Fest der Unbefleckten
EmpfŠngnis Mariens
Ein Marienfest
ganz besonderer Art feiern wir heute. Es wird staatlicherseits in allen unseren
NachbarlŠndern nicht mehr gefeiert, wir aber verdanken es dem marianisch
gesinnten Bundeskanzler Julius Raab; er hat erreicht, dass dieses Fest - zum
Dank fŸr Mariens Hilfe beim Freiwerden unseres Landes - vom Nationalrat wieder
zum staatlich gebotenen Feiertag erheben wurde. Die Kirche windet heute am Fest
der Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens gleichsam ein kostbares Diadem um das Haupt
der Mutter unseres Herrn und Heilands. Und aus dem gro§en liturgischen
Liederschatz greift die Kirche heute das schšnste Loblied auf Maria heraus: "Tota
pulchra es Maria et macula originalis non est in te!Ò (ãGanz schšn bist Du
Maria, und der Makel der ErbsŸnde ist nicht an Dir!"
Man mšchte nun
meinen, dass Sšhne und Tšchter, die ein Lied Ÿber die Schšnheit ihrer Mutter zu
hšren bekommen, mit selbstverstŠndlicher Freude in dieses Lied einstimmen. Das
ist heute leider beim Lied Ÿber die Schšnheit und Heiligkeit der himmlischen
Mutter vielfach nicht mehr der Fall, weil viele nicht mehr verstehen und
begreifen, was es um diese Schšnheit Mariens ist.
Versuchen doch
wenigstens wir, die wir zum Festgottesdienst am Fest der Unbefleckten.
EmpfŠngnis Mariens in der liebtrauten Marienkirche St. Maria Loreto
zusammengekommen sind, einzudringen in dieses Festgeheimnis:
1. Machen wir uns
zuerst einmal klar, was denn das eigentlich hei§t, dass Maria unbefleckt
empfangen ist. Wir Ÿberwinden dabei dann gleichgŸltige VerstŠndnislosigkeit
diesem Festgeheimnis gegenŸber.
2. Dann Ÿberlegen
wir, wie es denn mšglich war und eigentlich sogar so sein musste, dass Maria
unbefleckt empfangen wurde. Das wird dann in uns demŸtigen Glauben an das
Gnadenwunder der Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens wecken und kindliche Liebe zu
ihr, der ganz schšnen und ganz reinen Mutter unseres Herrn und Heilands.
Ad 1) Was hei§t
denn das eigentlich, dass Maria unbefleckt empfangen wurde? Der Begriff âUnbefleckte
EmpfŠngnis Mariens` wird sehr oft missverstanden und verwechselt mit der
Tatsache, dass Maria den Sohn Gottes jungfrŠulich ohne Zutun eines Mannes, in
makelloser Reinheit empfangen hat. Ja, das ist auch eine Glaubenswahrheit, an
der wir unbedingt festhalten wollen und mŸssen; aber das ist nicht der
Glaubenssatz, den wir heute feiern. Heute gedenken wir vielmehr der Tatsache, dass
Maria selbst in jenem Augenblick, da sie von ihrer Mutter, der hl. Anna, empfangen
wurde, všllig makellos ins Dasein trat und bereits im ersten Augenblick ihrer irdischen
Existenz in einer Reinheit und Schšnheit der Seele erstrahlte wie solche sonst
keinem anderen Menschenkind geschenkt wurde in der Stunde, da es von seiner
Mutter empfangen wurde.
Das Dogma von der
Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens, wie es Papst Pius IX. am 8.Dez.1854 feierlich
definiert hat; bedeutet nichts anderes als dass in der Seele jenes auserwŠhlten
Menschenkindes, das einmal Mutter des Sohnes Gottes werden sollte, auch nicht
einen einzigen Augenblick lang jene besondere gnadenhafte NŠhe Gottes, jenes
besondere Innewohnen Gottes gefehlt hat, das wir meinen, wenn wir von der
heiligmachenden Gnade sprechen. In jenem Augenblick, da Maria im Scho§ ihrer
Mutter, der hl. Anna empfangen wurde, da Gott diesem werdenden Kind die unsterbliche
Seele erschuf und einhauchte, da ergoss sich unmittelbar die ganze FŸlle
gšttlichere Gnade In die Seele dieses neu geschaffenen Menschenkindes; Maria
wurde im selben Augenblick Gotteskind, da sie Menschenkind wurde. Im allerersten
Augenblick, da Maria zu existieren begann, war sie in der Gnade der Gotteskindschaft.
Das ist das Festgeheimnis des heutigen Tages, das ist der Sinn des Dogmas der
Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens. So hat es wortwšrtlich Papst Pius IX. damals, am
8.Dez.1854 erklŠrt: "Die seligste Jungfrau Maria ist im ersten Augenblick
ihrer EmpfŠngnis durch ein ganz einzigartiges Gnadenprivileg des allmŠchtigen
Gottes; im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlšsers des
Menschengeschlechtes vor jeder Makel der ErbsŸnde bewahrt geblieben."
In diesen Worten
des Papstes Pius IX. Ÿber den Glaubenssatz der Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens
werden wir auch schon darauf hingewiesen;
ad 2) wie es
mšglich war, ja, wie es eigentlich so sein musste, dass Maria Unbefleckt
empfangen wurde.
Es scheinen sich
da zwei GlaubenssŠtze ZU kreuzen und einander zu widersprechen: Da steht nŠmlich
einerseits das harte, eherne Gesetz von der ErbsŸnde, das ebenfalls feierlich
definiert und in der Hl. Schrift klar bezeugt und ausgesprochen worden ist in
dem Satz: "Durch einen Menschen ist die SŸnde in die Welt gekommen und
durch die SŸnde der Tod; und so ist der Tod auf alle Menschen Ÿbergegangen,
weil alle Im einen Menschen (im Stammvater Adam) gesŸndigt haben:" Das
Geheimnis, das diese Worte des hl. Paulus in sich schlie§en, nennen wir UrsŸnde
und ErbsŸnde: Der erste Mensch hat versagt, hat die Freundschaft vertrautester
Liebe mit Gott gebrochen. In der geheimnisvollen Zusammengehšrigkeit; Mit der
alle Menschen im Stammvater miteinander verbunden; aufeinander angewiesen und
fŸreinander in SolidaritŠt verantwortlich sind; hat der Stammvater Adam die
Befleckung durch den Verlust der Gottesfreundschaft auch auf alle seine
Nachkommen Ÿbertragen und geladen. Alle Menschen treten ins Dasein beladen mit
dem Makel einer verratenen Gottesfreundschaft, blo§gestellt und entstellt durch
die Untreue und Gottvergessenheit ihres gemeinsamen Stammvaters. Wir alle sind
Kinder eines VerrŠters und stehen als solche unter dem Schatten der Urschuld:
Wie eine schmutzige Schlammflut wŠlzt sich von den sŸndig gewordenen
Stammeltern der Strom der SŸndhaftigkeit durch die Menschheit. Mit einer
Notwendigkeit, der nichts entweichen kann, zieht dieser Strom der SŸnde jedes
neue Menschenkind in seine unreinen Fluten hinein: Alle Menschen kšnnen daraus
nur errettet werden durch den Erlšsertod Jesu Christi. Das ist die Glaubenswahrheit
von der Wirklichkeit des Gesetzes der UrsŸnde und ErbsŸnde.
Dem gegenŸber
hšrt es sich nun hšchst unwirklich wie ein schšner Traum an; dass Maria allein ohne
ErbsŸnde empfangen worden sein soll und dass vor ihr allein die Flut der SŸnde,
die sich durch die Mensch ergoss und ergie§t, Halt gemacht haben soll. Sie ist
doch auch eine Tochter Adams, und wie sie - wie wir alle - das menschliche
Leben aus langer Ahnenreihe geerbt hat, so muss Maria doch wohl, auch - wie
alle Ÿbrigen Menschen - die menschliche Natur mit der schmerzlichen Verwundung
durch die Ur- und ErbsŸnde empfangen haben. Wie soll das mšglich sein, dass
Maria ohne Makel der ErbsŸnde blieb?
Wir stellen diese
Frage nicht zweifelnd, sondern mit demŸtigem Glauben Mir kam da jene in den
Evangelien berichtete Begebenheit in den Sinn, wo der Heiland Jesus Christus
einen AussŠtzigen geheilt hat. Als der Mann, der ganz vom Aussatz bedeckt war,
Jesus erblickte, warf er sich vor ihm nieder und bat ihn: "Herr, wenn Du
willst, kannst Du mich rein machen!" Und der Herr antwortete dem
AussŠtzigen: "Ich will, sei rein!" Sofort wich der Aussatz von dem
armen Menschen. Mit dem starken Glauben des AussŠtzigen an Gottes Allmacht
mŸssen wir auch an das Gnadenwunder herantreten, durch das Gottes Allmacht
Maria nicht blo§ vom Aussatz der ErbsŸnde gereinigt, sondern davor bewahrt hat:
Gott konnte Maria unbefleckt vor der ErbsŸnde bewahren: Und Gott wollte Maria unbefleckt
vor der ErbsŸnde bewahren, weil es sich so fŸr Mutter und Kind geziemte. Das
war der schlichte Beweis, ja gewisserma§en der Schlachtruf, mit dem die VorkŠmpfer
des Dogmas der Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens, voran der kŸrzlich vom Papst
seliggesprochene Franziskaner-Gelehrte Johannes Duns Scotus im Mittelalter
Mariens makellose Reinheit und Begnadigung und Freiheit von der ErbsŸnde schon
im Augenblick ihrer EmpfŠngnis verteidigt haben:
Daus potuit,
decuit, ergo et fecit. Gott konnte es, es geziemte sich so also tat er es auch.
Deus potuit: Gott
konnte Maria unbefleckt vor der ErbsŸnde bewahren. Darin liegt die scheinbar selbstverstŠndliche,
aber doch einzige Antwort auf unsere Frage; wie dieses gro§e Gnadenwunder der
Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens mšglich war: Der Herr des Gesetzes kann vom
Gesetz eine Ausnahm machen und zwar so, dass dennoch die Allgemeinheit des
Gesetzes gewahrt bleibt. Eine Ausnahme bestŠtigt die Regel. Gott konnte auch
vom Gesetz der ErbsŸnde eine Ausnahme machen und zwar so, dass dennoch die Allgemeinheit
dieses Gesetzes und die sich daraus ergebende Allgemeinheit der ErlšsungsbedŸrftigkeit
aller Menschen bestehen blieb. FŸr den AllmŠchtigen unendlich weisen Gott
bestand darin gar keine Schwierigkeit; dass Maria als Adamstochter wie alle
Ÿbrigen Menschen von der ErbsŸnde erlšst werden musste und dass sie dennoch
keinen Augenblick mit ihr befleckt worden war. Durch ein besonderes Gnadenprivileg
des allmŠchtigen Gottes kraft der Verdienste Jesu Christi, des Erlšsers des
Menschengeschlechtes, konnte Maria von der ErbsŸnde erlšst werden, ohne je mit
ihr befleckt gewesen zu sein.