Gute und bšse Geister, ihre Existenz und Wirksamkeit

 

Was denkt der moderne Mensch, was denkt der Katholik, der katholische Theologe von heute, was denkt die Kirche von heute Ÿber die Existenz und Wirksamkeit der Engel, der guten wie der gefallenen mit dem Teufel an der Spitze? Diese Frage ist nicht erst seit H. Haags ãAbschied vom TeufelÒ und dem Kasse fŸllenden Film ãDer ExorzistÒ wieder aktuell geworden. Sie wurde zuletzt im deutschen Sprachraum wieder ganz besonders aktualisiert durch den am 1. Juli 1976 erfolgen Tod der 23jŠhrigen Studentin Anneliese Michel in Klingenberg (Dišzese WŸrzburg), an der – weil angeblich besessen – im EinverstŠndnis mit dem zustŠndigen Bischof gemŠ§ Canon 1151 und 1152 des Codex Juris Canonici der feierliche Exorzismus vorgenommen worden war. In der ganzen Art, wie deutsche Zeitungen, vor allem der deutsche SŸdwestfunk in der Fernsehsendung ãReportÒ unter dem theologischen Beistand von H. Haag am 2. August 1976 darŸber berichteten, stand der Glaube an die Existenz des Teufels und seine Wirksamkeit als †berbleibsel aus dem ãfinsteren MittelalterÒ und Papst Paul VI. als mitschuldig am Pranger, der noch am 15. November 1972 erklŠrt hat, dass der Teufel schon am Beginn des ersten VerhŠngnisses fŸr die Menschheit steht, weil er ãder listige, unglŸckselige Versucher zur ersten SŸnde, zur UrsŸnde warÒ.  Dabei betonte der Papst sogar: ãWer die Existenz dieser RealitŠt bestreitet, stellt sich au§erhalb der biblischen und kirchlichen Lehre; desgleichen, wer daraus ein eigenstŠndiges Prinzip macht, das nicht, wie alles Geschaffene, seinen Ursprung aus Gott nahm; oder auch, wer es zu einer Pseudowirklichkeit erklŠrt, es fŸr eine erfundene, phantastische Personifikation der unbekannten Ursachen unseres Unheils hŠlt.Ò 1)

Solchen pŠpstlichen Worten gegenŸber mutet das, was Bischof Dr. J. Stangl von WŸrzburg in seiner ãErklŠrung zum Geschehen von KlingenbergÒ geschrieben hat, mindestens recht eigenartig an. Denn auf die Frage ãWas lehrt die Kirche Ÿber Teufel und DŠmonen?Ò hei§t es darin: ãDas Neue Testament sagt, Jesus habe DŠmonen ausgetrieben. In einigen kirchlichen LehrŠu§erungen ist vom Teufel die Rede. FŸr solche Aussagen gilt aber, was bei allem menschlichen Reden berŸcksichtigt werden muss: Es ist zu verstehen auf dem Hintergrund der jeweiligen Zeit und aus dem Zusammenhang, in dem es steht.

1.     Ein Blick auf das Weltbild der Bibel zeigt, dass sich der Mensch des biblischen Kulturraumes die Welt ohne DŠmonen nicht vorstellen konnte. Neben anderen EinflŸssen mag dazu auch das unmittelbare Erleben beigetragen haben, dass den Menschen das Bšse oft wie eine unentrinnbare  Macht anfŠllt, dass der Mensch in sich nicht selten einen Drang zum Bšsen verspŸrt. Dieses Weltbild wird auch von entsprechenden spŠteren kirchlichen €u§erungen vorausgesetzt, ohne dass es damit im Einzelnen als verpflichtender Teil der kirchlichen Lehre selbst angesehen werden muss.

 

2.    BerŸcksichtigt man den Zusammenhang, in dem solche Aussagen stehen, dann zeigt sich, dass es, wo vom Teufel oder von DŠmonen die Rede ist, letztlich immer um die Macht Gottes geht. Bibel wie kirchliche LehrŠu§erungen wollen also nicht eine Lehr Ÿber   d e n   Bšsen, eine ãSatanologieÒ entfalten. Es geht ihnen vielmehr einzig darum, zu sagen, dass Gott und nur Gott stŠrker ist als alles Bšse.

 

3.    AussagenŸber das Bšse oder den Teufel sind demnach dort falsch und widerstreiten dem Geist des Neuen Testamentes und der kirchlichen †berlieferung, wo sie differenziert etwas Ÿber das Wesen und Verhalten von Teufeln oder DŠmonen zu wissen glauben, ebenso wo sie eine Drohbotschaft beabsichtigen, den Menschen also Schrecken einjagen, anstatt vertrauen zu dem Gott zu wecken, der keinen ernsthaften Konkurrenten in dieser Welt haben kann ...Ò    2)

 

 

Abschied von Engeln und Teufel?

 

Oft sieht es heute tatsŠchlich so aus, als ob das ãAbschiednehmenÒ nicht blo§ vom Teufel und den Ÿbrigen gefallenen bšsen Engeln, sondern auch von den guten, Gott treu gebliebenen, immer mehr um sich griffe.    2a) Zum Beweis dafŸr – ganz abgesehen von der Reaktion auf den Fall von Klingenberg – zwei schlichte, aber vielsagende Beispiele aus dem katechetischen Bereich:

Das erste Beispiel: Im September 1973 fand in SaarbrŸcken im Rahmen einer Ausstellung Ÿber das Thema ãWelt der FamilieÒ auch eine vom Katechetischen Amt der Dišzese Trier veranstaltete Forumsdiskussion Ÿber die Frage statt: ãBringt der Religionsunterricht Unfrieden in die Familien?Ò Das Ergebnis der ernst und offen gefŸhrten Diskussion war: Der Religionsunterricht ist tatsŠchlich heute vielfach ein Stšrenfried in unseren Familien geworden. Wieso und warum? Eine Familienmutter nannte unter den Ursachen dafŸr vor allem die moderne Theologie, die neue Erkenntnisse gebracht habe, die nun im Religionsunterricht auch schon unseren Kindern vermitteln werden, wŠhrend die Eltern noch ãdie alten AuffassungenÒ vertreten. Als Beleg dafŸr wurde u.a. erwŠhnt: Die Eltern glauben vielfach noch an die Existenz der Engel, die Kinder aber kommen aus dem Religionsunterricht mit der Nachricht heim:  ãEs gibt keine Engel mehr!Ò   3)

Das zweite Beispiel: Im nett aufgezogenen, auch fŸr den Religionsunterricht bestimmten ãSt. Gabriel-Kinderkalender 1977Ò (herausgegeben von der ãGesellschaft des Gšttlichen WortesÒ, St. Gabriel, Mšdling bei Wien) steht auf dem Blatt fŸr den Monat Juli (S. 32) die Bemerkung des geistlichen Schriftleiters: ãBerta, Heinrich, Vroni und viele andere fragten mich: Warum hat Gott den Teufel nicht bestraft? – Ich habe mir die Antworten lange und grŸndlich Ÿberlegt. Hier sind sie ... Warum Gott den Teufel nicht bestraft hat? Der Teufel ist ja nur ein Bild fŸr das Bšse. Die Menschen haben immer wieder das Bšse bei anderen und auch bei sich selbst gesehen und sich gedacht: das muss doch irgendwoher kommen. Es genŸgt aber, wenn man sagt, dass es aus den Menschen kommt. Die Menschen kšnnen zwischen und sagen: Das hat der Teufel bewirkt. Wir selbst entscheiden uns, wir selbst wŠhlen das Gute oder das Bšse.Ò

Als 1966 der HollŠndische Katechismus die Existenz der Engel in Frage stellte und meinte: ãWas Ÿber sie (in der Hl. Schrift) gesagt wird, will nichts anderes verkŸnden als diese beglŸckende Botschaft: dass Gott sich auf tausenderlei Weise mit uns befasst ... Vom Teufel ist Entsprechendes zu sagen in entgegengesetzter Richtung. Er ist die Kraft, die sich uns in den Weg stelltÒ  4) , da forderte die vom Papst bestellte Kardinalskommission: ãDer Katechismus muss lehren, Gott habe au§er der sinnenfŠlligen Welt, in der wir leben, auch ein Reich reiner Geister geschaffen, die wir Engel nennen.Ò  5)

Man nahm diese Forderung kaum oder gar nicht zur Kenntnis. Im Gegenteil, so manche katholische Theologen, Seelsorger und Katecheten hielten und halten sich, wie die eingangs erwŠhnten Beispiele zeigen, nicht an die Weisungen Roms und des Papstes, der in seinem ãCredo des GottesvolkesÒ ausdrŸcklich auch den Glauben an die reinen Geister, die wir Engel nennen, fordert,   6) sondern an die Behauptungen des ãKirchenvaters der EntmythologisiererÒ Rudolf Bultmann (+ 31.7.1976), der die Engel, von denen in der Hl. Schrift so oft die Rede ist, fŸr Bestandteile eines mythischen Weltbildes hielt, von dem er sagte, es sei sinnlos und unmšglich, es dem Menschen von heute noch zuzumuten.  Es ist ja ãdurch die Kenntnis der KrŠfte und Gesetze der Natur der Geister- und DŠmonenglaube erledigtÒ   7) . Und ãman kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benŸtzen, in KrankheitsfŠllen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testamentes glaubenÒ. 8)  

Mit Recht hatte schon A. Winklhofer  9) darauf zur Antwort gegeben, ãdass das moderne Weltbild nicht von jener Geschlossenheit und Dichte ist, dass es fŸr transzendente Wirklichkeiten keinen Raum mehr bšte. Die Entmythologisierungstheologie hŠngt Ÿberhaupt, wie es scheint, daran, dass sie eine bestimmte Variante des modernen Weltbildes zugrunde legt, die durchaus nicht allgemein gŸltig ist ... Man kann die Engel wohl nicht dem Entmythologisierungsprozess unterwerfen, weil sie im modernen Weltbild schlechthin ãsinnlosÒ geworden seien, abgesehen davon, dass nach SchniewindÕs Antwort auf R. Bultmann (Kerygma und Mythos S. 113 ff) Christologie und DŠmonologie viel zu eng zusammenhŠngen.Ò

Dennoch glaubten katholische Theologen, die Entmythologisierung im Sinne R. Bultmanns so weit treiben zu kšnnen, dass man den ãAbschied vom TeufelÒ im gedruckten und gesprochenen Wort vehement propagierte  10) .

ãDer Teufel ist ja nur ein Bild fŸr das BšseÒ, wagt man heute Kindern ganz bedenkenlos und wohlŸberlegt beizubringen. Pius XII. hatte in seiner Enzyklika ãHumani generisÒ vom 12. August 1950 sein Befremden darŸber geŠu§ert, dass manche Theologen den Personcharakter der Engel leugnen. 1969 warf der franzšsische Dominikaner C. Duquoc die Frage auf, ob Satan, der gefallene Erstengel, vielleicht doch nur eine symbolhafte Personifizierung des Bšsen sei 11). A. Winklhofer hat darauf mit Recht bemerkt, dass mit der PersonalitŠt Satans ãauch die der Engel falle und damit in den zweiten Sturz, den jetzt Theologen dem Satan bereiten, nŠmlich einen Sturz ins Nichts, auch die Engel hineingerissen wŸrden, die doch offenkundig und unverkennbar im Aufbau der neutestamentlichen Heilsškonomie als Boten Gottes, als Mitwirker am Heil, als Organe Gottes selber, als ideale Vorbilder himmlischer Anbetung Gottes und des Lammes am Werk sind. Lšsen wir die Engel, sowohl die bšsen wie die guten, aus der neutestamentlichen Heilsstruktur heraus, dann bedeutet das zweifellos eine weitgehende Entdimensionierung des Neuen Testamentes und seiner TheologieÒ  12)

Zu den alten Leugnern der Existenz der Engel, zu denen neben den SadduzŠern (vgl. Apg 23,8) die Materialisten und Rationalisten sowie die liberalen protestantischen Theologen gehšren, gesellen sich heute also modernistisch eingestellte katholische Theologen, die ãin den biblischen Engelgestalten nur mythische Bilder sehen und die Entmythologisierung bis zu jenem Grad vorantreiben wollen, dass man unter den Engeln nichts anderes mehr verstehen darf als Symbole fŸr die gšttliche Wirksamkeit selbstÒ.  13)

Zugegeben, es gibt Texte in der hl. Schrift, in denen die Engel vielleicht tatsŠchlich nur als Symbol fŸr die gšttliche Wirksamkeit zu verstehen sind; vor allem kšnnte das fŸr manche Schriftstellen gelten, wo vom ãEngel JahwesÒ, vom ãEngel des HerrnÒ gesprochen wird (z.B. Gen 16,7 f; Gen 22,11 ff; Gen 31, 11.15; Ex 3,2.4-6). Auch ist zu beachten, dass an einigen Schriftstellen, wo nach dem hebrŠischen Text Gott selbst der Handelnde ist, in der Septuaginta-†bersetzung ein Engel genannt wird (z.B. Ex 4,24; Job 20,15). Auch von anderen Schriftstellen muss man wohl nach strenger kritischer Exegese zugeben, dass unter dem ãEngel des HerrnÒ Gott selbst zu verstehen ist, insofern er handelnd in die menschliche Geschichte eingreift und diese gestaltet (vgl. z. B. Gen 32,22-32; Ex 3,2.14.19; Zach 1,8-14; 2,27; 4,1-6). Vielleicht hat die ehrfŸrchtige Scheu vor dem Gottesnamen bei solchen Schrifttexten und in solchen Darstellungen mitgewirkt: man wagte nicht den hochheiligen Gottesnamen zu verwenden, sondern sprach dafŸr von einem Engel.

Zugegeben kann auch werden, dass in der Hl. Schrift jene Texte, in denen die Existenz und das Wirken der Engel bezeugt ist, erst seit dem babylonischen Exil an HŠufigkeit stark zunehmen, so dass man vermuten dŸrfte, dass gerade die BerŸhrung mit der religišsen Welt Babylons hier eingewirkt hat.  

Es wŠre aber eine všllig unberechtigte †bertreibung, wollte man in allen Engeltexten der Hl. Schrift nur mythische Bilder sehen, die einer radikalen Entmythologisierung bedŸrfen.

Zugegeben muss freilich auch werden, dass wir letztlich volle Sicherheit Ÿber die Existenz der Engel nur durch Jesus Christus gewinnen. Da aber er selbst die Existenz und die TŠtigkeit der Engel klar bezeugt, kšnnen wir die sicheren alttestamentlichen Texte Ÿber die Engel und auch jene neutestamentlichen Stellen, wo vom Heilshandeln Gottes durch die Engel gesprochen wird, nur so deuten, dass es nach dem Zeugnis Jesu Christi tatsŠchlich Engel gibt. Die Kirche aber hat uns herauf durch die Jahrhunderte gesagt, dass wir an die Existenz und Wirksamkeit der Engel, der guten wie der gefallenen bšsen, glauben kšnnen und sollen.

Dem Glauben an die von Gott geoffenbarte, in der Hl. Schrift klar bezeugte, vom kirchlichen Lehramt immer wieder – vor allem in der Liturgie – verkŸndete und auf Konzilien (IV. Lateranense, I. und II. Vaticanum) klar betonte Wahrheit von der Existenz der Engel als rein geistigen Geschšpfen kommt zwar keine vorrangige Bedeutung z u; auch hier gilt sicher die Mahnung des …kumenismusdekrets (Artikel 11) des II. Vaticanum, man solle ãnicht vergessen, dass es eine Rangordnung oder Hierarchie der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre gibt, je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen GlaubensÒ. Aber die Existenz der Engel, der guten wie der bšsen, bestreiten oder den Glauben an sie bezweifeln oder gar lŠcherlich machen, wŠre unchristlich. Es sei fŸr diese Behauptung ein sicher unverdŠchtiger Theologe, nŠmlich K. Rahner, zitiert: ãMan wird wegen der konziliaren Aussagen die Existenz von Engeln nicht bestreiten dŸrfen, man wird also (unbeschadet einer genaueren Interpretation der Einzelaussagen Ÿber die Engel und DŠmonen in der Schrift, die vielleicht auch mythologisch zeitgebundenes Vorstellungsmaterial verwendet, das nicht  in den Aussageinhalt eingetragen werden darf) daran festhalten (mŸssen), dass die Existenz von Engeln und DŠmonen in der Schrift ausgesagt und nicht blo§ als Hypothese vorausgesetzt wird, die fŸr uns heute wegfallen kšnnteÒ  14) .

Was speziell noch die gefallenen Engel mit dem Teufel an der Spitze betrifft, so hat der gleiche K. Rahner erklŠrt: ãDie Aussage Ÿber den Teufel darf nicht einfach als blo§e mythologische Personifizierung eines Bšsen in der Welt aufgefasst werden, die Existenz des Teufels darf also nicht bestritten werden.  Der Teufel darf aber so wenig wie die Ÿbrigen DŠmonen in einem absoluten Dualismus als eigenstŠndiger Gegenspieler Gottes verstanden werden, sondern nur als absolut endliche Kreatur, deren Bšssein von der Macht, Freiheit und GŸte des heiligen Gottes umfangen bleibt ... Die Lehre vom Teufel hat eigentlich einen sehr einfachen, mit Mythologie im eigentlichen Sinn nichts zu tun habenden Inhalt, nŠmlich: die Unheilssituation, die fŸr die Erlšsung vorausgesetzt und gleichzeitig als durch Gottes Gnade Ÿberwunden erkannt wird, ist nicht eine durch blo§e menschliche Freiheit konstituierte; sie ist mitkonstituiert durch kreatŸrliche Freiheit, die Ÿbermenschlich ist und die der menschlichen Freiheitsgeschichte vorausliegt ...Ò  15)

 

Das kirchliche Lehramt und die Existenz von Engeln und Teufel

Die direkten €u§erungen des kirchlichen Lehramtes in der Frage nach der Existenz der guten und der gefallenen Engel mit dem Teufel an der Spitze sind zwar nicht sehr zahlreich, aber doch vollauf hinreichend und klar:

  1. Zuerst sei auf die Glaubensbekenntnisse hingewiesen, die sehr frŸh schon ziemlich regelmŠ§ig betonen, dass Gott neben den sichtbaren auch ãunsichtbare WesenÒ (invisibilia), also Geistwesen, Engel, ins Dasein gerufen hat. Das wurde ausdrŸcklich auch von den Konzilien von Nicaea (325) und Konstantinopel (381) bestŠtigt, sowie vom I. Konzil von Toledo (400) betont (vgl. DS 125-150, 188).
  2. Die Wahrheit von der Erschaffung und Existenz der Engel, der guten wie der gefallenen, wurde dann ausdrŸcklich vom IV. Laterankonzil (1215) als Glaubenswahrheit hingestellt: ãFirmiter credimus et simpliciter confitemur ... Fest glauben wir und aufrichtig bekennen wir ..., dass Gott der eine Ursprung aller Dinge ist, der Schšpfer der sichtbaren und unsichtbaren, der geistigen und kšrperlichen. Er hat in seiner allmŠchtigen Kraft im Anfang der Zeit in gleicher Weise beide Ordnungen der Schšpfung aus dem Nichts geschaffen, die geistige und die kšrperliche, d. h. die Engelwelt und die irdische Welt und dann die Menschenwelt, die gewisserma§en beide umfasst, da sie aus Geist und Kšrper besteht. Der Teufel und die anderen DŠmonen sind von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, aber sie sind durch sich selbst schlecht geworden. Der Mensch jedoch sŸndigte auf Eingebung des Teufels. ã (DS 800)
  3. Auch das auf dem II. Konzil von Lyon (1274) dem Kaiser Michael Palaeologus abverlangte Glaubensbekenntnis gehšrt erwŠhnt, denn dort hei§t es: ãWir glauben an die Hl. Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Hl. Geist, den einen allmŠchtigen Gott ..., den Schšpfer aller Geschšpfe, von dem alles, in dem alles und durch den alles ist, was im Himmel und auf Erden an Sichtbarem und Unsichtbare, Kšrperlichem und Geistigem existiert ...Ò (DS 851).
  4. Das Unionskonzil von Florenz (1442) erklŠrte in der Bulle ãCantate DominoÒ fŸr die Union der Kopten und €thiopier: ãFirmissime credit, profitetur et praedicat Ecclesia ... Ganz fest glaubt, bekennt und verkŸndet die Kirche, dass der eine wahre Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist, der Schšpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Wesen ist. Aus seiner GŸte schuf er, wann er wollte, alle Geschšpfe, geistige wie kšrperliche. Sie sind gut, weil sie vom hšchsten Gut erschaffen wurden, doch verŠnderlich, weil sie aus dem Nichts erschaffen worden sind. Das Bšse besitzt keine Natur, weil alle Natur, insoweit Natur, gut ist ...Ò (DS 1333).
  5. Das I. Vaticanum hat sich in der Constitutio ãDie FiliusÒ die ErklŠrung des IV. Laterankonzils wortwšrtlich zu eigen gemacht und ebenfalls betont, dass Gott die geistige Welt der Engel ins Dasein gerufen hat (DS 3002).
  6. Auch auf das II. Vaticanum kann verwiesen werden; es verschweigt nŠmlich keineswegs die Engel- und DŠmonenlehre. ãWenn in unseren Tagen das Dasein und die Wirksamkeit der Engel und DŠmonen in Frage gestellt und vielfach geleugnet wird, mag man sich dabei auf manche ãAutoritŠtenÒ berufen, zu Unrecht jedenfalls auf jene des II. Vaticanum, denn aus diesem gingen Angelologie und DŠmonologie bestŠtigt und erweitert hervorÒ 16) .
  7. Papst Paul VI. hat in seinem ãCredo des GottesvolkesÒ vom 30. Juni 1968 dort, wo er vom Schšpfergott spricht, ausdrŸcklich auch den Glauben an die reinen Geister, die wir Engel nennen, gefordert. 17)
  8. Was speziell die Existenz des Teufels und der DŠmonen, also der gefallenen Engel betrifft, so hat die Glaubenskongregation – dem Beispiel des Papstes folgend, der am 15. November 1972 sehr eindringlich von der Existenz des Teufels und seiner Wirksamkeit gesprochen hat – Ende Juni 1975 ein Dokument herausgegeben und dieses ãals sichere GrundlageÒ empfohlen, ãum die Aussage des kirchlichen Lehramtes (zur DŠmonenlehre) neu zu bekrŠftigenÒ. Zwar wurde dieses Dokument als ãwenig hilfreichÒ fŸr die gegenwŠrtige Diskussion Ÿber Teufel und DŠmonen hingestellt  18) , von einem Alttestamentler aber, dem ungemein viel am ãAbschied vom TeufelÒ liegt, sogar als ãfragwŸrdiges ršmisches StudiendokumentÒ bezeichnet, an dem die enttŠuschende Tatsache sichtbar werde, dass man in Rom in der namenlosen Not der Kirche nichts Wichtigeres zu tun wei§, als die alte, herkšmmliche und im Grund heidnische Lehre von Teufeln und DŠmonen in aller Breite und behŠbiger Gewichtigkeit wieder aufzulegen und die Menschen zu ermahnen, nicht etwa fester an Gott zu glauben und auf ihn zu vertrauen, sondern fester an den Teufel zu glaubenÒ  19) . Dennoch meinen wir mit L. Scheffczyk, dass dieses Dokument hilfreich ist, weil es vor allem ãeinen ausfŸhrlich belegten schrift- und Traditionsbeweis fŸr die kirchliche GlaubenslehreÒ Ÿber die Existenz der gefallenen Engel bringt  20) . Man kann das Studium dieses Dokumentes nur wŠrmstens empfehlen  21) .
  9. Zuletzt gehšrt unbedingt auch noch beachtet, welche Rolle die Engel im Leben der Kirche, vor allem in ihrer Liturgie und im Fršmmigkeitsleben der GlŠubigen spielen. Die Kirche weist in ihrer Liturgie – wohlgemerkt auch in den einer grŸndlichen Revision unterzogenen liturgischen texten der Eucharistiefeier – hŠufig auf die Engel hin und ist von ihrer Existenz Ÿberzeugt; sie feiert das Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Rafael am 29. September und den Gedenktag der heiligen Schutzengel am 2. Oktober, sie lŠsst uns an jedem festfeien Dienstag die Votivmesse von den Engeln feiern, sie kennt eine eigene PrŠfation von den Engeln und schlie§t die beinahe 80 PrŠfationen, die es nun im neuen ãMissale RomanumÒ gibt, immer mit dem Hinweis auf die heiligen Engel ab, die in unser Dreimalheilig im Lobpreis auf Gott einstimmen. ãLex orandi – lex credendiÒ, das Gesetz des Betens folgt dem Gesetz des Glaubens, d. h. wie das Beten der Kirche ist, so glaubt sie auch. Und wenn dem nicht so wŠre, so wŸrde sie uns gerade in ihrer Liturgie erbŠrmlich belŸgen; die Kirche spricht nun in ihren liturgischen Gebeten hŠufig von den Engeln, sie glaubt darum auch an ihre Existenz und fordert gleichen Glauben auch von ihren Gliedern. So haben es jedenfalls auch die besten Sšhne und Tšchter der Kirche, die Heiligen gehalten. Von einem Heiligen, der in der Zeit unmittelbar vor Aufkommen der Andacht zu den ãSieben heiligen ZufluchtenÒ, deren fŸnfte die heiligen Engel sind, in unseren deutschen Landen gelebt und gewirkt hat, nŠmlich vom hl. Petrus Canisius (+1597 ist uns folgendes schšnes Gebet zu den heiligen Engeln erhalten:

ãIhr himmlischen Geister, ihr Diener Gottes! Da die stolzen, neidischen, hartnŠckigen und listigen bšsen Geister sich zu unserem  Untergang verschworen haben, so rufen wir euren Beistand an, auf dass die so gro§e Zahl ŸbermŸtiger, listiger und mŠchtiger Feinde weder im Leben noch im Sterben Ÿber uns siege. Steht uns bei, ihr heiligen Engel, kŠmpft Tag und Nacht getreu fŸr uns in diesem immerwŠhrenden Kampf! Besonders empfehle ich mich deinem Beistand, heiliger Engel, dem mich die gšttliche GŸte zum bestŠndigen Schutz anvertraut hat. Ich bitte dich, fŸhre mich Blinden, belehre mich Unwissenden, stŠrke mich Schwachen, beschŸtze mich UnwŸrdigen, fŸhre mich zurŸck, wenn ich in die Irre gehe, sporne mich TrŠgen an, wecke mich auf, wenn ich schlafe, hilf mir voran, wenn ich gehe. Hilf mir ganz besonders, dass jener letzte und schwerste Kampf, der mir mit den bšsen Geistern in der Todesstunde bevorsteht, fŸr mich einen glŸcklichen Ausgang nimmt, damit meine Seele in die Gemeinschaft von euch Engeln gelangt und nach errungenem Sieg freudig singen kann: ãZerrissen ist die Schlinge, und wir sind befreit!Ò (†Ps 124,7).Ò 22)

 

 

Fu§noten

1)   Zitiert nach der deutschen Wochenausgabe des Osservatore Romano vom 24.11.1972.

2)   Der volle Wortlaut der ãErklŠrung zum Geschehen von KlingenbergÒ war veršffentlicht in einer Sonderbeilage zum Amtsblatt der Dišzese WŸrzburg (14.8.1976) und in der Deutschen Tagespost, 17.81976, S. 8

2a) Eine ReprŠsentativumfrage der TŸbinger Wickert-Institute aus jŸngster Zeit ergab, dass jeder zehnte Einwohner der Bundesrepublik Deutschland die Existenz eines personalen Teufels bejaht, 89 Prozent glauben dagegen Ÿberhaupt nicht an einen Teufel oder halten ihn nur im Ÿbertragenen Sinn fŸr mšglich. In Bayern sind es neun Prozent, die es fŸr mšglich halten, dass ein Mensch vom Teufel besessen sein kann und dieser ausgetrieben werden muss.

3)   Deutsche Tagespost 19.9.1973, S. 10

4)   GlaubensverkŸndigung fŸr Erwachsene, Deutsche Ausgabe des HollŠndischen Katechismus, Nijmegen-Utrecht 1968, S. 534.

5)   ErgŠnzung zur GlaubensverkŸndigung fŸr Erwachsene, Freiburg 1969, S. 8.

6)   ãCredimus in unum Deum ... creatorem rerum visibilium, cuiusmodi est hic mundus, ubi nostram brevem degimus vitam, rerumque invisibilium, cuius generis sunt puri spiritus, quos etiam angelos appellamus ...Ò (Wir glauben an den einen Gott, den Schšpfer der sichtbaren Dinge, wie es diese Welt ist, auf der wir unser flŸchtiges Leben fŸhren, als auch der unsichtbaren Dinge, wie es die reinen Geister sind, die wir auch Engel nennen); vgl. dazu: F. Holbšck, credimus, Kommentar zum Credo Pauls VI., 3. Auflage, Salzburg 1973, S. 26 -27, 65 – 68.

7)   R. Bultmann, Neues Testament und Mythologie, in: Kerygma und Mythos I. Bd., S. 17.

8)   R. Bultmann, a. a. O. S. 18

9)   A. Winklhofer, Die Welt der Engel, Ettal 1960, S. 143 f.

10)  H. Haag, Abschied vom Teufel, Einsiedeln 1969; ders., Ein fragwŸrdiges Papstwort stiftet Verwirrung, in: SchwŠbische Zeitung, Stuttgart, 1.2.1973, S. 3; ders., Teufelsglaube. Mit BeitrŠgen von K. Elliger, B. Lang, M. Limbeck, TŸbingen 1974; ders. in der Fernsehsendung ãReportÒ des ARD am 2.8.1976, 20,15.

11)  C. Duquoc OP, Satan- Symbol oder Person?, in: Christus vor uns, Theologische Brennpunkte Bd. 8/9, Bergen-Enkheim 1969, S. 49 – 56.

12)  A. Winklhofer, Theol. Brennpunkte Bd. 8/9, S. 60; ders., Traktat Ÿber den Teufel, Frankfurt 1961, S. 7-70

13)  M. Schmaus, Der Glaube der Kirche, I. Bd. (MŸnchen 1969) S. 416.

14)  K. Rahner, Angelologie, in: Sacramentum Mundi I/ 1039

15)  K. Rahner, a.a.O.

16)  Vgl. G. Blasko, Die angelologischen Aussagen des II. Vat. Konzils, in: Oberrheinisches Pastoralblatt 1967, S. 197-206 u. 241 – 247.

17)  Vgl. Fu§note 6

18)  Christlicher Glaube und DŠmonenlehre, in: Herderkorrespondenz 29/1975, S. 379-381.

19)  H. Haag, Ein fragwŸrdiges ršmisches Studiendokument, in: Theol. Quartalschrift TŸbingen 156/1976, S. 28 – 34.

20)  L. Scheffczyk, Christlicher Glaube und DŠmonenlehre, Zur Bedeutung des Dokumentes der Kongregation fŸr die Glaubenslehre vom Juni 1975, in: MŸnchener Theol. Zeitschrift 1975, S. 387 – 396.

21)  Es sei auf die im Christiana-Verlag Stein am Rhein erschienen Kleinschrift ãChristlicher Glaube und DŠmonenlehreÒ und die darin enthaltene deutsche Ausgabe des Dokumentes mit guter EinfŸhrung von G. Huber empfehlend hingewiesen.

22)  Abgedruckt bei G. Huber, Mein Engel wird vor dir herziehen, Stein am Rhein 1969, S. 220 und in: F. Holbšck, Die sieben Heiligen Zufluchten, 2. Auflage, Salzburg 1976, S. 39 – 40.