Triduum zum Beginn des Marianischen Jahres :

6., 7., 8.Dez.1953

 

 

 

 

3. Die Weihe an Maria

 

Unser Gru§ an Maria, unsere Bitte an Maria. Und jetzt das Dritte noch: Unsere Weihe an Maria!

Weihe an Maria! Was ich darunter verstehe, mšchte ich euch noch sagen und erklŠren. Es geht mir zu allererst

1. um einen feierlichen Weiheakt, durch den wir uns jetzt dann fŸr dieses ganze marianische Jahr der lieben Gottesmutter, der Immaculata, anheimgeben, dass sie uns wŠhrend des ihr geweihten Jahres in besonderer Weise schŸtze und fŸhre, damit wir auf den Wegen Gottes wandeln und sie und ihren gšttlichen Sohn in diesem Jahr durch keine schwere SŸnde beleidigen. O wenn das gelŠnge in diesem marianischen Jahr, dann wŠre schon so viel erreicht. Denn ich muss es schon auch noch hier sagen, wie ich es schon zu ein paar Schwestern gesagt habe: Die Absicht des Hl. Vaters ist sicher nicht so sehr, dass in diesem Marianischen Jahr die Marienverehrung noch mehr gefšrdert wird, sondern ganz sicher dies, dass im Jahr der sŸndenreinen, makellosen Gottesmutter Gott weniger durch SŸnden beleidigt werde. Wenn das gelingt, ist viel erreicht. Und wenn dazu so ein Haus wie St. Josef durch ein Leben der Reinheit, der Fršmmigkeit und der Liebe einen Beitrag leisten kšnnte, so wŸrde das sicher der Immaculata eine ganz gro§e Freude machen.

So wollen wir uns jetzt dann, wenn der Chor sein Lied gesungen hat, der lieben Gottesmutter weihen. Jede soll dabei mitmachen. Ich bete das Weihegebet abschnittweise vor und ihr - die ehrwŸrdige Schwestern und ihr alle, liebe Kinder, sprecht es schšn gemeinsam, laut und feierlich nach.

Und mir kommt vor, wie wenn wir dadurch die vor ein paar Wochen vorgenommene Weihe an die hl. Schutzengel vollenden und kršnen wŸrden, wenn wir uns da in feierlicher Weise unter den Schutz der lieben Gottesmutter, der Kšnigin der hl. Engel stellen und sie bitten, dass sie uns in diesem ihr geweihten Jahr helfe, Leib und Seele rein zu bewahren und stark zu bleiben in allen Versuchen en, StŸrmen und Schwierigkeiten.

 

Diese Weihe an die unbefleckte Gottesmutter sollte dann oft, ja jeden Tag, besonders in Versuchungen und Schwierigkeiten erneuert werden. Immer wieder sollte man Tag fŸr Tag in diesem Marianischen Jahr die Gottesmutter daran erinnern; Du, ich habe mich dir geweiht, ich gehšre dir, ich habe mit dir gleichsam einen Vertrag geschlossen, also halte, was du versprochen hast, beschŸtze und beschirme mich. Ich will auch halten, was ich versprochen habe, ich will dir und deinem gšttlichen Sohne treu bleiben.

Ich wei§ auch so ein kurzes Weihegebet an die Gottesmutter, das man leicht jeden Tag beten kšnnte. - Da lebte in Rom ein tŸchtiger Jugenderzieher, der fromme, gelehrte Jesuitenpater P. Nikolaus Zucchi. Er hatte eine Schar junger Studenten um sich geschart. Als ihr Erzieher und SeelenfŸhrer musste er feststellen, wie manche von diesen jungen Menschen, als sie in die Entwicklungsjahre kamen und die StŸrme der Jugend zu toben begannen, ganz gro§e Versuchungen gegen die Reinheit bekamen und furchtbar ringen und kŠmpfen mussten und dabei leider gar manchmal eine schwere Niederlage erlebten. Da empfahl er all diesen, die schwer zu kŠmpfen und die sich schlechte Gewohnheiten angeeignet hatten, sie sollten jeden Tag in der FrŸhe nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengenen ein Ave Maria beten und dazu das Weihegebet ãO meine Herrin, o meine Mutter, dir bringe ich mich ganz dar und um dir meine Hingabe zu bezeigen, weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich selber ganz und gar. Weil ich also dir gehšre, o gute Mutter, so bewahre und beschŸtze mich als dein Eigentum.Ò Und P. Zucchi hat spŠter erzŠhlt, wie Tausende und Tausende die Kraft dieses Weihegebetes erfahren haben und stark geblieben sind in Versuchungen und Schwierigkeiten. Der Gedanke, dass sie ihre HŠnde, ihre Augen, ihre Ohren, Mund und Herz, Leib und Seele der Makellosen geweiht hatten, hielt sie sogar in ganz gro§en Gefahren vor dem Bšsen zurŸck.- Seht diese tŠgliche Weiheerneuerung an die Immaculata mšchte ich euch ganz warm empfehlen, nicht blo§ fŸr die Zeit, die ihr im Heim seid, sondern fŸr euer ganzes Leben. Ihr habt dieses kurze Gebet im Kirchenbuch Nr.555. Lernt es auswendig, betet es und dazu immer ein Ave. Und die Gottesmutter wird sich verpflichtet fŸhlen, auf euch ganz besonders zu achten und euch ganz bes. zu beschŸtzen, weil ihr ja ihr gehšrt, weil ihr ja ihr Eigentum seid. So wie ein feiner, ordnungsliebender Mensch auf sein Eigentum, auf seine Sachen achtgibt, dass sie schšn sauber bleiben und nicht verschmutzen, so macht es da die Immaculata mit euch.- Und diese Weiheformel in kŸrzerer Form kann man auch sonst tagsŸber bei Versuchungen und Schwierigkeiten leicht wiederholen, andŠchtig und vertrauensvoll: O meine Herrin, o meine Mutter, gedenke dass ich dein bin, bewahre mich, beschŸtze mich als dein Eigentum! - Ja, die Mutter Gottes ruhig beim Wort nehmen. Sie hat es denen, die sich ihr weihen, versprochen, sie ganz bes. zu beschŸtzen und zu beschirmen. Und es stimmt ja auch. Ein alter Spruch, hinter dem viel, viel Erfahrung steckt, lautet: Servus Mariae numquam peribit! min Diener Mariens geht nicht verloren!

Wie vielen jungen Menschen hat sie schon geholfen. Zwei Priester, P. Ludwig Esch SJ und Dr. Josef Maier haben in unserer Zeit Jugendliche und auch reife Menschen befragt, was ihnen Maria in der Jugendzeit, in den KŠmpfen und StŸrmen der Reifejahre bedeutet habe. Beide haben die Antworten in BŸchern veršffentlicht. Hunderte von jungen Menschen kommen da zu Wort und schildern in ergreifender Weise, wie ihnen Maria geholfen und immer wieder geholfen und wie ihnen das Ideal Mariens Halt und StŸtze in schweren Stunden war. Wie viele kšnnten dies bestŠtigen, bes. eben solche, die sich der Gottesmutter als Sodalen der MK in der Jugend geweiht hatten.

Nur braucht es dabei etwas, was unbedingt notwendig ist und das wŠre das Dritte, was ich unter dieser Weihe an Maria verstehen mšchte:

Man muss sich immer wieder neu begeistern fŸr Maria, fŸr diese Frau, die ganz rein und ganz schšn ist.

Aufschauen zu ihr in heiliger Begeisterung ! Wie schnšde und šde wird dann alle Sinnenlust, alle SŸndenlust, die zuletzt doch nur Gewissensunruhe und Ekel zurŸcklŠsst!

Aufschauen zu ihr, dieser unbeschreiblich reinen, feinen, edlen, mŸtterlichen Frau! Die kleine Bernadette hatte einem KŸnstler die schšne Dame die sie in der Grotte von Massabielle gesehen hatte, ausfŸhrlich beschrieben, damit er sie nachbilden kšnne in einer Statue. Und der KŸnstler gab sich viel, unsagbar viel MŸhe, das Bild der Immaculata so getreu als mšglich, so schšn als mšglich zu gestalten. Und als er fertig war, da wurde Bernadette gerufen. Sie musste ihr Urteil abgeben: Hat Maria so ausgesehen Da fing Bernadette zu weinen an. Ja, was ist denn? Stimmt es also nicht? Habe ich Maria nicht richtig getroffen? Und Bernadette antwortete: Ja, es ist schon so, wie ich sie beschrieben habe, aber sie ist ja viel viel schšner. Man kann das gar nicht schildern!

Schildern kann man's nicht, aber begeistern kann man sich fŸr so viel Schšnheit, fŸr so viel unverletzte Reinheit. Da sind ja die sogenannten Schšnheitskšniginnen, die Miss Europa und die Miss Amerika und wie sie alle genannt werden, armselige Fratzen dagegen.

Sich begeistern fŸr die Immaculata! Ich meine, Gott hat nicht blo§ deshalb Maria als einzige unbefleckt bewahrt vor der Erbschuld, dass sie die wŸrdige Wohnstatt des Sohnes Gottes werde, sondern auch, damit uns Maria immer wieder und immer wieder, wenn uns Triebe und Leidenschaften ins Schmutzige und Niedrige, ins Gemeine und Bšse niederziehen, immer wieder neu begeistere fŸr das Schšne, Edle, Reine. "Ich suche einen Menschen!" (Diogenes!) Hier ist er, der Mensch, wie Gott, der Schšpfer ihn gedacht und geplant hatte: Maria!

Ihr Šhnlicher werden, immer mehr und mehr, ihr anhingen, ihr treu bleiben und sich immer wieder an ihrer Mutterhand weiterfŸhren lassen hin zu ihrem gšttlichen Sohn: Per Mariam ad Jesum.

Weihe an Maria!

Vollziehen wir sie. Vertrauen wir uns ihr an im grenzenlosen Vertrauen, dass sie uns einmal gut hinŸberbringen wird in die Ewigkeit! Denn sie hŠlt, was sie verspricht. Halten auch wir unser Versprechen.

Ich schlie§e mit einem Beispiel:

 

Der hl. Pfarrer von Ars kommt eines Abends nach dem Engel-des-Herrn-LŠuten aus seiner Kirche, in der er wieder viele Stunden lang die Beichten von Hunderten gehšrt hatte. Das mag ein eigenartiges Beichten gewesen sein, denn meistens kannte er schon vorher den Seelenzustand dieser wildfremden, ihm vollstŠndig unbekannten Menschen, die da von ganz Frankreich, ja von ganz Europa zu ihm kamen, um ihre SŸnden abzuladen.- Der Heilige ging aus der Kirche, um in den Pfarrhof hinŸberzugehen, zum kŠrglichen Abendbrot. Viele Pilger haben sich auf dem Kirchplatz versammelt, um den Heiligen bei Gelegenheit aus der NŠhe zu sehen und seinen Segen zu empfangen. Aber der heilige Pfarrer scheint diese Menschen heute alle nicht zu sehen Er geht, wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, durch die Reihen der Leute durch auf eine schwarz gekleidete, verschleierte Frau zu, die sich still inmitten der Menge befand. Der hl. Pfarrer Joh. Vianney beugte sich zu dieser Frau herab und sagte zu ihr ganz deutlich: "Er ist gerettet!" Die Dame schaute verwirrt zum Heiligen auf. Er lŠchelte ihr gŸtig zu und sagte dann noch: "Er ist im Fegefeuer. Man muss fŸr ihn beten. Zwischen dem BrŸckengelŠnder und dem Wasser hat er noch Zeit gehabt, einen Akt der vollkommenen Reue zu erwecken. Erinnern Sie sich an den Monat Mai in Ihrem Zimmer. Obgleich glaubenslos, hat er sich zuweilen mit Ihnen vereinigt im Gebet vor dem Marienbild. Das hat ihm die Treue und ein letztes Erbarmen verdient."- Da leuchtete es in den Augen der Trauernden auf. Sie hatte den Pfarrer nie gesehen, er kannte sie nicht. Durch einen Zufall war sie vor wenigen Minuten erst nach Ars gekommen und hatte sich unter die Menge gekniet, um den Segen des Priesters zu empfangen. Jetzt wusste sie: Das kann nur eine hšhere Erleuchtung sein, was dieser h eilige Pfarrer ihr gesagt hat. Ihr Gatte hatte sich vor etlichen Wochen durch Sturz in einen Fluss freiwillig das Leben genommen. Da sie eine gro§e Marienverehrerin war und besonders im Mai so innig immer Maria angerufen und verehrt hatte und fŸr ihren glaubenslosen Mann gebetet hatte, war sie ganz verwirrt, dass Maria sie also nicht erhšrt und im Stich gelassen habe. Nun erfuhr sie von diesem Seher ins Jenseits, wie Ÿber alles menschliche Erwarten hinaus die Gottesmutter ihre Gebete erhšrt hatte.

Glauben wir, vertrauen wir, empfehlen wir uns und unser Anliegen und die der ganzen Welt der Gottesmutter Tag fŸr Tag in diesem marianischen Jahr. Weihen wir uns. Ahmen wir ihre Tugenden, ihre Reinheit nach. So wird sie auch uns Helferin und FŸhrerin durch diese Erdenzeit in eine glŸckliche Ewigkeit.