den Osten Europas, dann im äußersten Westen Europas Portugal zu erobern und schließlich vom Osten und vom Westen ganz Mitteleuropa in die Zange zu nehmen und so ganz Europa und zuletzt die ganze Welt kommunistisch in Flammen zu setzen.

Und gerade zwischen diesen bedeutungsvollen Daten der russischen Revolution: 16. April 1917 – 7. November 1917 – fanden auf portugiesischem Boden die sechs Erscheinungen Mariens in Fatima statt. Man sieht es deutlich: Als der Antichrist im Osten Europas einen weltbewegenden Kampf gegen Gott und alle gottgewollte Ordnung entfesselte, erschien im äußersten Westen die große Siegerin in allen Schlachten Gottes, um für die ganze Welt den einzigen weg des Heiles aufzuzeigen. Maria offenbarte die Heilmittel gegen das Weltübel des gottlosen Kommunismus und erklärte bei ihrer dritten Erscheinung, am 13. Juli 1917: „Wenn man meine Forderungen beachtet, wird sich Russland bekehren, und man wird frieden haben, wenn man das aber nicht tut, dann wird Russland seine Irrtümer über die ganze Welt verbreiten und Kriege entfesseln, viele der Guten werden das Martyrium erleiden, der Hl. Vater wird viel zu leiden haben, und verschiedene Nationen werden vernichtet werden“. Das war eine Warnung, wie sie deutlicher eigentlich gar nicht sein konnte. Das konnten damals die drei Seherkinder, die erst 10, 9 und 7 Jahre alt waren und aus ganz primitiven, kleinbäuerlichen Verhältnissen stammten, ganz unmöglich aus sich selber als Produkt ihrer kindlichen Phantasie erfunden haben. Das war letztlich Gott selbst, der damals durch Maria die Warnung der ganzen Menschheit gab. Man hat die Forderungen Marias in Fatima als auch bei uns viel zu wenig ernst genommen.

Erinnern wir uns wieder einmal an diese Forderungen Marias in Fatima, und versuchen wir sie wenigstens ernst zu nehmen:

Die 1. Forderung Unserer Lieben Frau von Fatima lautete:

„Tut Buße, bekehret euch!“

Es ist schon bei Lourdes viel zu sehr übersehen worden, dass auch dort die Botschaft der unbefleckt empfangenen Gottesmutter an die Welt bereits wörtlich so gelautet hat: „Buße, Buße, Buße!“ Man hat zu wenig beachtet, dass die Krankenheilungen, die in Lourdes geschahen und geschehen, genau wie die Krankenheilungen des göttlichen Heilands selbst doch nur Mittel zum Zweck sein sollten: nämlich die Seelen durch Umkehr und Buße zu retten!

„Bedenkt, dass so viele Seelen ewig verloren gehen, weil niemand da ist, der für sie betet und opfert!“ So lautet ein Wort Marias in Fatima. Und ein anderes Wort: „Wenn die Menschen wüssten, was die Ewigkeit ist, würden sie alles tun, um ihr Leben zu ändern“. Und noch ein solches Wort Marias damals in Fatima im Jahre 1917: „Wenn die Menschen fortfahren, den Herrn derart zu beleidigen, dann wird nicht viel Zeit vergehen, bis ein neuer, noch viel schlimmerer Weltkrieg ausbricht“.

Die Seherkinder Lucia, Jacinta und Francisco wurden beim kirchlichen Verhör gefragt, ob die Gottesmutter das Wort Buße gebraucht habe; sie antworteten: „Nein, aber das hat sie gesagt, die Menschen sollen sich ändern und bessern!“ da haben wir eigentlich treffend das Wesen der Buße ausgesprochen: Gesinnungsänderung, Besserung der Sitten, Wiederherstellung der verletzten Gottesordnung durch Änderung und Besserung der Menschen!

Dazu gehört vor allem das Sündenbewusstsein vor Gott, das heute leider in weitesten Kreisen fast vollständig geschwunden ist. Den Begriff Sünde hat man auszulöschen versucht und viele modernistische Theologen und Priester haben dabei mitgeholfen. Nun fehlt bei so vielen jedes Verständnis für sühne und Buße. Wie oberflächlich ist das Urteil darüber bei vielen! Wie leicht setzt man sich über die Sünde, über den Verlust der heiligmachenden Gnade, mit der Trennung von Gott durch die Sünde hinweg! Wenn Volks- und Menschenrechte angegriffen oder geschmälert werden, sind wir entrüstet und wehren uns dagegen mit Recht. Dass aber täglich durch eine Unsumme von Sünden unermesslich kostbare Werte der Übernatur zerstört werden, dass durch maßlose Übertretungen der sittlichen Ordnung die Ehre, die Majestäts- und Herrscherrechte Gottes verletzt werden, das lässt heute so viele Menschen nicht nur kalt und gleichgültig, sondern sie lachen und spotten noch darüber.

Die Sünde aber ist, wie uns der Glaube lehrt, eigentlich das einzig wahre Übel und alles Elend in der Welt kommt von der Sünde her: „Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod ...“ So schreibt der Hl. Paulus im Röm 5,12. Die immer noch drohende Weltkatastrophe ist nur eine Folge der heutigen Weltschuld! Dass diese Schuld derart angewachsen ist und in einem solchen Ausmaß die Gerechtigkeit Gottes herausfordert, daran ist jeder mitverantwortlich, der gesündigt hat, der eine mehr, der andere weniger; auch wir, alle ohne Ausnahme, haben unseren Teil dazu beigetragen.

Deshalb ergeht an alle der Ruf und die Forderung: Bereuen, sühnen, büßen, für sich selbst und für andere.

Es erscheint vielleicht vielen hart, heute, in einer Zeit, da sich die Menschen in unserem Land nach den furchtbaren Folgen des II. Weltkriegs einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet haben, von Buße zu reden, aber die Buße, die gefordert wird, müsste ja gar nicht in außerordentlichen Bußübungen bestehen, in Fasten, Nachtwachen und Selbstzüchtigungen, sondern nur im Verzicht auf alle Maßlosigkeit, auf alles Unerlaubte und Unsittliche. Aber auch das bringen so viele Menschen heute nicht mehr zustande. Von einer Nachfolge Christi aber im Sinn des freiwilligen Kreuztragens ist dabei erst recht nicht mehr die Rede. Heute versucht man leider auch im Raum der Kirche die Forderungen der Bergpredigt zu entschärfen, unseren Wünschen und Begierden, Treiben und Leidenschaften, der weichen Linie des Zeitgeistes und des Weltgeistes anzupassen, sowie dem Kreuz und dem Opfer aus dem Weg zu gehen. Fast auf der ganzen Linie herrscht der Geist des Minimalismus und des bequemen Nachgebens. In den Reihen der Gläubigen wissen viele nichts mehr von klaren Grundsätzen in der Geschlechtsmoral, in der Ehemoral. Man kennt nur noch das Genießen, das Konsumieren und das Frönen den eigenen Trieben. Und damit man das ohne Folgen tun kann, dazu hat man schließlich die Pille und wenn man auf diese etwa einmal vergessen hat und etwas passiert ist, dann gibt es ja die großartige Fristenlösung, den Holocaust der ungeborenen Kinder. Man weiß nichts mehr vom Wort des Herrn: „Wer mein Jünger sein will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“

Ach, wie Not täte die Buße, d.h. die Sinnesänderung, das echte Schuldbewusstsein und Schuldbekenntnis in ehrlicher Beichte und nicht in harmloser Bußfeier und dann auch die Besserung! (Als Katecheten haben wir einst den Kindern im Religionsunterricht für die Erstbeichte die 5 berühmten B beigebracht; sie wären für uns alle aktuell wie kaum je früher: Besinnen, bereuen, bekennen, bessern, büßen.)

Die 2. Forderung Unserer Leiben Frau von Fatima:

„Leistet Sühne auch durch den Rosenkranz!“

Immer wieder hat die den drei Kindern in Fatima erschienene Gottesmutter zu Werken der Sühne aufgefordert und die Kinder dafür gelobt, wenn sie sich spürbare Opfer ausdachten und auferlegten, um dadurch Gott Sühne und Ersatz zu leisten und so seine Gerechtigkeit zu versöhnen. Als ganz besonderes Mittel zur Versöhnung Gottes und zur Erlangung seiner Barmherzigkeit für sich und andere bezeichnete die Gottesmutter in Fatima den Rosenkranz.

Wie Gott oft recht bescheidene, in den Augen der Welt oft recht unbedeutende Menschen als seine Werkzeuge erwählt hat, um uns seine Heilswahrheiten zu offenbaren, so wählt sich Gott unter den Werken, die wir zur Ehre Gottes beisteuern können, auch oft nur das bescheidenste aus. Dadurch macht er uns selber bescheiden und lässt keinen stolz auf unsere eigenen Leistungen aufkommen. Seht, wir haben nun kaum ein Gebet, das nach außen hin schlichter, bescheidener und einfacher wäre als gerade das Rosenkranzgebet. Ja, es ist einfach, sehr einfach, vielen viel zu einfach, vielen dünkt es geradezu einfältig. Daum wird es selbst von gläubigen Katholiken, heute leider auch von Priestern, wenig geachtet und als eines gebildeten Menschen unwürdig abgelehnt. Und doch müssten gebildete Katholiken und erst recht die Priester aus der Kirchengeschichte heraus wissen, dass seit alten Zeiten das Rosenkranzgebet die Kirche vor den größten Gefahren bewahrt oder aus den größten Gefahren errettet hat. Papst Pius V. hat das Rosenkranzfest nicht zufällig zum Dank für den Sieg bei Lepanto über die weit überlegene Macht der Türken eingeführt, den er und die Truppen unter Don Juan d’Austria der Kraft des Rosenkranzgebetes zuschrieben. Und in der Zeit der Reformation blieben in den deutschen Landen jene Gebiete katholisch oder wurden es wieder nach der unglückseligen Glaubensspaltung, in denen der Rosenkranz nie verstummt oder wieder zu Ehren gebracht wurde. Mit dieser Waffe hat der Hl. Petrus Canisius mehrere deutsche Lande wieder katholisch gemacht. Ein anderer Petrus, P. Petrus Pavlicek hat uns mit dem von ihm organisierten Rosenkranzsühnekreuzzug vor vielen Jahren den Staatsvertrag und die Freiheit unseres Landes erbeten geholfen.

Nehmen wir es, liebe Gläubige, mit dem Rosenkranzgebet (in dieser schweren, krisenhaften, vom Weltkommunismus bedrohten Zeit) wieder ganz ernst, nicht bloß an jedem 13. Des Monats, sondern an jedem Tag. Und wenn es wirklich einmal nicht zu einem ganzen Rosenkranz reichen sollte, dann mindestens zu einem oder zwei Gesätzchen. Die Priester und Ordensleute aber sollten aus der ganzen Situation der Kirche und Welt heraus wieder einen kräftigen Impuls verspüren, ihren pflichtmäßigen, täglichen Rosenkranz noch gewissenhafter und andächtiger zu beten.

Zugegeben, die Tatsache der Erscheinung der Gottesmutter in Fatima ist kein Glaubenssatz und ihre Aussprüche an diesem Ort der Erscheinung sind keine allgemein verpflichtende Offenbarung. Und die Aufforderung der Gottesmutter, den Rosenkranz nach Möglichkeit täglich zu beten, ist kein göttliches Gebot. Die Mahnung und Bitte der letzten Päpste, der Aufforderung der Gottesmutter zum eifrigen Rosenkranzgebet, verpflichtet weder unter schwerer noch unter lässlicher Sünde. Deswegen aber kann man nicht sagen: Mich geht das alles nichts an. (Wen geht die drohende Weltkatastrophe nichts an?) wen geht der Zorn Gottes über die vielen Beleidigungen, die ihm in unserer Zeit zugefügt werden, nichts an? Wenn uns nun gesagt wird, dass uns gerade im Rosenkranzgebet ein besonders wirksames Mittel geschenkt ist, um den Zorn Gottes zu besänftigen und die Menschheit vor dem Untergang zu retten, braucht es da noch lang ein eigenes Gebot, damit wir uns entschließen, zum Rosenkranz zu greifen?

Man sollte nur immer wieder gewissenhaft und ehrlich überlegen, ob man nicht doch im Tagewerk die Viertelstunde unterbringen könnte, zu beten, eventuell aufgeteilt in den einzelnen Gesätzchen auf verschiedene Zeiten des Tages oder des Abends. Wo ein Wille, da ein Weg! Auch sogar vielen jungen Menschen, die zuerst gemeint haben, es gehe ganz unmöglich, jeden Tag einen Rosenkranz unterzubringen, haben es sich zuerst einmal für einen kürzeren Zeitabschnitt, etwa für eine Woche vorgenommen, und es gelang und sie kamen immer mehr auf den Geschmack, was es Schönes und tröstliches und Beglückendes ist, sich an Hand des Rosenkranzes in die Geheimnisse der Heilsgeschichte hinein zu meditieren.

Die 3. Forderung unserer Lieben Frau von Fatima:

„Weiht euch und die Welt meinem unbefleckten Herzen!“

Maria hat in Fatima folgende Worte gesprochen: „Es ist der Wille des Herrn, dass die Andacht zu meinem unbefleckten H erzen auf der ganzen Welt verbreitet und gefestigt werde; Jesus will, dass die ganze welt auch meinem Herzen geweiht werde.“ – „Ich werde kommen und die Weihe an mein unbeflecktes Herz verlangen!“ – „Wenn man meinen Bitten Gehör schenkt, werden unzählige Seelen gerettet werden, und es wird Friede sein. Wenn man es nicht tut, und wenn man fortfährt, den Herrn zu beleidigen, wird die göttliche Gerechtigkeit neue und schere Heimsuchungen verhängen.“ – „Schließlich wird mein unbeflecktes Herz triumphieren“

Aus solchen Worten geht klar hervor, dass die Gottesmutter selbst die Andacht zu ihrem unbefleckten Herzen ausdrücklich wünscht, ja geradezu fordert und verlangt. Es ist gewiss nicht jedem Volk gleich leicht, sich in diese besondere Art der Marienverehrung, gerade unter dem Bild des Herzens, zu vertiefen und sie in seine Gedanken- und Gemütswelt aufzunehmen.

Der Ausdruck und das Bild des „Herzens“ stammt aus dem Ideenschatz der Hl. Schrift. Wenn die Hl. Schrift das ganze Wesen eines Menschen, seine leiblichen und seelischen Eigenschaften, seine Gesinnungen, seinen Wert, seine verstandesmäßigen und gemüthaften Anlagen, kurzum die ganze Persönlichkeit eines Menschen mit einem Wort und Bild zusammenfassen, klarmachen und benennen will, dann spricht sie vom „Herzen“ des betreffenden Menschen. Dabei liegt der Hauptton zweifellos mehr auf der Seite des Inneren und Innerlichen, des Gemüthaften, ohne dabei das Äußere und das Verstandesmäßige auszuschließen. So spricht doch unsere deutsche Sprache von einem „guten Herzen“, von einem „goldenen Herzen“, um das Edle, Feine, Gütige an einem Menschen hervorzugeben. Vom „Mutterherzen“ singt und spricht die deutsche Dichtung so gerne und die Sprache der Liebe treibt doch eigentlich mit dem Wort und Sinnbild des Herzens einen ganz eigenen Kult.

Wir Katholiken haben uns die Verehrung der Person des Gottmenschen Jesus Christus in seiner menschlichen wie göttlichen Natur unter dem Begriff und Bild des „Herzens Jesu“ seit dem frühen Mittelalter zu eigen gemacht. Wir wissen, dass gerade deutsche Mystiker und Mystikerinnen es gewesen sind, wie der Hl. Hermann Josef, der große Meister Ekkehart, der selige Heinrich Seuse, die Hl. Gertrud d. Gr., die Hl. Mechthild von Magdeburg u.a., die die Andacht zum „Herzen Jesu“ grundgelegt haben; in der Mitte des 17. Jahrhunderts erhielt dann der Hl. Johannes Eudes (+1680) die Sendung, durch die Förderung der Herz-Jesu-Andacht die Gefahr des Jansenismus zu bannen. Mit ihrer rein verstandesmäßigen, eiskalten, überstrengen und unbarmherzigen Art wollte diese Irrlehre, den Frommen wie den Sündern, alle Freude und alle Hoffnung auf Gott und den Erlöser rauben.

Kurz darauf bestätigte der Heiland durch seine Offenbarung an die Hl. Margareta Maria Alacoque in den Jahren 1674-75, also vor genau 300 Jahren, die Andacht zum heiligsten Herz Jesu. Seitdem hat die Herz-Jesu-Verehrung in der Kirche ungeheuren Aufschwung genommen und ist aus dem öffentlichen Kult der Kirche und aus der privaten Frömmigkeit des wirklich gläubigen Volkes gar nicht mehr wegzudenken, auch wenn sie von modernistischen Priestern heute totgeschwiegen wird. Wir erinnern uns daran, dass zur Jahrhundertwende, im Jahre 1900, also vor genau 75 Jahren, Papst Leo XIII. die ganze Welt und die Menschheit feierlich dem göttlichen Herzen Jesu geweiht hat. Die letzten Päpste von Pius XI. bis Paul VI. haben die Herz-Jesu-Verehrung durch eigene Enzykliken zu fördern und zu vertiefen gesucht.

Die Andacht zum Herzen Mariens gewann nicht in gleichem Tempo wie die Herz-Jesu-Verehrung an Verbreitung. Aber um die Jahrhundertwende ging von Frankreich eine starke Welle der Förderung der Herz-Mariä-Verehrung aus. Damals wurde es in vielen katholischen Häusern u.a. auch üblich, die Bilder der beiden heiligsten Herzen Jesu und Mariä im Herrgottswinkel aufzuhängen. Und doch drang die Herz-Mariä-Verehrung nicht so stark ins Volk ein, vielleicht deshalb, weil man sie zu eng gefasst hat; sie war beinahe nur auf die Verehrung der Reinheit und Liebenswürdigkeit Mariens eingestellt und mehr Sache der Privatfrömmigkeit einzelner. Dabei hat damals die Devotionalienindustrie oft recht wertlose Bilder hergestellt, in denen das Herz Mariens oft schrecklich süßlich und kitschig zur Darstellung kam.

Durch Fatima aber hat die Herz-Mariä-Verehrung einen großen, Kirche und Menschheit umspannenden Inhalt, bekommen. Durch die Botschaft von Fatima ist allmählich die ganze Kirche – nicht nur in diesem oder jenem Land – reif geworden, um das neue Heilszeichen, das Gott für die Welt aufgerichtet sehen wollte, zu verstehen. Als dann während des II. Weltkriegs überall die leibliche und seelische Not furchtbar groß geworden war, da spürte Papst Pius XII., wie sehr die Menschheit das gütige Mutterherz brauchte, wie die Menschheit in ihrem tiefen Elend ein mächtiges Herz brauchte, wie die Menschheit in der sittlichen Verrohung ein ganz reines Herz brauchte; von der Botschaft von Fatima her erkannte Papst Pius XII., dass die Gottlosigkeit und der Gotteshass, die all überall am Werk sind gegen Christus und die Kirche, nur noch besiegt werden können durch ein für Christus und sein Reich sich ganz hinopferndes Herz.

All das sah dieser große Papst in vollendeter weise im unbefleckten Herzen Mariens gegeben, das das Herz des vollkommensten und Gott am nächsten stehenden Geschöpfes ist.

So weihte er am Höhepunkt des II. Weltkriegs die ganze Welt und Menschheit dem unbefleckten Herzen Mariens in einem ergreifenden Weihegebet. Der ganze tiefe Sinn dieser Weltweihe an das unbefleckte Herz Mariens, ja die ganze Bedeutung, Wichtigkeit und Berechtigung der Herz-Mariä-Verehrung überhaupt und deren Einordnung in unser Glaubensgut und in unser Frömmigkeitsleben wird uns aus dem herrlichen Schluss dieses Weihegebetes klar, wo es heißt:

„Dem Herzen deines Jesus wurde die Kirche und das ganze Menschengeschlecht geweiht; auf dieses Herz sollten alle ihre Hoffnung setzen! Es sollte für sie Zeichen und Unterpfand des Sieges und der Rettung sein. So sollen gleicherweise Kirche und Menschengeschlecht von nun an und auf ewig auch dir und deinem unbefleckten Herzen geweiht sein, du, unsere Mutter und Königin der Welt! Nunmehr möge deine Liebe und dein Schutz den Sieg des Reiches Gottes beschleunigen! Dich sollen seligpreisen alle Völker, miteinander und mit Gott versöhnt. Mir dir sollen sie von einem Ende der Welt bis zum anderen das ewige Magnificat der Glorie, der Liebe und der Dankbarkeit zum Herzen Jesu anstimmen! In ihm allein können sie ja die Wahrheit, das Leben und den Frieden finden.“

Nehmen wir die Weihe an das Herz Jesu und an das Herz seiner unbefleckt empfangenen jungfräulichen Mutter wieder ganz ernst, erneuern wie diese Weihe an die beiden heiligsten Herzen oft persönlich und mit den Familien und lassen wir sie zur Auswirkung kommen in unserem Leben und Sterben.

Der Segen dieser weihe wird sich dann immer mehr einstellen an uns und an allen, die uns nahestehen! Durch die Weihe an das göttliche Herz Jesu und an das unbefleckte Herz Mariens wollen wir erreichen, dass Gottes Strafgerichte uns erspart bleiben und wir, unsere Familien und Gemeinden vor dem gottlosen Kommunismus bewahrt bleiben.