70 Jahre Fatima

13. August 1987

Bei der Fatima-Sühnemesse am 13. Juli habe ich euch, liebe Brüder und Schwestern, im Geiste in da ferne Mexiko geführt zur Gnadenmutter von Guadalupe und ich habe euch, weil ich kurz zuvor von einer Pilgerfahrt dorthin zurückgekommen war, an die erste, kirchlich anerkannte Marienerscheinung vor dem neu bekehrten Indio Juan Diego erinnert.

Heute aber möchte ich wieder an die Marienerscheinungen in Fatima erinnern, denn der Hl. Vater, Papst Johannes Paul II. hat ja vor allem auch deshalb das Marianische Jahr 1987-88 ausgeschrieben, weil es heuer 70 Jahre her ist, seit die unbefleckt empfangene, jungfräuliche Gottesmutter in Fatima in Portugal den drei Hirtenkindern Francisco, Jacinta und Lucia erschienen ist.

Wir alle, die wir an die Botschaft von Fatima und ihre ungeminderte Aktualität glauben, möchten an diesem Abend des 13. August 1987 unserer himmlischen Mutter sagen: Wir kennen und bejahen deinen damals in Fatima aufgezeigten Friedensplan für die friedlose Menschheit und möchten die Bedingungen, die du für dessen Verwirklichung aufgezeigt hast, ernst nehmen und erfüllen.

Erinnern wir uns dabei zuerst wieder einmal kurz an das, was damals vor 70 Jahren in jenem Schicksalsjahr 1917 vom 13. Mai bis 13. Oktober in Fatima geschehen ist: Die seligste Jungfrau ist sechsmal den drei Hirtenkindern erschienen und hat ihnen jeweils eine für die ganze Welt bedeutsame Botschaft vermittelt. Zuletzt ist am 13. Oktober 1917 das Sonnenwunder vor den Augen von mindestens 70.000 Menschen geschehen: Der anhaltende Regen hatte an jenem trüben Tag die weite Cova da Iria in eine riesige Schmutzpfütze verwandelt und die wartenden Menschen total durchnässt: Als es Mittag geworden war, bat Lucia, das älteste der drei Seherkinder, die Menschen, sie sollten die aufgespannten Regenschirme schließen und mit ihr zusammen andächtig den Rosenkranz beten: Alle gehorchten. Plötzlich unterbrach Lucia das Gebet und rief: „Da ist sie, da ist sie!“ Wieder war – wie an den vorausgegangenen Monatsdreizehnten - über einer Steineiche jene geheimnisvolle Dame erschienen: Lucia wiederholte die schon früher an die erschienene Dame gerichtete Frage: „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?“ Die Antwort aber lautete: „Ich bin die Rosenkranzkönigin und will, dass man an diesem Ort zu meiner Ehre eine Kapelle erbaut.“ Ganz ähnlich war der Wunsch Mariens damals am 9. Dezember 1531 in Mexiko, gerichtet an den Indio Juan Diego, ganz ähnlich war der Wunsch Mariens damals im Februar 1858 in Lourdes, gerichtet an Bernadette. Aber mit dem Wunsch, dass man am Ort ihrer Erscheinung eine Kapelle erbaue, gab sich diesmal Maria nicht zufrieden. Maria empfahl dann ausdrücklich zum sechsten Mal, man möge fortfahren, täglich den Rosenkranz zu beten; nochmals kam sie schließlich auf den Hauptpunkt ihrer bisherigen Botschaften zu sprechen, auf Sühne, Buße, Umkehr und Gebet und sagte: „Die Leute sollen sich bessern und um Verzeihung ihrer Sünden beten!“ Traurigkeit überschattete die Züge Mariens, als sie zuletzt mit flehender Stimme sprach: „Die Menschen sollen den Herrn nicht mehr beleidigen, er ist schon zu viel beleidigt worden.“

Beim Abschied öffnete die seligste Jungfrau dann noch ihre Hände, die wie Sonnenlicht strahlten, und sie zeigte mit dem Finger auf die Sonne. IN diesem Augenblick schrie Lucia: „Schaut, die Sonne!“ Der Regen hatte plötzlich aufgehört, die Wolken rissen auseinander, die Sonnenscheibe wurde sichtbar. Mit einem Mal begann die Sonne mit ungeheurer Geschwindigkeit wie ein Feuerrad um sich selbst zu kreisen, sie warf gelbe, grüne, rote, blaue und violette Strahlenbündel durch die die Wolken, die Bäume, die Felsen, die Erde und die ungeheuer große Volksmenge in phantastische Farben getaucht wurden. Einen Augenblick hielt dann die Sonne an, dann begann der Tanz der Feuerscheibe von neuem. Und noch einmal stand die Sonne still, um dann ein drittes Mal den wunderbaren Anblick zu bieten, noch glänzender als zuvor. Atemlos standen die Menschen da und schauten und schauten. Das Schauspiel dauerte gut zehn Minuten. Es wurde von rund 70.000 Menschen beobachtet, unter denen sich nicht nur Gläubige, sondern auch Ungläubige, nicht nur ungebildete, schlichte, einfache, sondern auch gebildete und sehr kritische Menschen, Wissenschaftler und Journalisten befanden. Sie alle sahen die gleichen Phänomene und zwar genau an dem Tag und zu der Stunde, wie es Maria Wochen vorher angekündigt hatte. Noch ein Umstand, der im Untersuchungsprozess erhoben und allgemein bezeugt wurde, verdient Erwähnung: Nach dem Sonnenwunder waren zur allgemeinen Überraschung die Kleider aller Menschen, die eben noch total durchnässt waren, wieder vollständig trocken.

Warum erfolgte damals am 13. Oktober 1917 dieses wunderbare Geschehen des sogenannten Sonnenwunders von Fatima, auf das dann bald auch wunderbare Heilungen und auffallende Bekehrungen folgten? Doch wohl deshalb, um uns Menschen von der Echtheit der Erscheinungen der seligsten Jungfrau Maria zu überzeugen und um die außerordentliche Bedeutung der Botschaft Mariens in Fatima zu unterstreichen.

Es ging ja in jenem Schicksalsjahr 1917 über die gutgemeinten Mahnungen der besten, um das Heil ihrer Kinder besorgten Mutter hinaus um einen großartigen Friedensplan, den Maria in ihrem unbefleckten, mütterlichen Herzen für die unter dem ersten Weltkrieg und seinen schmerzlichen Auswirkungen leidenden und von einem neuen, noch schrecklicheren Weltkrieg bedrohten Menschheit entworfen hat. Dieser Friedensplan war kurz zusammengefasst in der Verheißung Mariens: „Wenn man m eine Bitten erfüllt, wird Russland sich bekehren, und es wird Friede sein!“

Worauf aber richteten sich damals die Bitten Mariens, in denen die Friedensbedingungen aufklangen?

1. Die erste Bitte Mariens in Fatima lautete: „Tut Buße!“ Leistet Sühne! Bringt Opfer und bekehret euch!“

Es ist schon bei Lourdes viel zu wenig beachtet worden, dass auch dort die Botschaft der unbefleckt empfangenen Gottesmutter bereits so gelautet hat: „Buße, Buße, Buße!“ Man hat wohl viel zu wenig beachtet, dass die Krankenheilungen, die in Lourdes geschahen und geschehen – genau wie die Krankenheilungen des göttlichen Heilands – doch nur Mittel zu dem einen Zweck sein sollten: nämlich die kranken Seelen zu heilen und zu retten durch Umkehr und Buße! „Bedenkt, dass so viele Seelen in äußerster Gefahr sind, auf ewig verlorengehen, weil niemand da ist, der für sei betet und opfert!“ So lautet ein Wort Mariens in Fatima. Und ein anderes Wort Mariens in Fatima warnt: „Wenn die Menschen fortfahren, den Herrn derart zu beleidigen, dann wird nicht viel Zeit vergehen, bis ein neuer, noch viel schlimmerer Weltkrieg ausbricht!“

Die Seherkinder Lucia, Jacinta und Francisco wurden beim kirchlichen Untersuchungsverhör gefragt, ob die Gottesmutter das Wort Buße gebraucht habe. Sie antworteten: „Nein, aber das hat sie gesagt, die Menschen sollen sich ändern und bessern.“ Da haben wir eigentlich eine ganz treffende Deutung dessen, was im biblischen Begriff für Metanoia-Buße gemeint ist, vor uns: Es besagt Änderung und Besserung der Menschen durch Wiederherstellung der verletzten und gestörten Gottesordnung!

Zu einer solchen Änderung und Besserung gehörte zu allererst das rechte Sündenbewusstsein, das heute leider in weiten Kreisen völlig geschwunden oder am Schwinden ist. Darum fehlt bei so vielen Menschen auch das Verständnis für Sühne und Buße und ihre Notwendigkeit. Wie leicht setzen sich doch heute viele Menschen über die Sünde, die Todsünde, über den Verlust der heiligmachenden Gnade mit der bewussten Trennung von Gott durch die Sünde hinweg!

Wenn Menschenrechte angegriffen, geschmälert oder verletzt werden, sind viele mit Recht empört. Dass aber Gottes Majestäts- und Herrscherrechte täglich durch eine Unzahl von Sünden verletzt und unzählige Werte der Übernatur zerstört und das Seelenheil zahlloser Menschen auf das schwerste gefährdet wird, berührt heute viele Menschen überhaupt nicht mehr und lässt sie gleichgültig und kalt. Dabei ist die Sünde, die Todsünde – wie uns der Glaube lehrt – eigentlich das einzige wahre Übel, und alles Elend in der Welt kommt letztlich von ihr her, wie der hl. Paulus im Röm 5,12 schreibt: „Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod...“ Auch die drohende Weltkatastrophe ist letztlich nur eine Folge der in zahllosen Sünden angehäuften Menschheitsschuld, die Gottes strafende Gerechtigkeit herausfordert.

Damit Friede in der Welt einkehren kann und jenes Volk sich bekehrt, das heute durch seine atheistisch-kommunistische Ideologie mit dem Ziel der kommunistischen Welteroberung den Weltfrieden am meisten bedroht, dazu erging und ergeht an alle der Ruf Mariens in Fatima mit der Aufforderung zu opferbereiter Buße, Sühne und Umkehr.

In unserer Zeit scheint das vielen höchst unmodern und wohl auch viel zu hart, heute, da sich die Menschen in unserem Lande nach zwei zerstörerischen Weltkriegen endlich einen, wenn auch vielleicht nur bescheidenen Wohlstand erarbeitet haben, von Opfer, Buße und Sühne zu reden, aber die Buße, die Maria vor 70 Jahren in Fatima gefordert hat, müsste ja gar nicht so sehr in außerordentlichen Bußübungen, in Fasten, Nachtwachen und Selbstkasteiungen bestehen, sondern nur im Verzicht auf alles Unerlaubte und unsittliche sowie im Verzicht auf alle Maßlosigkeit und Zuchtlosigkeit. Aber auch das bringen so viele Menschen heute nicht mehr zustande.

Hier wäre es Aufgabe gerade der gottgeweihten Menschen, der Priester und Ordensleute, aber auch der marianisch eingestellten Laien, Bedeutung und Wichtigkeit der gegenteiligen, also der klaren christlichen Haltung unter Beweis zu stellen gemäß jener pastoralen Parole, die schlicht und einfach lautet: „einfach anders leben“, nicht mit dem Strom schwimmen, nicht die Forderungen der Bergpredigt und die Forderungen Mariens in Fatima entschärfen und sie der weichen Linie des Zeitgeistes und Weltgeistes immer mehr anpassen im Sinn eines opferscheuen, religiös-sittlichen Minimalismus und Opportunismus, der die Grundsätze christlicher Sittlichkeit an die niedrigen Begierden, Triebe und Leidenschaften angleicht und die Begriffe Opfer, Kreuz und Sühne zu Fremdwörtern werden lässt, sondern wieder mehr Ernst zu machen mit der Forderung des Herrn, mit der sich Mariens Forderung in Fatima deckt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und so folge er mir nach!“

Pp Paul VI. hat vor 10Jahren, am 9. Oktober 1977 bei der Heiligsprechung des libanesischen Wundermönchs Charbel Makhlouf das vielsagende Wort gesprochen: „Die Kirche braucht heute mehr denn je Menschen, die sich als Opfer für das Heil der Welt in frei gewählter Buße und unaufhörlichem Gebet hingeben“.

Dieses Papstwort leitet sehr gut über zur zweiten Bitte Mariens in Fatima: Sie verlangte dort nicht bloß opferbereite Sühnehaltung und Buße, sondern auch viel Gebet.

2. Diese zweite Bitte Mariens, die wieder eine Friedensbedingung zur Verwirklichung ihres in Fatima kundgetanen Friedensplanes in sich schließt, lautete wörtlich so: „Betet! Betet viel! Betet um die Bekehrung der Sünder! Betet vor allem den Rosenkranz!“

Fatima und der Rosenkranz! Erinnern wir uns daran, wie Maria, die unbefleckt empfangene Gottesmutter, in Fatima den die Hirtenkindern nicht bloß mit einem Rosenkranz in den gefalteten Händen erschienen ist, sondern die Kinder und durch sie die gläubigen Menschen der ganzen Welt fast bei jeder Erscheinung zum eifrigen, möglichst täglichen, betrachtenden Beten des Rosenkranzes aufgefordert hat, und wie Maria sich zuletzt, am 13. Oktober 1917 ausdrücklich als Königin des hl. Rosenkranzes geoffenbart hat, deren Wunsch es ist, dass der Rosenkranz täglich gebetet wird!

Viele Gläubige haben in diesen 70 Jahren den Wunsch Mariens erfüllt, viele, allzu viele aber gibt es heute, auch sogar unter den Priestern und Ordensleuten, die den Rosenkranz beiseiteschieben, als sinnloses, wertloses Geplapper abtun, ja sogar verspotten und verhöhnen. Hier muss ich immer wieder an das denken, was der verstorbene Bischof Karl Leiprecht von Rottenburg vor einigen Jahren (3. Oktober 1971) in einem Hirtenbrief einleitend erwähnt hat: „Ein Geistlicher habe nach dem Gottesdienst seine Gemeinde auf den bei der Kirche gelegenen Friedhof an ein offenes grab geführt. Dort habe er die Anwesenden aufgefordert, ihre Rosenkränze in das Grab hineinzuwerfen. Als erster habe er selber das getan und sein Handeln mit den Worten begründet: „Begraben wir den Rosenkranz, er ist kein zeitgemäßes Gebet mehr!“ Der Bischof berichtete dann, wie er mit vielen seiner Diözesanen über diese „törichte, unerleuchtete, geistlose und ungeistliche Haltung“, die hinter solchem Tun eines Priesters stand, schockiert war. Dann erinnerte der Bischof seine Diözesanen daran, dass es heute leider tatsächlich so sei, dass viele Katholiken ihren Rosenkranz begraben, dass sie ihn in die Gruft der Vergessenheit gelegt haben. Zuletzt schrieb dieser deutsche Bischof den noch ansprechbaren Diözesanen wörtlich: „Begrabt euren Rosenkranz nicht! Verachtet ihn nicht! Legt doch wieder alle Überheblichkeit ab und haltet den Rosenkranz doch nicht für eine armselige Leier in der Hand alter Betschwestern! Nehmt ihn wieder einmal zur Hand und versucht wenigstens wieder, ihn zu beten, richtig zu beten! Es lohnt sich!“

Wie vielfach wird heute in Zeitschriften und Vorträgen dem modernen Menschen, auch dem katholischen Menschen der Wert fernöstlicher Meditationsmethode, wie sie etwa im Zen-Buddhismus oder im Yoga ihren Ausdruck findet, als Heilmittel gegen alle Gehetztheit, Gestresstheit und Gedankenlosigkeit empfohlen. Sogar kontemplative Ordenshäuser wie die des Karmel – so berichtete man mir zuverlässig – praktizieren heute schon solche Methoden. Im Rosenkranz hätten wir, wenn er richtig gebetet wird, nämlich in besinnlicher Betrachtung der Heilsgeheimnisse unseres christlichen Glaubens, längst das Mittel in die Hand gedrückt bekommen, das wirklich eine kostbare Hilfe zu echter Meditation und zu echter Innerlichkeit darstellt. Dabei ist dieses Mittel so einfach zu gebrauchen, dass auch der schlichte, einfache, intellektuell nicht verbildetet Mensch dabei mitkommt. Die Art und Weise, wie man je nach seiner leiblichen und seelischen Verfassung den Rosenkranz beten kann, reicht dabei vom bedachtsamen, besinnlichen Sprechen der Gebetsworte bis hin zur tiefsten theologischen Betrachtung. Dabei handelt es sich wahrlich nicht um eine fernöstliche Geheimwissenschaft oder Praxis, bei der man – wie es vorkommen soll – stundenlang seine eigene Nasenspitze betrachten muss, um zu sich selbst zu kommen. Beim Rosenkranz kreist der Beter nicht um sich selbst, er lässt sich vielmehr geistiger weise an der Mutterhand Mariens zu Christus hinführen, um das Wort Gottes zu vernehmen. Christi Tagen der Liebe, die zu unserem Heile gewirkt wurden, zu überdenken und daraus dann die Folgerungen zu ziehen für die rechte Selbstverwirklichung einer wahrhaft christlichen Persönlichkeit und für den Aufbau einer friedvollen Gemeinschaft in der Ehe, in der Familie, in der Gemeinde, in der Kirche, in der Volks- und Völkergemeinschaft des recht verstandenen Füreinander und Miteinander.

Viele Menschen erkennen heute im Stress, in der Hetze und Jagd unserer Zeit immer deutlicher, dass ein nur nach außen gewandtes, materialistisch und rationalistisch verengtes Leben uns nicht wahrhaft voranbringt. Wir müssen wieder Wege zum Wesentlichen und zur Innerlichkeit gehen. Der Rosenkranz könnte uns dabei – wie schon vielen, vielen Menschen vor uns – Ansporn und Orientierungshilfe sein!

Das war wohl die Absicht Mariens, als sie in Lourdes und dann sechsmal in Fatima das beten des Rosenkranzes so dringend empfahl und sogar zu einer der Friedensbedingungen für die Verwirklichung ihres Friedensplanes machte! Papst Paul VI. hat in seinem marianischen schreiben „Signum Magnum“ zum 50-Jahr-Jubiläum von Fatima 1967 und in seinem Apostolischen Schreiben „Marialis cultus“ von 1974 ausdrücklich darauf hingewiesen und dabei noch betont, wie viele Siege schon im persönlichen und im öffentlichen Bereich mit dem so sinnreichen und segensreichen Gebet des Rosenkranzes errungen worden sind! Papst Johannes Paul II. aber gibt uns in seiner zum 70-Jahr-Jubiläum erschienenen Enzyklika „Redemptoris mater“ so kostbare theologische Gedanken für das rechte betrachtende Beten des Rosenkranzes.

3. Die dritte Bitte Mariens in Fatima, in der eine letzte Friedensbedingung für die Verwirklichung des Friedensplanes unserer himmlischen Mutter aufklang, lautete so: „Weiht euch und die Welt meinem unbefleckten Herzen!“ wörtlich hat Maria in Fatima der Reihe nach bei den einzelnen Erscheinungen folgendes gesagt: „Es ist der Wille des Herrn, dass die Andacht zu meinem unbefleckten Herzen auf der ganzen Welt verbreitet und gefestigt wird. Jesus will, dass die ganze Welt auch meinem Herzen geweiht werde!“

„Ich werde kommen und die Weihe an mein unbeflecktes Herz verlangen ... wenn man meinen Bitten Gehör schenkt, werden unzählige Seelen gerettet werden und es wird Friede sein. Wenn man es nicht tut und wenn man fortfährt, den Herrn zu beleidigen, wird die göttliche Gerechtigkeit neue und noch schwerere Heimsuchungen verhängen.“ - „Schließlich wird mein unbeflecktes Herz triumphieren!“

Aus solchen Worten geht klar hervor, dass die Gottesmutter die Andacht zu ihrem unbefleckten Herzen ausdrücklich wünscht. Es ist gewiss nicht jedem Volk gleich leicht, sich in diese Art der Marienverehrung, gerade unter dem Bild des Herzens zu vertiefen und sie in seine Gedanken- und Gemütswelt aufzunehmen. Und doch wäre es wieder nicht so schwer, wenn man bedenkt, dass die Hl. Schrift unter dem Bildbegriff vom Herzen das Innerste und Innerlichste eines Menschen, seine innersten Gesinnungen in edler Güte, Liebe und Selbstlosigkeit meint. Gleiches gilt doch auch von der Sprache der Dichter: Vom guten, goldenen Mutterherzen singt und spricht doch gerade die deutschsprachige Dichtung so gerne und die Sprache der Liebe treibt doch eigentlich mit dem Wort und Sinnbild des Herzens einen ganz eigenen Kult. Und es ist so vielsagend, dass Papst Pius XII. inmitten des herzlosen Mordens des II. Weltkrieges erkannt und tief erfasst hat, wie sehr die Menschheit in ihrer schrecklichen Note ein liebevolles, gütiges Mutterherz braucht und wie die Menschheit in der sittlichen Verrohung ein ganz reines Herz nötig hat. Gerade von der Botschaft von Fatima her erkannte dieser große Papst, dass die Gottlosigkeit und der Gotteshass, die all überall im gottlosen Kommunismus gegen Christus und die Kirche am Werks sind, nur noch besiegt werden können durch ein für Christus und sein Reich sich ganz selbstlos hinopferndes Herz. All das sah Pius XII. in vollendeter Weise im unbefleckten Herzen Mariens verkörpert, das das Herz des vollkommensten, Gott am nächsten stehenden, reinsten und liebeglühendsten Geschöpfes ist. So weihte er am Höhepunkt des II. Weltkrieges die ganze Welt und Menschheit dem unbefleckten Herzen Mariens in einem ergreifenden Weihegebet. Der ganze tiefe Sinn dieser Weltweihe an das unbefleckte Herz Mariens, ja die ganze Bedeutung und Berechtigung der Herz-Mariä-Verehrung und ihre Zuordnung zur Herz-Jesu-Verehrung in unserem Frömmigkeitsleben wird uns aus dem herrlichen Schluss dieses Weihegebetes klar, wo es heißt:

„Dem Herzen deines Jesus, o Mutter und Königin der Welt, wurde die Kirche und das ganze Menschengeschlecht geweiht. Auf dieses Herz sollten alle ihre Hoffnung setzen. Es sollte für sie Zeichen und Unterpfand des Sieges und der Rettung sein. So sollen nun gleicherweise die Kirche und das Menschengeschlecht von nun an und auf ewig auch dir und deinem unbefleckten Herzen geweiht sein.

Nunmehr möge deine mütterliche Liebe und dein mächtiger Schutz den Sieg des Reiches Gottes beschleunigen! Dich sollen seligpreisen alle Völker, miteinander und mit Gott versöhnt. Mir dir sollen sie von einem Ende der Welt bis zum anderen das ewige Magnificat der Glorie, der Liebe und der Dankbarkeit zum Herzen Jesu anstimmen. Denn in Jesus Christus allein können sie ja die Wahrheit, das Leben und den Frieden finden.“

Nehmen wir die Weihe an das Herz Jesu und an das Herz seiner unbefleckten jungfräulichen Mutter wieder ganz ernst, erneuern wir diese Weihe an diese beiden heiligsten Herzen oft, persönlich und mit unseren Familien, und lassen wir diese Weihe, die gelebt sein will, auch Auswirkung kommen in einem Leben der Reinheit, Selbstlosigkeit und Liebe. Der Segen dieser gelebten Weihe wird sich dann immer mehr einstellen an uns und an allen, die uns nahestehen. Durch die gelebte Weihe an das göttliche Herz Jesu und an das unbefleckte Herz Mariens wollen wir erreichen, dass schrittweise alle Herzlosigkeit und Lieblosigkeit schwinden und uns dafür dann Gottes Strafgerichte erspart bleiben und wir, unsere Familien und Gemeinden vor dem gottlosen Kommunismus bewahrt bleiben. So wird der Triumph des unbefleckten Herzens Mariä vorbereitet und herbeigeführt.

Denken wir daran und helfen wir den Friedensplan Mariens verwirklichen durch Erfüllung ihrer drei Friedensbedingungen: Sühne und Buße, Gebet, vor allem im betrachtenden Rosenkranz und gelebte Weihe an die beiden heiligsten Herzen Jesu und Mariä!