Wallfahrt nach Maria Luschari
In jener Ecke, wo der Alpen-Drauzug, die Julischen Alpen und
die Karawanken zusammensto§en und zugleich drei LŠnder sich nachbarlich
berŸhren: Italien, …sterreich und Jugoslawien und drei Všlker einander
begegnen: die Italiener, die Slowenen und die Menschen deutscher Zunge, dort liegt
in fast 1800 m Hšhe vor einer imposanten Bergkulisse der Marienwallfahrtsort Maria
Luschari.
Dorthin sind – von frau Ida Loidl dazu eingeladen
– am Herz-MariŠ-Fest, 3. Juni 1978, 48 Wallfahrer gepilgert.
In S. Maria Loreto in Salzburg begann diese unsere
Pilgerfahrt mit einem schšnen Gottesdienst am Gnadenaltar des
ãLoretokindleinsÒ, von dem schon seit 1630 viel Segen ausgeht. Der
Wallfahrtsort Maria Luschari aber ist nicht erst seit 1630, sondern seit 1360
eine GnadenstŠtte.
Die Fahrt dorthin – auf der Autobahn bis Werfen, dann
durch das Fritztal bis eben im Pongau und dann wieder auf der Autobahn durch
den Tauerntunnel in den Lungau und durch den Katschbergtunnel nach KŠrnten,
vorbei am MillstŠttersee und Spittal an der Drau bis zur
šsterreichisch-italienischen Grenze in Arnoldstein – legten wir in
besinnlicher Sammlung, den Rosenkranz betend, zurŸck. Nach einer Mittagspause
ging es Ÿber die Grenze nach Tarvis. Von dort noch ein paar Kilometer weiter
bis Camporosso. Dort verlie§en wir den Autobus und stiegen um in die Gondel
einer Seilbahn, die uns in wenigen Minuten zur Hšhe hinauftrug. Hier standen wir – trotz des
begonnenen Sommermonats Juni –mitten im Schnee. Eine etwa 10 Minuten
dauernde Wanderung, die wir ebenfalls wie richtige Pilger betend durchfŸhrten,
kamen wir bei der Wallfahrtskirche Maria Luschari (italienisch ãMonte Santo
LussariÒ) an.
Hier beteten wir den dritten Rosenkranz, vor allem um den
Frieden zwischen den drei Všlkern, die sich hier begegnen und fŸr ein vereintes
christliches Europa.
(In den Rosenkranz eingefŸgt hielt uns Prof. Dr. F. Holbšck,
der geistliche PilgerfŸhrer auf dieser Pilgerfahrt, eine besinnliche Ansprache
in der uns auch die Geschichte des Wallfahrtsortes zur Kenntnis gebracht wurde
– Anmerkung der Redaktion.)
Im Jahre 1360 suchte ein Hirte von Camporosso unten im Tal
seine verlaufenen Schafe. Immer hšher und hšher ging das mŸhsame Suchen, bis er
am Gipfel von Luschari vor einer kleinen Felsnische seine Schafe vollzŠhlig
fand. Eigenartig, sie lagen auf den Knien vor einer lieblichen Statue Mariens
mit dem gšttlichen Kind. Die vernunftlose Schšpfung huldigte dem
menschgewordenen Sohn Gottes und seiner jungfrŠulichen Mutter! Ist es nicht gar
manchmal so, dass die vernunftlosen Geschšpfe mehr GespŸr fŸr das
Geheimnisumwitterte haben als der vernunftbegabte Mensch? Der staunende Hirte
nahm die Marienstatue und brachte sie ins Tal zum Pfarrer von Camporosso. Am
nŠchsten Tag aber war die Madonna wieder verschwunden. Man fand sie wieder am
Berg, wo der Hirte sie entdeckt hatte.
Der Patriarch von Aquileia wurde Ÿber den Vorfall
informiert. Er befahl, dass dort, wo man das Bild Mariens gefunden hatte, eine
kleine Kapelle errichtet werden sollte.
Die primitive erste Kapelle wurde zu Beginn des 16.
Jahrhunderts durch einen festen Kirchenbau ersetzt. Die Kirche, wie sie dann
bis zum ersten Weltkrieg stand, ging mit dem Glockenturm und den Seitenkapellen in die erste HŠlfte des 17. Jahrhunderts
zurŸck. 1645 wurde diese Kirche vom damaligen Bischof von Laibach feierlich
eingeweiht. Sie galt schon damals als das Dreivšlker-Heiligtum. Heute kšnnte
man es als ãHeiligtum des vereinten EuropaÒ bezeichnen.
Die Wallfahrt nach Maria Luschari erlebte eine sehr bewegte
Geschichte: Kaiser Joseph II. verbot 1786 die Wallfahrt und lie§ den Hochaltar
mit dem Gnadenbild nach Camporosso hinunterschaffen. Das Volk aber wehrte sich
und erkŠmpfte sich die Wiedergenehmigung der Wallfahrt. Mit Dekret vom 15.
September 1790 erlaubte der Nachfolger Josephs II., Kaiser Leopold, die Wiedereršffnung
der Kirche und die RŸckerstattung des Gnadenbildes. 1807 schlug in die Kirche
ein Blitz ein, sodass sie niederbrannte. Sehr rasch wurde sie aber wieder
aufgebaut. 1860 gab es zum 500-Jahr-JubilŠum der GnadenstŠtte einen ganz
gewaltigen Zustrom von Tausenden und Tausenden von Pilgern. Mehr als 100.000
Kommunionen wurden damals ausgeteilt. 1916 tobte in diesem Wetterwinkel das
Kriegsgeschehen zwischen …sterreich und in Italien. Die Italiener zerstšrten
dabei die Kirche fast vollstŠndig. Am Vorabend des Kriegseintritts Italiens
hatte man das Gnadenbild zu Tal gebracht, um es in Sicherheit zu bringen. Dabei
wurde Maria zur Pilgerin, denn das Gnadenbild verblieb einige Zeit in Villach,
in Klagenfurt, in Marburg und Drauburg, bis es nach Wiedererrichtung der Kirche
dorthin zurŸckkehren konnte am 24. Juni 1925.
Mit gro§er Feierlichkeit und unter gro§er, zahlreicher
Teilnahme von Pilgern aus den drei LŠndern wurde 1960 das 600-Jahr-JubilŠum der
GnadenstŠtte gefeiert. Die offizielle Wallfahrt beginnt Jahr fŸr Jahr am 24.
Juni und dauert bis zum ersten Sonntag im Oktober. An allen Sonn- und
Feiertagen gibt es dann viermal eine hl. Messe (9.00 Uhr, 10.30 Uhr, 12.00 Uhr
und 16.00 Uhr, an Werktagen zweimal, nŠmlich um 9.00 Uhr und 12.00 Uhr).
Wir waren also an jenem 3. Juni zeitlich etwas zu frŸh
daran, wie sich auch an den riesigen, fast zwei Meter hohen Schneewechten
zeige, von denen die Kirche noch eingehŸllt war. Dennoch war es ein schšnes Verweilen
an dieser GnadenstŠtte. In den beiden neben der Kirche befindlichen
DevotionaliengeschŠften und GaststŠtten wurde zuletzt noch eingekauft, bevor es
mit der Seilbahn wieder ins Tal hinunterging.
Die weitere Autobusfahrt fŸhrte uns dann am Abend dieses 3.
Juni Ÿber die Grenze zurŸck nach KŠrnten, wo wir im gastlichen Haus des
ãKreuzwirtsÒ in St. Niklas bei Drobollach am Faakersee unser Nachtquartier
bezogen.
Den Sonntagsgottesdienst am 4. Juni feierten wir zuerst als
kritische Beobachter in der schšnen, kunstgeschichtlich ungemein bedeutsamen
Wallfahrts- und Pfarrkirche von Maria Gail bei Villach wŠhrend der stark progressistisch gestalteten
Pfarrmesse mit, dann aber schlossen wir uns noch zu unserem eigenen
Pilgergottesdienst zusammen in einem schšnen, lateinischen Hochamt. Nach einer
kurzen Besichtigung der sehr schšn renovierten Kirche, die Ÿberaus sehenswert
ist, ging unsere Autobusfahrt weiter Richtung Heimat. Bevor wir aber den
Katschberg Ÿberquerten, stŠrkten wir uns noch bei einem guten, preiswerten Mahl
in einem sauberen Gasthaus in der kleinen Stadt GmŸnd in KŠrnten.
Die weitere Fahrt ging dann Ÿber den RadstŠdter Tauern. Auf
der Passhšhe priesen wir beim Blick auf die herrliche Bergwelt unserer Heimat,
in Dankbarkeit fŸr alles Gesehene und Erlebte, unseren Schšpfer und Herrn mit
dem Lied: ãDu gro§er Gott, wenn ich die Welt betrachte, die Du geschaffen durch
Dein Allmachtswort, wenn ich auf alle jene Wesen achte, die Du regierst und nŠhrest
fort und fort: Dan jauchzt das Herz, Dir, gro§er Herrscher, zu: wie gro§ bist
Du! Wie gro§ bist Du!Ò