3.Vortrag beim Triduum auf das Fest des reinsten Herzens Mariae, 8.Februar 1949

Die Macht des liebenden Herzens Mariae

Zur Macht des reinen Herzens und zur Macht des demütigen Herzens kommt noch ein Drittes in unseren Triduums Betrachtungen über das Herz der Gottesmutter: Die Macht des liebenden Herzens!

Hier stoßen wir gleichsam zur Herzmitte dieses Herzens vor. Hier berühren wir jene Tugend, jene Kraft, jene Eigenschaft des Herzens, wie sie ja im allgemeinen Sprachgebrauch der Völker im Herzen symbolisiert und verkörpert gesehen wird. Und so wird darum das Wort Herz auch in der Herz Jesu-und Herz Mariae-Verehrung aufgefasst: Als Sitz und Mittelpunkt und Symbol der Liebe.

Und wenn wir darum nach Weisung der Heiligen (Johannes Eudes) und der Kirche (Pius XII.) in unserer Marienverehrung das Herz der Gottesmutter zum besonderen Gegenstand unserer Verehrung machen, so eben deshalb, weil wir die Liebe dieses Herzens bewundern und uns zum Vorbild nehmen sollen.

Als Vorübung zu dieser Betrachtung über die Macht des liebenden Herzens Mariae können wir uns an die übliche Darstellung des Herzens Mariae halten: Das von einem Kranz von Rosen umwundene und vom Schwert der Schmerzen durchbohrte Herz Mariens! In beiden Symbolen, in den Rosen und im Schwert der Schmerzen soll ja nichts anderes zum Ausdruck gebracht werden als eben die bis zum äußersten Opfer bereite, für Gott wie die schönste Rose erblühende Liebe Mariens. Sie ist wahrlich die Mater pulchrae dilectionis, die Mutter der schönen Liebe gewesen zeit ihres Lebens.

Wem dieses Bild als Vorübung für unsere Betrachtung nichts zu sagen hat, der nehme das biblische Bild vom liebenden Herzen Mariae: Stabat Mater dolorosa juxta crucem lacrimosa dum pendebat Filius...

Schauen wir nun in das Leben Mariens wieder hinein und beobachten wir an diesem Leben die Macht der Gottes- und der Nächstenliebe!

Was ist denn überhaupt die Gottesliebe? Die Antwort darauf, die ich geben will, ist keine klassische, theologische Definition dieser Königin unter den Tugenden, aber vielleicht sagt sie uns das Wesentlichste von dem, was wir hier an Maria bewundern und auch wieder nachahmen sollen: Die Gottesliebe ist ein Ernstmachen mit Gott in unserm Leben. Sie macht Ernst mit dir Wahrheit, dass Gott das höchste Gut ist und sie macht Ernst mit Gottes heiligem Willen. Konkret genommen ist dann die Gottesliebe zunächst einmal H o c h s c h ä t z u n g Gottes: Dem gottliebenden Herzen ist Gott das Erste und Letzte, das höchste Gut, der Mittelpunkt, um den alles kreist, die eine große Wirklichkeit, der Eine, dem das ganze Leben, das ganze Herz allein gehört. Und diese Hochschätzung vor Gott wird dann wie von selbst zum Dienst vor Gott, denn die Liebe sucht nicht den eigenen Willen und Wunsch, sondern den des Geliebten zu erfüllen und ihm zu dienen. Und dieser Dienst vor Gott steigert sich dann bei der echten Liebe zum Opfer für Gott: Das Opfer ist ja das Größte in der Liebe. Und der Lohn dieser Gottesliebe ist dann die Vereinigung mit Gott: Liebe will mit dem Geliebten zusammen sein, mit ihm vereinigt und verbunden sein auf die innigste Weise. So will schon hier auf Erden die gottliebende Seele bei Gott weilen. Und diese Gottvereinigung auf Erden ist nur ein Anfang jener ewigen Vereinigung mit Gott, in der das Glück des Himmels liegt.

Und wenn wir nun nach dieser kurzen Darlegung über die Gottesliebe das Leben Mariens überblicken, so möchten wir unwillkürlich den Gruß des Engels Gabriel an die Erwählte: Du bist voll der Gnade, gleichsam ergänzen durch die Worte: Maria, du bist auch voll der göttlichen Liebe! Es war nicht nur ein plötzliches Aufwallen deines Herzens, als du dein Magnifikat sangest: "Hochpreiset meine Seele den Herrn und mein Herz ist voll Freude in Gott!" Nein, dieses Wort war nur ein Durchschimmern jenes Lichtes, das immer in ihrem Innern, wie das ewige Licht vor dem Tabernakel, brannte: Ihr Herz war immer voll Freude in Gott und darin zeigt sich zu allererst die Macht ihres gottliebenden Herzens: Ubi thesaurus vester est, ibi et cor vestrum erit. Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein, hat Christus gesagt. Im Verhältnis seiner Mutter zum höchsten Gut, zum höchsten Schatz, zu Gott, traf dies in vollendetem Maße zu: Ihr Herz war bei Gott. Da fühlte sie sich daheim.

Gewiss galt ihre Liebe auch Vater und Mutter, und galt dann auch ihrem keuschen Bräutigam Joseph und galt auch ihrem Volke. All dies wohnte auch in ihrem Herzen, aber der eine große Mittelpunkt ihres Herzens war doch immer und in allem Gott. Niemand hat je so ernst gemacht mit dem ewig alten und ewig neuen Gebot der Gottesliebe: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen: Gerade weil ihr Herz so rein war und so demütig, war es auch im allerschönsten Sinn liebefähig. Und bei der Reinheit ihres Herzens und bei der Demut ihres Herzens war Maria ja auch wie niemand sonst eingedrungen in die Erkenntnis der Majestät und Größe und Herrlichkeit Gottes. So war ihr Herz voll der Liebe zu Gott, voll der Freude an Gott!

Und diese ihre Gottesliebe war aber mehr als etwa nur ein inneres Gefühl des Hingegebenseins ihres Herzens an Gott, ihre Gottesliebe war zugleich auch äußere Tat: Das Marienleben war ein dauerndes Dienen vor Gott. Und das Wort: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte"(Lk 1,38) war nicht etwa nur der Herzenserguss einer gehobenen Stunde selig-froher Begeisterung, wie sie über jeden ideal gesinnten Menschen kommen kann, sondern dieser Ausspruch war der Inhalt ihres ganzen Lebens und war der Ausdruck ihres gottliebenden Herzens: Maria hat nie dem Willen Gottes auch nur im geringsten widersprochen, nicht die kleinste Sünde hat ihre reine Seele je entweiht, sie wollte nicht nur die Gebote Gottes alle, sondern auch seine Wünsche bis ins letzte treu erfüllen. So war ihr Leben ein Gottesdienst aus Gottesliebe von Nazareth. bis Golgotha und bis zu ihrem seligen Heimgang in osculo Dni, im Kuss des Herrn, im Kuss der Liebe.

Und wenn wir die Gottesliebe definiert haben als Freude an Gott, als Dienst vor Gott und als Opfer für Gott, so können wir feststellen wie dieses Dritte am größten und strahlendsten im Leben Mariens aufleuchtet: Hier zeigt sich die Macht dieses liebenden Herzens am Höhepunkt, in der Opferkraft ihrer Gottesliebe hat sie ihren Sohn auf Golgotha "zusammen mit dem gänzlichen Opfer ihrer Mutterrechte und ihrer Mutterliebe dem Ewigen Vater dargebracht", so sagt Pius XII. in der Enz. Mystici corporis so tief.

Wir sollten es so recht auskosten, was in diesem kurzen Satz steckt, wir würden dann eine Ahnung bekommen von der Macht des gottliebenden Herzens Mariae.

Gerade darin sollten wir uns hineinbetrachten, wir würden erkennen, wie der Gedanke des Opfers von der Verkündigung bis zum Stabat Mater ihr Leben durchzog:

Es ist ja sicher anzunehmen, dass Maria von dem Leidens- und Opferberuf des Messias wusste, als der Engel der Verkündigung vor sie hintrat. Ist ja doch der leidende, sich opfernde Messias in der Hl. Schrift des AB hinlänglich klar vorausgesagt in den Psalmen und bei den Propheten. Und hätte Maria nicht davon gewusst, so hätte Gott ihr dies damals sicher nicht verheimlicht. Die Gottesmutterwürde allein schon verlangte dies. Die einzelnen Züge ihres Mitleidens und Mitopferns mit dem Sohne blieben ihr freilich damals noch verborgen, aber dies eine sah sie im Augenblick der Verkündigung sicher klar vor sich: Mein Ja zu dieser Mutterschaft ist ein Ja zum Opfer. Hier braucht es die Macht eines liebenden Herzens. Und Maria sagte ihr Ja mit liebendem Herzen, sagte Ja nicht bloß aus Freude an Gott und nicht bloß aus Bereitschaft zum Dienst vor Gott, sie sagte vor allem auch Ja zum Opfer für Gott. Und dann nach diesem Ja-Wort im Fiat mihi...stieg der Geist der Liebe, der Hl. Geist auf sie herab und wirkte zusammen mit der Macht ihres liebenden Herzens die kostbare Frucht menschgewordener göttlicher Liebe: Und das Wort ist Fleisch geworden! Und die Schläge des liebenden Herzens Mariens zittern von da an hinüber in das Herz des neugebildeten Kindleins in ihrem Schoße. Von dem Herzen dieses Kindleins aber tönte es Maria als Antwort entgegen: „Schlachtopfer und Brandopfer hast du nicht gewollt, Vater, aber einen Leib hast du mir gegeben: Siehe, ich komme, deinen willen zu erfüllen!“ (Hebr 10,5-7) Und von diesem ersten Augenblick an schlagen die Herzen von Mutter und Kind schon zusammen in wundersamem Gleichklang opfernder Liebe und Hingabe.

Und über allen Freuden und über allen Leiden im Leben des Herrn und Mariens stand immer das Kreuz, wo diese opfernde Liebe ihren Höhepunkt finden sollte. Und nun naht sie sich diese Stunde. Wir schauen Maria als Frau der Schmerzen unter dem Kreuze.

Was war dem schon alles vorangegangen an Opfer und Leid:

Wie sie von Johannes begleitet vor wenigen Stunden noch im Schatten einer Säule am Richtplatz stand, da sah sie, wie ihr angebeteter Sohn dem Gespötte des Volkes preisgegeben, entsetzlich verunehrt, mit Ketten und Stricken gebunden, durch die Menge geschleift wurde, wie man über ihn verhandelte wie über einen Verbrecher; wie das rasende Volk seinen Tod begehrte: Ans Kreuz mit ihm. Und Maria sah, wie die Haltung des Richters immer schwankender, die Lage ihres Sohnes immer hoffnungsloser wurde, wie er einem Raubmörder gegenübergestellt, gleichsam feilgeboten wurde – Jesu oder Barabbas?! Dann höre Maria das zischende Aufprasseln der Geißelhiebe auf den unschuldig reinen Leib ihres Sohnes, dazwischen das gotteslästerliche Fluchen der Henker und das unsäglich geduldige, aber durch die furchtbaren Schmerzen erpresste Stöhnen des Sohnes.

Dann stellte ihn der heidnische Richter, selber von Mitleid gerührt, dem Volke vor: Ecce homo! Von Blut überronnen, der ganze Körper eine einzige Wunde, das Antlitz entstellt von Striemen und blutigen Flecken, die entsetzliche Dornenkrone tief in die Schläfen gedrückt, dazu die gebeugte, gebrochene Gestalt, ein Schattenbild von einem Menschen ... Und doch war es ihr Kind, ihr einziges, heißgeliebtes Kind, ihr Gott und Heiland, vor dem sie sich niederwerfen wollte, ihn anzubeten, indes rings der Platz widerhallte von dem Heulen der blutberauschten Menge: Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz mit ihm! ... was bedeutete doch dies alles für ihr liebendes Herz!

Bleich wie Marmor, mit blauen, blutleeren Lippen stand sie dann unter dem Torweg eines Hauses an der Straße nach Golgotha; wie wartete hier in Liebe. Und dann kam der Zug der lärmenden, schreienden Menge, die römischen Soldaten und Henkersknechte und in ihrer Mitte, wie ein Wurm zusammengekrümmt vor Schmerzen, mit schwankendem Schritt und keuchendem Atem, das schwere Kreuz in die Schulter gedrückt, ihr Sohn ... Nur wenige Schritte trennen ihn noch von ihr. Da versagen ihm die Kräfte, er stürzt dumpf nieder auf die Erde ... Schwer legt sich das todmüde Haupt in die zuckenden Hände: er kann nicht mehr... aber schon knallen die Peitschenhiebe nieder, Stockschläge prasseln herab auf sein Haupt, grauenhafte Flüche gellen an sein Ohr: vorwärts, vorwärts! ... da richtet er sich auf, seine blutigen, todesmüden Augen blicken empor und ruhen für einen Augenblick in den ihren...

Was mag in den Herzen von Mutter und Kind damals vor sich gegangen sein bei diesem Blick! Wie mögen ihre Empfindungen da ineinander geflutet sein in Schmerz und Liebe! Ja, es musste über sie kommen, weil sie in jener Stunde, vor dem Engel, ihr Fiat gesprochen, weil sie sich an einen Erlöser gekettet hatte, dessen Bestimmung es war, zu sterben für die Sünden der Welt als Sühnopfer der Liebe!

Das entsetzliche Trauerspiel, das zugleich zum carmen pulcherrimum amoris werden sollte (Aug.), geht seinem Ende entgegen...

Es ist Stille geworden auf Golgotha. Finsternis bedeckt die Erde, Todesschweigen die Natur. Durch die Finsternis leuchtet nur der weiße, zermarterte Leib des Gekreuzigten. Die römischen Soldaten und die Feinde Jesu verfolgen mit gespannter Aufmerksamkeit die letzten Zuckungen des Sterbenden, die frommen Frauen liegen völlig zusammengebrochen auf ihren Knien zu Füßen des Kreuzes, Johannes mit ihnen, Maria aber steht aufrecht da, ungebrochen in der Kraft ihres liebenden Herzens, wenn auch zermalmt vor Weh – es ist die Haltung einer Königin – und während die anderen nur Untergang und grässlichen Zusammenbruch sehen, geht der Blick ihres Geistes in der Macht ihres liebenden Herzens in unendliche Fernen, schaut die Zusammenhänge, die den andern verborgen sind, Zusammenhänge, die die ganze Menschheitsgeschichte umspannen und sie in ihrem innersten Sinn begründen....O, Maria wusste es: Jas war der Augenblick, in welchem sich erfüllte, was der Engel ihr damals geoffenbart hatte, was der Menschheit bereits im Paradies versprochen worden war: Dass ihr Kind, der gottmenschliche Erlöser, der Schlange den Kopf zertreten sollte, dass sie selbst aber dabei nicht bloß stumme Zeugin sein sollte, sondern mithineingezogen werden sollte in den innersten Sinn dieses großen Geschehens: Bei diesem größten Opfer erlösender Liebe brauchte es zum Vollzug auch die Macht des liebenden Mutterherzens Mariae: Sie opfert ihn im Verzicht auf ihre Mutterrechte dem himmlischen Vater! Sie spricht nochmals in der Kraft ihrer Gottesliebe das Fiat und wird so in der Kraft ihres liebenden Herzens zur Miterlöserin und Vermittlerin aller Gnaden.

Was doch diese Liebe des Herzens Mariae gewaltige Kraft besitzt! Zusammen mit der Opfertat ihres Sohnes gelingt es, den ewigen Gott zu versöhnen, die Scheidewand zwischen dem beleidigten Gott und der sündigen Menschheit niederzureißen, das verschlossene Tor zum Himmel aufzustoßen und Friede herzustellen: Wo Liebe, da Friede....

Und der Lohn für die Opferkraft dieser mütterlichen Liebe?

Es ist die Vereinigung: Erst wohl eine schmerzvolle Vereinigung, da sie ihren toten Sohn im Schoße halten muss! Und doch liegt auch schon über dieser Vereinigung der Schimmer verklärten Leides und der Erlösung: Sie darf ihrem toten Kind wieder Mutter sein in jenem rührend menschlichen Sinne wie damals, als es noch in der Wiege lag. Man nimmt die Leiche herab vom Kreuze und legt sie in den Schoß Mariens. Sanft und milde wie rieselnder Tau rinnen nun ihre Tränen nieder auf das bleiche, entstellte Antlitz ihres Kindes und waschen das Blut von den Wunden, die ihm die Dornenkrone gerissen. Sie löst diese Dornen aus seiner Schläfe, so sanft und behutsam, als könnte er jetzt noch darüber Schmerz empfinden. Sie küsst die marmorbleiche Stirne und bereitet die Leiche zum Begräbnis. Die frommen Frauen helfen ihr dabei. Sie spricht kein Wort, dafür ist am Abend dieses blutigen Karfreitags der Schmerz zu groß. Ihr ganzes Wesen ist wie nach innen gesammelt, wie verloren in eine andere Welt...Aus dieser anderen Welt aber leuchtet es ihr schon entgegen wie ahnendes Morgenrauen baldiger Verklärung...Die andern wissen es nicht, sie aber weiß es, weil hier die Liebe wissend macht: Sie bereitet die Leiche ihres Kindes nicht für das Grab und die Verwesung, sondern für Sieg und Triumph und glorreiche Auferstehung, weil hinter diesem schmerzvollsten Opfer die Macht liebender Herzen stand und die Liebe ist stärker als der Tod!

Dass wir es doch verstehen lernten, was es heißt: Gott lieben! Und wie wir dabei am Opfer nicht vorbeikommen, wie im Gegenteil dies der Höhepunkt der Liebe ist: Das Opfer! Am Herzen der Schmerzensmutter könnten wir dies ablesen, aber auch das andere, wie stark, wie siegreich, wie alles überwindend, selbst noch den Tod, solche Liebe ist! Solche Liebe trennt nicht, sie verbindet, einmal sicher, wenn diese Liebe ihren Lohn findet im ewigen Glück des Himmels.

Es ist fast genug, das gottliebende Herz Mariae zu betrachten,

es braucht da eigentlich das Zweite nicht mehr, weil sich das nun wie von selbst versteht: Die Liebe dieses Herzens zu den Menschen!

Damals, als sie die menschgewordene göttliche Liebe unter ihrem Mutterherzen trug, begann auch die Macht der Nächstenliebe ihr Herz zu bestimmen und ihr Leben zu gestalten:

Die Liebe, helfende Liebe trieb sie über das Gebirge, um der Verwandten, der Mutter in Hoffnung zu dienen.

Die Liebe, die Freude teilende Liebe trieb sie, den Hirten und den Königen ihr Kind in die Hände reichen.

Die Liebe, mitleidende, mitsorgende, aufmerksame Liebe war es, die ihr den Mund öffnete zur Bitte um das erste Wunder ihres Sohnes bei der Hochzeit zu Kana.

Die Liebe, fürbittende Liebe ließ sie inmitten der Apostel die große Gebetsnovene um den Geist der Liebe, um den Hl. Geist halten vor dem ersten Pfingstfest.

Die Liebe, sorgende Liebe war es, mit der sie in ihren Gebeten und Ratschlagen die junge Kirche hinausbegleitete in die Welt, die es zu erobern galt für ihren göttlichen Sohn und sein Reich.

Und diese Liebe hörte nicht auf.... Hier galt es mehr denn anderswo: Die Liebe höret nimmer auf! Ihr Herz schlug weiter in Liebe für die leidende, in Sünden verstrickte Menschheit: Wer denkt da nicht an die Unzahl der Liebeserweise, die sie vom Himmel her heute noch wirkt? Wir kennen die vielen Wallfahrtsorte mit den Dankestafeln: "Maria hat geholfen!" Wir kennen Lourdes und Fatima mit den wunderbaren Heilungen auf ihre Fürbitte hin. Wir kennen selber Maria als das Heil der Kranken, als die Trösterin der Betrübten, als die Helferin der Christen, als die Mutter der Barmherzigkeit. Wahrhaftig, wir können ihr ganzes Erdenleben und ihr himmlisches zusammennehmen: Alles steht unter dem Grundsatz vollendeter Liebe zu uns Menschen.

Darum schlagen ihr auch so viele Herzen entgegen, Millionen und wieder Millionen. Nie sie wurde und wird nach Christus kein Mensch, aber auch keiner auf der Welt geliebt: und das von Geschlecht zu Geschlecht. Denn Liebe weckt wieder Liebe! Auch dies gehört zur Macht ihres liebenden Herzens: Das gewaltige Echo der ''Gegenliebe, das sie immer wieder gefunden hat: Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn....

Uns geht es hier aber vor allem darum, dass wir auch hier wieder in die Schule gehen bei Maria und von ihrem liebenden Herzen lernen! Es tut dies so not. Die Gefahr ist so groß, dass man sich abkapselt in Selbstsucht, in Selbstzufriedenheit, in Selbstgenügsamkeit und auf die Menschen vergisst, denen geholfen werden sollte in ihrer leiblichen und noch viel größeren seelischen Not.

Nicht Engherzigkeit, sondern weitherzige, alles ertragende, alles opfernde, alles erduldende, allen helfende Liebe, die über die Klostermauern hinausreicht wenigstens durch die Kraft des Gebetes: Die Gottlosigkeit, die der Kirche und dem Glauben verloren gegangenen Arbeitermassen, die zerrütteten Ehen und Familien...Die verfolgte Kirche, all das darf einem nicht kalt lassen, diese großen Anliegen müssen Platz finden in dem liebenden Herzen einer Gottesbraut. Es darf doch nicht bloß um die Rettung und Heiligung der eigenen Seele gehen, es darf doch nicht bloß um mein persönliches friedvoll schönes und - seien wir ehrlich - oft doch auch recht geruhsames Leben im Frieden der Klostermauern und der Klosterregeln gehen. Da schreibt z.B. ein Arbeiterseelsorger, dem die der Kirche verlorengegangene Arbeiterschaft auf der Seele brennt, in einem Artikel: "Ich möchte hier in dieser Sorge um die Rückgewinnung der Arbeiterschaft einen besonderen Appell an unsere Klosterfrauen richten. Sie sind ja in besonderer Weise berufen, die Gnade des Himmels auf die unzähligen abgestandenen und glaubenslosen Menschen der Industriebevölkerung herabzuflehen. Leider scheint es aber oft so zu sein, dass man gerade hier die seelischen Kräfte nur auf die Rettung der eigenen Seele konzentriert, und die verzweiflungsvoll Armen und Ringenden außerhalb der heiligen Gemarkung ungerührt ihrem Schicksal überlässt. Ob unser Herr sich auch so kaltblütig dem Geschäfte der Selbstheiligung im kühlen Schatten des Heiligtums hingeben würde? Würde er nicht vielmehr dem Zuge seines liebenden Herzens folgen und sich mitten unter diese seiner Liebe am meisten Bedürftigen stellen, vielleicht ein armer Arbeiter werden, so wie einst, und mit ihnen alles Elend teilen, nur um ihnen Freund und Bruder sein zu können? Sieht es nicht manchmal so aus, als ob durch die Klausurmauern auch das lebendig fühlende, liebende Herz dieser Gottgeweihten angemauert worden wäre!? Anstatt salbungsvollüber die "Gottlosigkeit" zu klagen, und trotzdem nichts Durchdringendes zu tun, wäre es heute an der Zeit, sich öffentlich und frei in den modernen Lebensstrom einzuschalten, um die Welt für Christus zurückzuerobern durch die Liebe!"

Mag sein, dass die Überlegungen, die dieser Priester dann anstellt, verfehlt sind.... Das Beispiel der Arbeiterpriester in Frankreich ist nicht immer und nicht für alle nachahmenswert, aber das eine ist doch wohl wahr: Dass sich vielfach und bei vielen die glühen sollten von apostolischer liebe, das Herz verengt hat in Selbstgenügsamkeit und Selbstzufriedenheit .... (Kongress für Ordensreform!)

Die Macht des liebenden Herzens nach dem Vorbild des Herzens Mariae möge in uns wieder viel mehr zum Durchbruch kommen: Gerade das 3. Gelübde immer groß und weit nehmen und weit auffassen: Auf die Welt und ihre Freuden verzichten im Gelübde der Armut und dennoch die Welt umfangen in erlösender Liebe, um sie heimzuholen zu Christus.

Frei werden von allem im Gelübde der Armut, um reich zu werden an Liebe.

So wäre der zweite Tag des Triduums zu Ende:

Hat uns der erste Tag mit dem Blick auf das Herz Jesu, das da ist das Herz des Sohnes des ewigen Vaters, gesagt, wem wir uns schenken und weihen in der Profess-Erneuerung, so wollte uns der zweite Tag mit dem Blick auf das Herz Mariae sagen, wie wir uns dem Herzen Jesu schenken und weihen sollen: In Reinheit, Demut und Liebe! Nach dem Vorbild Mariens, deren Herz das reinste, demütigste und liebevollste Menschenherz ist.