Betrachtungen beim Triduum vor dem Fest des reinsten Herzens Mariae, 8. Feb. 1949

Wir wollen uns auch heuer  wieder durch ein feierliches Triduum auf das Fest des reinsten Herzens Mariae vorbereiten.

Dass diese besondere Vorbereitung auf dieses schšne fest Ihres Ordens das zugleich Patroziniumsfest unserer Kirche ist, heuer ganz besonders am Platze ist, ist wegen verschiedener UmstŠnde leicht

Da ist einmal die Tatsache zu nennen, dass die gro§e Herz Jesu- und Herz Mariae Verehrerin aus ihrer Ordensfamilie, Mutter Maria vom gšttl. Herzen Droste zu Vischering vor 50 Jahren, am 8.Juni heimgegangen ist in die Herrlichkeit Gottes.

Da ist dann weiter die Tatsache zu nennen, dass es 50 Jahre her ist, seit Papst Leo XIII. am Herz Jesu Fest, den 9.Juni 1899 zur Jahrtausendwende die ganze Welt dem gšttl. Herzen weihte, veranlasst durch die ehrwŸrdige Mutter Maria vom gšttl. Herzen: Immer dringender war in ihr wŠhrend der langen Zeit ihrer schmerzvollen Krankheit das BedŸrfnis geworden, die ganze Menschheit dem gšttlichen Herzen ihres geliebten Jesus geweiht zu sehen. In diesem Sinne schrieb sie im Juni 1898 an Papst Leo XIII. Ihr Brief wurde nicht beantwortet. Aber von Rom aus erkundigte man sich Ÿber die Ordensfrau, und man hšrte von ihrer BerŸhmtheit, die sich Mutter Maria vom gšttl. Herzen in ganz Portugal durch ihre erleuchtete Klugheit, durch ihr heiligmŠ§iges Leben und Leiden bereits erworben hatte. Als Mutter Maria vom gšttl. Herzen im Januar des folgenden Jahres 1899 ihre Bitte wiederholte, antwortete der Papst im April, dass er beim nŠchsten Herz Jesu fest die gewŸnschte Weihe vollziehen werde. Die fromme Bittstellerin sollte dies auf Erden nicht mehr erleben. Am Vorabend des Festtages durfte sie den Ruf des gšttlichen BrŠutigams vernehmen: Veni sponsa mea, columba mea, coronaberis...!

Und eine weitere Tatsache: Der gro§e Fšrderer der Herz Mariae Verehrung auf dem pŠpstlichen Thron, wurde damals vor 50 Jahren zum Priester geweiht und feiert am 2. April sein goldenes PriesterjubilŠum und sein 10jŠhriges PapstjubilŠum. Der Hl. Vater weist selber auf diesen Zusammenhang hin in seiner ersten Enzyklika, die er in die Welt hinaussandte. Damals, am Anfang seines glorreichen Pontifikates vor 10 Jahren schrieb er:

"Der geheime Ratschluss des Herrn hat Uns ohne Unser Verdienst die WŸrde und BŸrde des hšchsten Hirtenamtes in dem Jahre zufallen lassen, in dessen Verlauf die vom verewigten Papste Leo XIII. um die Jahrhundertwende und an der Schwelle eines Hl. Jahres vollzogene Weihe des Menschengeschlechtes an das Heiligste Herz des Welterlšsers ihre vierzigste Wiederkehr feiern kann. Mit welcher Freude, Ergriffenheit, innerster Zustimmung haben Wir damals - ein junger Levit, der soeben sein Introibo ad altare Dei hatte sprechen dŸrfen - das Rundschreiben "Annum sanctum" gleich einer Stimme vom Himmel begrŸ§t!  Mit welcher Inbrunst erschlossen wir Unser Herz den Gesinnungen und Absichten dieses wahrhaft von der Vorsehung gefŸgten Aktes eines Papstes, der die Hšhen und Tiefen, die offenen und verschwiegenen Nšte seiner Zeit beherrschend Ÿberblickte! Wie sollten Wir daher nicht heute von hei§em Danke gegen Gott erfŸllt sein, der das Erstlingsjahr Unseres Hohenpriesteramtes mit jener bedeutungsreichen und teuren Erinnerung aus dem Erstlingsjahr Unseres Priestertums zusammenfallen lie§? Wie sollten Wir nicht freudigen Herzens die Gelegenheit ergreifen, um die Huldigung vor dem Kšnig der Kšnige und dem Herrn der Herrscher gleichsam zum Stufengebet Unseres Pontifikates zu machen, im Geiste Unseres unvergesslichen VorgŠngers und in getreuer Verwirklichung seiner Ziele? ...  Aus der Verbreitung und Vertiefung der Andacht zum Gšttl. Erlšserherzen, die in der Weihe des Menschengeschlechtes an der Jahrhundertwende.... ihre erhebende Kršnung fand, ist unsagbarer Segen erflossen fŸr ungezŠhlte Seelen - ein starker Lebensstrom, der die Stadt Gottes mit Freude erfŸllt. Welche Zeit bedŸrfte dieses Segens dringender als die gegenwŠrtige? Kann man nicht auch auf dieses enger Zeitalter das entlarvende Wort der GehOffb anwenden: "Du sagst: Ich bin reich, ich habe †berfluss und brauche nichts mehr. Und du wei§t nicht, dass du elend und erbŠrmlich bist, arm, blind und blo§!"(GehOffb 3,17)?

So sieht der Papst die Bedeutung der Weltweihe an das gšttliche Herz Jesu an der Jahrtausendwende vor 50 Jahren. Und was er dann in den 10 Jahren seines Pontifikates tat, um diese Bedeutung der weihe der Welt immer noch mehr zu unterstreichen, war dies, dass er die Welt auch noch dem Unbefleckten Herzen Mariens weihte und die Herz Mariae Verehrung gleichsam als integrierenden Bestandteil der echten Herz Jesu Verehrung fšrderte und den GlŠubigen empfahl, wie bisher noch kein anderer Papst. Gerade in dieser furchtbaren Zeit sollten wir uns eben voll starken Vertrauens der trostvollen Wahrheit bewusst werden: "Gott ist die Liebe!"

Aber wir Menschen vermšgen diese Liebe nicht zu ergrŸnden. Es ist uns, als ob wir da in hellstes Sonnenlicht schauten. Und doch, selbst tausend Sonnen wŠren nur ein schwaches Licht von der LichtfŸlle und der WŠrme der gšttlichen Liebe. Darum hat sich uns Gott in Seinem menschgewordenen Sohne geoffenbart. Im gšttlichen Herzen Jesu, das sich bis zum letzten Blutstropfen fŸr uns hingegeben hat, vermšgen wir die Grš§e der gšttlichen Liebe schon leichter zu erfassen. Aber auch dieses Herz ist noch ganz umleuchtet von den Lichtfluten und Flammenblitzen der Gottheit. Erst das unbefleckte Herz Mariens ist uns so menschlich nahe, dass wir in diesem vollkommenen Abbild des gšttlichen Herzens einigerma§en die Liebe Gottes zu ahnen vermšgen. Durch Maria zu Jesus. Und durch das gšttliche Herz Jesu zum Vaterherzen Gottes. Das ist der Weg des Lebens fŸr uns schwache Menschenkinder. Wir begreifen es doch allmŠhlich, warum gerade unser HI. Vater immer wieder darauf hingewiesen hat, dass die Herz Jesu Verehrung immer stŠrker ergŠnzt werden soll durch die Verehrung des unbefleckten Herzens Mariae. Das Ziel dabei aber ist, wie schon gesagt wurde, durch Maria zu Jesus, durch die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariae zu immer tieferer Herz Jesu Verehrung durch Leben und Tat. Und als Lohn dafŸr dann: Friede, Sieg der Wahrheit und der Gerechtigkeit Ÿber Lug und Trug und Gottlosigkeit!

Der Hl. Vater hat diesen Zusammenhang so schšn ausgesprochen in seinem Weihegebet an das Unbefleckte Herz Mariae:

"Dem Herzen Deines gšttlichen Sohnes, (o Mutter der Barmherzigkeit), wurde die Kirche und das ganze menschliche Geschlecht geweiht! Auf ihn sollten alle ihre ganze Hoffnung setzen! Er sollte fŸr sie Zeichen und Unterpfand des Sieges und der Rettung sein! So weihen wir uns auf ewig auch dir, deinem unbefleckten Herzen, o Mutter und Kšnigin der Welt! Deine Liebe und dein Schutz sollen den Sieg des Reiches Gotte beschleunigen! Alle Všlker, die im Frieden mit sich und mit Gott, sollen dich selig preisen! Mit dir sollen sie von einem Ende der Welt bis zum andern das ewige Magnifikat der Glorie, der Liebe und Dankbarkeit zum Herzen Jesu anstimmen. In ihm allein kšnnen sie die Wahrheit, das Leben und den Frieden finden!"

Aus diesen geschichtlichen Zusammenhangen heraus wollen wir also das reinste Herz Mariae in diesen Tagen der Vorbereitung auf das Fest innig verehren und anrufen. Und leuchtend gro§ mšge in diesen Tagen das Mutterherz Mariae vor uns stehen als goldener SchlŸssel gleichsam, der uns die Tiefe des Reichtums im Herzen Jesu erschlie§t, und als mahnendes Vorbild fŸr unser eigenes oft so mŸdes, trŠges, verzagtes und wankelmŸtiges Herz.

In allem aber, von der Herz Mariae Verehrung und von der Herz Jesu Verehrung gelte wieder das Wort des gro§en Augustinus, das er in seinen Bekenntnissen geschrieben hat: "Redeamus ad cor, ut inveniamus rum!" Kehren wir zurŸck zum Herzen, damit wir Ihn finden. ZurŸck zum Herzen, zurŸck zur Innerlichkeit! Und weg von aller €u§erlichkeit, von aller OberflŠchlichkeit, von aller Halbheit und Lauheit. ZurŸck zur Tiefe! Das Herz muss in Ordnung sein, dann ist der ganze Mensch gesund. Und im geistlichen Leben kann unser wankelmŸtiges, schwaches, verzagtes Herz nur in Ordnung kommen, wen es geformt wird nach den zwei heiligsten Herzen Jesu und Mariae:

Eine Zeitungsnachricht soll uns da gleichsam fŸr unsere erste Betrachtung die VorŸbung abgeben: Im Volksboten vom 3. Februar 1949 steht folgendes:

 "In Wien wurde ein Mann erstochen. Der Rettungswagen brachte ihn auf die Unfallstation. "Herzalarm" war gegeben worden, d.h.es werden alle klinischen Vorbereitungen fŸr eine schwierige Herzoperation getroffen. Durch diese sinnreiche Ma§nahme des Alarms, der sich schon bei der Verladung des Kranken und beim Tempo des Krankenwagens auswirkt, sind schon viele Menschen von der Hand tŸchtiger €rzte, die es verstehen, Operationen am verwundeten Herzen durchzufŸhren, gerettet worden. Auch diesmal ging der Arzt mit allen Mitteln moderner Chirurgie an die Behandlung des schwierigen Falles. Der Fall war insofern schwierig, als die Untersuchung ergab, dass der Tod trotz aller Raschheit der Hilfe bereits vor 10 Minuten eingetreten war. Trotzdem begann man die Operation: Der Brustkasten wurde gešffnet und der Herzmuskel massiert. Atmung mit reinem Sauerstoff wurde durchgefŸhrt und einige Liter Blut wurden in den Kšrper des VerunglŸckten geleitet. Nach 10 Minuten Massage fŸhlte der Arzt den Herzmuskel in seiner Hand zucken - ein unerhšrtes Ereignis. Bald wies das Herz normalen Pulsschlag auf, nach 20 Minuten atmete auch die Lunge wieder, die Haut fŠrbte sich wieder rštlich. Aber die €rzte hatten den Tod nicht besiegt, so sehr sie sich auch bemŸhten, den Brustkorb wieder schlossen und mit krŠftigen Injektionen um das Leben bemŸht waren. Es gelang nicht. Zwei Stunden nach der Operation hšrten Puls und Atmung auf, der Bedauernswerte, der das Opfer eines Raufboldes gewesen war, der in einer Weinhalle mit seinem Messer blindlings zugestochen hatte, "starb zum zweiten Mal", wie die Zeitungen verkŸndeten. (Alles kam wieder zurŸck: Die Atmung, der Puls, die Kraft der Lunge und die Kraft des Herzens, nur eines nicht, dessen Macht und Kraft kaum fassbar ist: die S e e l e). "

Europa, das Abendland, die ganze Welt, die ganze Menschheit liegt todkrank darnieder, weil es sich losgesagt hat von Gott: Da kommen zwei Arzte, zwei gro§e PŠpste, Leo XIII. und Pius XII. und sagen es der todkranken Menschheit durch die Weihe der Welt an das Herz Jesu und an das Herz Mariae: Redeamus ad cor, ut inveniamus eum....ZurŸck zum Herzen, damit wir Ihn wiederfinden, der da ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben!"

RŸckkehr zum Herzen, RŸckkehr zum Leben, RŸckkehr zur Innerlichkeit aus der Verflachung und VerŠu§erlichung, durch treue, tiefe, praktisch geŸbte Herz Jesu- u. Herz Mariae Verehrung: Deren Geist, deren Gesinnung muss wieder lebendig werden in der Menschheit, nur dann gibt es Rettung und Heil!

So steht also das reinste Herz Mariens vor uns und sagt uns und der ganzen Welt: Rein sein ist alles, metanoia, Umkehr, Bu§e, Wegwendung von der SŸnde, hin zu Gott, dem unendlich Reinen, unendlich Heiligen durch das Vorbild und dusch die FŸrbitte jenes einzigartigen Menschenherzens, das allein von allen makellos rein geblieben ist vom ersten Augenblick der EmpfŠngnis bis zum letzten Augenblick, da dieses Herz stille stand, um am Herzen Gottes, am Herzen des Sohnes weiterzuschlagen in nie mehr endendem GlŸck und Jubel!

Das reinste Herz in der EmpfŠngnis, in der Bewahrung, in der Gesinnung:

a)   In der EmpfŠngnis:

Das Dogma von der Unbefleckten EmpfŠngnis, dem Maria selbst das Siegel der Wahrheit und Echtheit aufgedrŸckt hat, da sie der hl. Bernadette in Lourdes erschien und ihr auf die Frage, wer sie, die schšne Dame, sei, die bekannte Antwort gab: "Ich bin die Unbefleckte EmpfŠngnis!" So sehr gehšrt dies zum Wesen Mariens, so sehr macht dies die Herzmitte ihres ganzen Seins aus, dass sie von sich nicht blo§ sagen kann: Ich bin die unbefleckt Empfangene, sondern: Ich bin die Unbefleckte EmpfŠngnis. So wie z.B. im 1. Brief des hl. Johannes von Gott gesagt wird: Gott ist die Liebe, weil sich diese Eigenschaft wie jede andere Vollkommenheit gŠnzlich mit dem Wesen Gottes deckt und eins damit ist: Gott hat nicht blo§ Liebe, sondern er ist die Liebe; so Šhnlich, in einem fŸr ein Menschenkind hšchst mšglichem Ausma§, kann da Maria von sich sagen: Ich bin die Unbefleckte EmpfŠngnis, in ihr deckt sich diese Eigenschaft gleichsam mit ihrem Wesen, weil sie in ihrer Reinheit etwas Einmaliges, etwas Einzigartiges ist: Ganz rein bist du Maria, ganz schšn bist du und der Erbschuld Makel ist nicht an dir!

Und diese Reinheit in der EmpfŠngnis wird in der Hl. Schrift schon auf ihren ersten Seiten ausgesprochen, wenn da von Maria gesagt wird, dass sie, diese Frau der Verhei§ung in so unmittelbarer und radikaler Todfeindschaft zum Bšsen steht: Einmal ist es dem Satan gelungen, eine verderbliche Freundschaft mit einem Weibe anzuspinnen, und zwar mit einem Weibe, das von Gott als die Mutter aller Lebendigen gedacht war, nicht blo§ Mutter des natŸrlichen Lebens, sondern durch die Vererbung der Paradieses Gaben auch fŸr das ŸbernatŸrliche Leben. Darum setzt Gott in dieser gro§en Verhei§ung ein neues Weib entgegen, wiederum ein besonders auserwŠhltes Weib, das in Feindschaft gegen Satan stehen soll und diese Feindschaft nie aufgegeben wird, keinen Augenblick lang und keinen Finger breit. So ist fŸr dieses Weib der Verhei§ung, fŸr Maria, jede Gemeinschaft mit dem Teufel ganz und gar ausgeschlossen. Es kann daher der Gewalt und Herrschaft Satans nie unterstehen. Die Hl. Schrift aber lŠsst keinen Zweifel darŸber aufkommen, dass die SŸnde und nur die SŸnde Gemeinschaft mit dem Teufel in sich birgt: "Wer sŸndigt, stammt vom Teufel", hei§t es im 1 Jo 3,8. FŸr die seligste Jungfrau ist damit jeder Makel der SŸnde verneint. Sie darf auch nicht im geringsten damit belastet sein, weil sonst von ihr eine Gemeinschaft mit dem Teufel behauptet werden musste.

Und diese Todfeindschaf Mariens zum Teufel sollte nicht blo§ fŸr den Augenblick der 7mpfangnis gelten, sondern fŸr das ganze Leben:

Auch Reinheit in der Bewahrung vor jeder, auch der geringsten persšnlichen SŸnde ist Maria eigen. FŸr das ganze Sein und Leben dieses auserwŠhlten Menschenkindes sollte diese Todfeindschaft zu Satan Geltung haben, das aber bedeutet vonseiten des Teufels: Ansturm und Kampf gegen die AuserwŠhlte Gottes! "Der Drache verfolgte das Weib, das den Knaben geboren hatte"(GehOffb 12,13) Und welchen Erfolg hatte dieser stete Ansturm des Satans gegen die unbefleckt Empfangene? Welchen Ausgang nahm dieser Kampf? Die GehOffb gibt wieder die Antwort darauf, wenn es gleich darauf v.14-16 hei§t: "Da wurden dem Weibe die zwei gro§en FlŸgel des Adlers gegeben, dass es in die WŸste fliehe an den Ort, wo es, von der Schlange fern, eine Zeit ernŠhrt werden solle. Da schleuderte die Schlange aus ihrem Rachen dem Weibe Wasser nach, einem Strome gleich, damit der Strom sie mit sich rei§e. Aber die Erde kam dem Weibe zu Hilfe. Die Erde šffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen geschleudert hatte". Nichts anderes soll hier gesagt werden, als dass Gottes besonderer Gnadenschutz die Unbefleckt Empfangene bewahrte und alle AnschlŠge des bšsen Feindes zunichtemachte. Gott selbst, der sich Maria erwŠhlt hatte -templum Dni, sacrarium Spiritus Sancti - fŸhrte sie in steter Unverletztheit bis zum Ziele ihres Lebens. Die reinste Gottesbraut blieb durch ihr ganzes Leben hindurch fŸr den Teufel unerreichbar. Nie konnte er ihr schaden. Die Gnade ihres Erlšsers, der sie in ihrer EmpfŠngnis schon geheiligt hatte, blieb Siegerin gegenŸber allem feindlichen Ansturm. Maria blieb stets die Makellose und SŸndenreine, die Heilige und GnadenerfŸllte.

Den Tatbestand der steten SŸndenreinheit Mariens hat die Kirche in einem Dekret des Trienter Konzils feierlich zum Ausdruck gebracht. Da hei§t es: "Wenn jemand behaupten sollte, der einmal gerechtfertigte Mensch kšnne in seinem ganzen Leben alle, selbst die geringen SŸnden ohne besonderes Gnadenprivileg Gottes meiden - so wie die Kirche es von der seligsten Jungfrau annimmt - der sei im Banne!"(D833). Es ist also, so wird hier auf dem Trienter Konzil gesagt, die feste †berzeugung der Kirche: Maria hat das ganz besondere Gnadenprivileg Gottes besessen, kraft dessen sie imstande war, durch ihr ganzes Leben hindurch von jeder SŸnde und Unvollkommenheit sich frei zu bewahren.

Den beredtsten Ausdruck fŸr diese gŠnzliche SŸndenreinheit Mariens hat Augustinus geprŠgt, wenn er saget: "Wenn von SŸnde die Rede ist, so will ich ganz und gar nicht, dass dabei Maria in Frage kommt, um der Ehre des Herrn willen!"

Wie Augustinus die einzigartige Reinheit Mariens auf ihre Mutterschaft zurŸckfŸhrte und sie zu einer Ehrenfrage fŸr den gnadenmŠchtigen Sohn Mariens machte, so blieb es stets in der kath. Marienlehre: Treffend u. kurz hat der hl. Thomas von Aquin diese Gedanken zusammengestellt in der Summa theol. III q27 a4): "Die Gott zu einem Werke auserwŠhlt,  bereitet er darauf so vor und rŸstet er so aus, dass sie geeignet fŸr das erfunden werden, wozu sie erwŠhlt wurden. Die selige Jungfrau aber wurde von Gott erwŠhlt, um die Mutter Gottes zu sein. Darum ist nicht daran zu zweifeln, dass Gott durch seine Gnade sie dazu geeignet machte. Eine w Ÿ r d i g e Gottesmutter wŠre sie aber nicht gewesen, wenn sie einmal gesŸndigt hatte; denn die Ehre der Eltern strahlt auf das Kind Ÿber, gemŠ§ jenem Worte: 'Der Kinder Ruhm ihre Eltern!'(Spr 17,6); deshalb wurde umgekehrt auch die Schmach der Mutter auf den Sohn zurŸckfallen. Sodann ist auch die einzigartig nahe Beziehung zu Christus in Betracht zu ziehen, die sie besa§, weil er von ihr sein Fleisch annahm; hei§t es doch im 2.Kor 6,15: ãWelche Gemeinschaft kann zwischen Christus und Belial bestehen?' Ferner auch wegen der einzigartigen Weise, in welcher der Sohn Gottes, der da ist Gottes Weisheit, in ihr wohnte, nicht blo§ in ihrer Seele, sondern sogar in ihrem Scho§e; es hei§t nŠmlich im Buch der Weish 1,4: 'In eine Seele, die Bšses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, in einem Leibe, der sich der SŸnde ergibt, nimmt sie nicht Wohnung'.  Darum muss man einfachhin eingestehen, dass die selige Jungfrau keine aktuelle SŸnde begangen hat, weder eine schwere noch eine leichte. So hat sich in ihr erfŸllt, was im Hohenliede gesungen wird(4,7): 'Ganz schšn bist du, meine Freundin, und kein Makel ist an dirÔ.Ò

Aus diesen einleuchtenden GrŸnden des hl. Thomas ergibt sich wieder das Gleiche, was wir schon einmal sagten: Maria steht von Anfang an und wesenhaft in absoluter Todfeindschaft gegen Satan, um mit ihrem gšttl. Sohn der Schlange den Kopf zu zertreten und aber sie durch ihre Reinheit zu triumphieren. Die Braut des fleischgewordenen Wortes Gottes, die nur fŸr ihn erschaffen worden ist, kann unmšglich auch nur einen Augenblick, auch nur in geringstem Ma§e mit Satan Gemeinschaft gepflogen haben.

Wir dŸrfen diese totale SŸndenreinheit der seligsten Jungfrau ja nicht gering einschŠtzen. Die Gefahr liegt dafŸr vor, weil unser SŸndenbewusstsein oft noch zu grob ist und weil wir die geringen halbfreiwilligen lŠsslichen SŸnden und Unvollkommenheiten, von denen jeder Tag und oft jedes Werk und jede Stunde voll sind, nicht richtig werten.

Die Kirche jedenfalls denkt anders. In den Werken der Kirchenvater wird Ÿberraschend oft auf die Wahrheit u. Notwendigkeit der stets zu wiederholenden, auch von den heiligsten Menschen zu betenden Vaterunser-Bitte hingewiesen: 'Und vergib uns unsere Schuld!' Mit tiefstem Ernst und nicht etwa in buckliger Demut wiederholen gerade die heiligsten Menschen immer wieder das Bekenntnis ihrer SŸnden und ihrer SŸndhaftigkeit gemŠ§ dem Johanneswort im 1 Jo 1,10: "Behaupten wir, wir haben nicht gesŸndigt so stellen wir Gott als LŸgner hin, und sein Wort ist nicht in uns!" und gemŠ§ dem Wort im Jak 3,2: "Wir fehlen ja alle ohnehin schon genug!" Nur aus einem solch zarten SŸndenbewusstsein heraus versteht man die Lehre des Trienter Konzils, dass es eines besonderen Gnadenprivilegs bedŸrfe, um wŠhrend eines ganzen Lebens auch die geringste SŸnde zu meiden Der erbsŸndlich geschwŠchte Mensch ist eben zu schwach, um den vielen kleinen und kleinsten Versuchungen, die wie ein Hagel von Geschossen ihn treffen, stets genŸgend ausweichen zu kšnnen. "Gewiss kann der vernunftbegabte Mensch die bšsen Regungen, aufs einzelne gesehen, unterdrŸcken, aber nicht alle. Denn wŠhrend er der einen widersteht, erhebt sich vielleicht schon eine andere. Seine Vernunft kann nicht immer so wach sein, um solche Regungen zu meiden"(Thomas, S. th. I/II, q 109, a.8). Wie stark muss daher Mariens Herz gewesen sein und wie gesund, wenn keine Versuchungen sie unversehens Ÿberfallen konnten! Wie reich muss der Gnadenbeistand Gottes gewesen sein, und wie aufmerksam seine gŸtige Vorsehung ihr gegenŸber. Wie geordnet mag ihr Inneres gewesen sein, wenn keine Regung der begehrlichen KrŠfte in verderblicher Weise ihrem Erkennen vorauseilen konnte! Was im Buch der SprŸche von der tŸchtigen Hausfrau gesagt wird (Spr. 31,15-1S):"FrŸh, da's noch Nacht ist, erhebt sie sich schon; nie erlischt des Nachts ihre Leuchte!Ò, das gilt noch mehr von Mariens stets wachem Geist in der Nacht der menschlichen Schwachheiten.

Und noch ein Drittes: Mariens Reinheit nicht blo§ in der EmpfŠngnis und in der Bewahrung, sondern auch in der Gesinnung: Aus einem so rein ,bis in die tiefste tiefe hinein vollkommen gesunden Herzen konnten nur Gedanken, WŸnsche, Begierden, Handlungen erwachsen, die von reinster Absicht beseelt und getragen waren!

Sehen Sie, ehrwŸrdige Schwestern, diese Herzensreinheit - und hier einmal das Wort nicht auf das Sexuelle eingeschrŠnkt, sondern weit und gro§ genommen, so weit und gro§ als eben das Fassungsvermšgen des Menschenherzen ist- diese Herzensreinheit Mariens, wie wir Sie in diesen Tagen im Symbol des reinsten Herzens aufleuchten lassen wollen vor uns, die soll uns immer noch mehr und immer wieder zu ernstem Kampf gegen alles Unreine, gegen alles SŸndhafte, gegen alles Triebhafte, gegen alles SelbstsŸchtige in Gesinnung und Tat anfeuern. Mariens Vorbild leuchte uns voran. Dann wird auch in uns immer mehr die wahre Weisheit Einkehr halten.

Das Herz rein bewahren und nach Herzensreinheit trachten, es frei halten von SŸnde und bšser Begierde und mit reiner Absicht an die Arbeit gehen: Reinheit der Gesinnung in Wort und Gebet und Absicht und Tat. Und mit reinem Herzen in allem Gott dienen, auf dass nicht auch von uns das furchtbare Wort des Herrn gelte:

Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit weg von mir!

Unser Herz soll in Reinheit ganz gottverbunden sein! Dazu zeige uns Maria mit ihrem unbefleckten Herzen den Weg und helfe uns mit der Mach der FŸrsprache ihres mŸtterlichen Herzens.