ãMaranathaÒ – Der Sehnsuchtsruf der verfolgten Kirche  nach dem Kommen des Herrn im Sinn des Christusbildes der Apokalypse

"MARANATHA", dieser der aramŠischen Sprache, also der Muttersprache Jesu entstammende Ausruf, den uns der Všlkerapostel Paulus im 1 Kor 16,22 ohne jede †bersetzung Ÿberliefert hat, kann zweifach Ÿbersetzt werden: Die erste †bersetzung lautet: "Unser Herr ist gekommen", nŠmlich im Geheimnis seiner Menschwerdung zu unserer Erlšsung. - Weil dieser Ausruf zweifellos aber in der Liturgie, bei der Eucharistiefeier unŸbersetzt verwendet wurde - Šhnlich wie das "Amen" und das "Alleluja" - so kann dieser Ausruf in der Bedeutung "Unser Herr ist gekommen" auch auf das in der Hl. Wandlung erfolgte Gekommen-sein Jesu Christi unter den Gestalten von Brot und Wein hinweisen, etwa in dem Sinn, wie jetzt der Priester oder Diakon nach erfolgter Hl. Wandlung in die Gemeinde hineinruft: "Mysterium fidei -Geheimnis des Glaubens" - und das glŠubige Volk den gegenwŠrtig gewordenen Herrn so anspricht: "Deinen Tod, o Herr, verkŸnden wir und Deine Auferstehung preisen wir - bis Du kommst in Herrlichkeit!" Da ist sehr gut sowohl das sakramentale Gekommen-sein und GegenwŠrtig-geworden-sein des Herrn in der Eucharistiefeier ausgedrŸckt, als auch der zuversichtliche Glaube an die Parusie, an die Wiederkunft des Herrn:"...bis Du kommst in Herrlichkeit".

Sehen Sie, diese futurische Bedeutung im Sinn eines flehentlichen Imperativs kann das "Maranatha" nun auch haben: es kann wirklich mit vollem Recht auch so Ÿbersetzt werden: "Unser Herr, komm!" So ist das Maranatha dann wirklich ein Sehnsuchtsruf nach dem herbeigesehnten Kommen des Herrn! So rief die Urkirche in den einzelnen Gemeinden im Rom, in Griechenland, in Kleinasien in ihrer oft furchtbaren BedrŠngnis, wie sie durch die grausame Verfolgung und die Einkerkerung bzw. Ermordung vieler Gemeindemitglieder verursacht wurde.

Die Antwort auf diesen Sehnsuchtsruf der Urkirche von damals, wie er heute wohl hunderttausendfach aus glŠubigen Herzen in den bedrŠngten und verfolgten Kirchen des Ostens aufsteigen wird und der hier ungemein aktuell ist, hat nur Jesus Christus selbst in der Apokalypse gegeben, wenn es dort am Schluss (Apok 22,20) hei§t: "Es spricht der, der dies alles (was in diesem Buch der Hl. Schrift steht, als wahr) bezeugt: 'JA, ICH KOMME BALD!' - In diesem Sinn mšchte ich nun das Christusbild der Apokalypse zeichnen in der Hoffnung, dass es mir dabei vielleicht gelingt, die AktualitŠt dieses Christusbildes nicht blo§ fŸr die verfolgten GlaubensbrŸder, sondern auch fŸr uns satte Christen des freien Westens aufzeigen zu kšnnen und so dem heutigen "Bu§-und Bettag" einen sinnvollen Abschluss geben zu kšnnen.

Zuerst ein paar Vorbemerkungen:

Das Christusbild der Apokalypse

Jede Schrift des Neuen Testamentes, ob Evangelium oder Apostelbrief , ob Apostelgeschichte oder Apokalypse hat ihr dem jeweiligen Verfasser eigentŸmliches Christusbild; anders ist das der Evangelien von Mt, Mk, Lk, anders das der Paulusbriefe, anders das der johanneischen Schriften, des Joh-evangeliums, der Johannesbriefe und der Apokalypse.

Wenn ich heute vor Ihnen einmal das Christusbild der Apokalypse aufzuzeigen versuche, so mag dies aus verschiedenen GrŸnden ein Wagnis sein, das aber vielleicht doch einem besonderen Interesse begegnet, u.zw. aus verschiedenen GrŸnden:

1.Das dunkle, geheimnisvoll-rŠtselhafte Buch der Apokalypse ist - von den Evangelien abgesehen - hŠufiger als irgendein anderes Buch der Weltliteratur erklŠrt und kommentiert, dabei aber doch nie in wirklich befriedigender Weise aufgehellt worden:

a) Da die Apokalypse ein leidenschaftliches Buch voll innerer Spannung und Erwartung, ein Buch der gro§en Zeitenwende ist, hat es schon die Kirchenschriftsteller der ersten christlichen Jahrhunderte, die mitten im Existenzkampf der jungen Kirche mit dem fast allmŠchtigen ršmischen Imperium und seinem Imperator, dem Kaiser, standen, ganz stark beschŠftigt. Diese Kirchenschriftsteller der frŸhchristlichen Zeit fanden vor allem in dem in der Apok beschriebenen Millennium, dem tausendjŠhrigen Reich, das eine bald anbrechende, lange Zeit des Friedens voll Trost und Zuversicht zu versprechen schien, etwas Tršstliches und Begeisterndes, das auszudeuten und weiter auszumalen sieht lohnte.

b) Die Apok hat auch die Menschen des Mittelalters ganz stark angesprochen: Im unerquicklichen Ringen der damaligen Zeit zwischen der stark verweltlichen Kirche und dem machthungrigen Kaisertum erwarteten die Menschen des Mittelalters auf Grund mancher Hinweise der Apok in ihren Tagen den Anbruch des tausendjŠhrigen Zeitalters des Hl. Geistes im Sinn des kalabrischen Abtes Joachim von Fiore.

c) Zur Zeit der Reformation schien die Apok mit ihren teilweise grotesken Kampfsymbolen bei Freund und Feind wie geschaffen, um den kirchlichen Gegner als den apokalyptischen Antichrist anzuprangern und - Martin Luther hat das sehr krŠftig getan - gegen das verweltlichte Papsttum loszuziehen.

d) Nach der Schrecken des 30jŠhrigen Krieges hat der heiligmŠ§ige, charismatisch visionŠr veranlagte schwŠbische Priester BartholomŠus Holzhauser, der eine Zeit lang in Tittmoning a. d. Salzach u. dann in St. Johann in Tirol (Erz. Salzburg) als Pfarrer segensreich gewirkt hat, den Versuch gemacht, die Apokalypse mit ihren rŠtselhaften Bildern und Zahlen zu deuten; er machte dabei den Versuch, aus den Visionen in der Apok sieben Zeitalter der Kirche zu errechnen. Dabei machte er fŸr das Zeitalter der Kirche, das die jŸngste Vergangenheit betrifft, ganz eigenartige Prophezeiungen, die teilweise sehr konkret auf die nationalsozialistische Ideologie und ihre regierenden MŠnner gedeutet wurden und darum in den 40er Jahren durch Abschreiben und durch Mundpropaganda zum €rger und Verdruss der SS und der Gestapo weit verbreitet wurden. Man wollte darum eines Tages diesen Pfarrer Barth. Holzhauser, den Urheber dieser Prophezeiungen verhaften. Im Pfarrhaus von St. Johann in Tirol erschienen eines Tages Gestapoleute, um das durchzufŸhren. Der damalige Pfarrer J. Ritter aber fŸhrte die Gestapo-MŠnner in den obersten Stock des Pfarrhauses, zeigte ihnen dort das gro§e, gemalte Bild des gefŠhrlichen Mannes und bat sie, die Aufschrift auf dem Bild zu lesen: Es stand da in Gro§buchstaben: Barth. Holzhauser,+ 1658.

e) Dass die Apok im 19. und in unserem 20.Jahrhundert von SchwŠrmern und Sektierern (wie den Adventisten, den Zeugen Jehovas u. a.)mit hemmungslosem Eifer und in oft erschreckender WillkŸr der Auslegung missbraucht worden ist und wird, vor allem in der Deutung der Zahlensymbole und in der Frage nach der Parusie und dem Weltende, gehšrt ebenfalls erwŠhnt.

f) In neuerer Zeit - bis herauf in die Gegenwart - ist die Zahl jener Exegeten , die die Apok kommentieren, stark gewachsen, die in der Apok – von den sieben Sendschreiben abgesehen - fast nur Symbole des bestŠndigen Kampfes zwischen Gut und Bšse, zwischen Licht und Finsternis, zwischen der Kirche und der Macht der gottfeindlichen Welt sehen und dabei aus der Apok eine Art Theologie der Geschichte herauslesen. Dabei ist aber die Apok weithin auch in unserer Zeit ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch geblieben.

Dass die Apok aber den Menschen unserer Zeit in vieler Hinsicht, vor allem fŸr das geistliche Leben, fŸr eine zeitgemŠ§e SpiritualitŠt viel zu sagen hŠtte, wird vielfach leider ganz Ÿbersehen. Das gilt vor allem auch vom Christusbild der Apok, das man heute wirklich mit viel Recht einem allzu sehr verharmlosendem oder gar kitschigem oder všllig falsch entmythologisiertem Christusbild, in welchem Jesus Christus zu einem selbstlosen Menschen, der uns die wahre Mitmenschlichkeit vorgelebt hat, oder zu einem SozialrevolutionŠr degradiert wird, entgegenstellen kšnnte.

Mir persšnlich hat, es die Apok schon seit meiner Studienzeit bes. angetan, wobei da bei mir als Einstieg in dieses biblische Buch zuerst die in der Apok so stark verwendete Siebenzahl eine gro§e Rolle spielte; die Siebenzahl bildet ja in der Apok geradezu ein Strukturprinzip; denn das ganze Buch kann in sieben Teile zerlegt werden, die selber wieder in je sieben Unterteile zerfallen(7x7) und eine všllig symmetrische Behandlung erfahren; denken Sie nur an die bekannten Siebener Reihen in der Apok: 7 Sendschreiben, 7 Siegel,7 Posaunen, 7 Zornschalen usw.

Ein besonderer Grund, der mich veranlasste, der Apok, ihrer Bedeutung, ihrem Inhalt, ihrem Lebenswert nachzusinnen, ist die Tatsache, dass unsere Zeit wirklich gar manche apokalyptische ZŸge an sich hat und in mancher Hinsicht viel €hnlichkeit mit der Zeit von damals hat, als die Apok niedergeschrieben wurde. Mir kommt jedenfalls vor, als ob gerade in unserer verworrenen Zeit, die nicht nur durch die vom gottlosen Marxismus-Kommunismus ausgelšsten Verfolgungen, sondern auch von der Krisensituation in Glaube und Kirche und von der ãmagna apostasiaÒ geprŠgt ist, die Apok uns allen viel zu sagen hŠtte, gerade auch was das Christusbild der Apok betrifft.

Die Abfassung der Apok erfolgte ca.93-95 n. Chr., unmittelbar vor und wŠhrend der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian(81-96 n.Chr.)

Unmittelbarer Zweck der Apok war damals, die Christen in der Not der harten, grausamen Verfolgung und der dadurch innerkirchlich entstandenen Krisensituation zum tapferen Ausharren im Glauben und zum bekenntnisfrohen Blutzeugnis fŸr den wahren Glauber zu stŠrken und zu ermutigen.

Vorausgesetzt wird dabei in der Apok immer eine Ÿberaus drŠngende Entscheidungssituation der Kirche, der einzelnen Gemeinden und ihrer Hirten und der einzelnen Gemeindeglieder: Es geht um die Entscheidung zwischen Gut und Bšse, zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen Christus und Satan, zwischen der Kirche Christi und der heidnischen Weltmacht.

Wer der Verfasser der Apok ist, ob der Apostel Johannes oder ein anderer Johannes, ist an sich nebensŠchlich, jedenfalls wurde in der alten Kirche der Verfasser der Apok fast durchwegs mit dem Apostel Johannes identifiziert; heute ist man vielfach sehr vorschnell der Meinung, dass weder das 4.Evangelium noch die Apok vom Apostel Johannes stammten. Aber die Frage der Autorschaft ist an sich - wie ich schon sagte - von keiner entscheidender Bedeutung, sofern nur festgehalten wird, dass auch die Apok inspiriertes Wort Gottes ist, freilich dabei Gotteswort im Menschenwort.

Der Apokalyptiker Johannes schreibt gleich am Anfang von der Insel Patmos (vor der tŸrkischen KŸste) aus an sieben kleinasiatische Christengemeinden, die namentlich genannt werden. An der Geschichtlichkeit dieser geographischen Angaben sei nicht zu zweifeln, sagen uns auch kritischste Bibelwissenschafter der Gegenwart. Allerdings hat die Siebenzahl der Gemeinden, an die im 1.Teil der Apok die Sendschreiben gerichtet sind, auch symbolische Bedeutung, sie bezeichnet sicher die gesamte Kirche. Denn nach Apok 1,1 sind die Adressaten der Apok "die Knechte Gottes" insgesamt, ohne jede EinschrŠnkung.

Zwei Probleme vor allem haben den Verfasser der Apok neben dem Auftrag von oben, der an ihn ergangen ist, veranlasst, sein Buch zu schreiben: einerseits der innere Zustand der Gemeinden und ihres Hirten, anderseits die Šu§ere Bedrohung der Gemeinden durch den heidnischen Staat und die dahinter stehenden satanischen MŠchte und Gewalten.

1. Die innere Situation der Gemeinden, ihrer Hirten und Glieder war gekennzeichnet durch das Nachlassen der "ersten Liebe", der ersten Christusbegeisterung und durch das damit verbundene Auftauchen von Lauheit und GleichgŸltigkeit. †berdies regten sich in den Gemeinden von Pergamon, Thyatira, Sardes und Laodikeia Ketzer, Sektierer, Irrlehrer(Balaamiten, Nikolaiten) und es wirkten dort VerfŸhrer wie etwa das "Weib Jezabel" und andere Leute, die die "Tiefen Satans"(Apok 2,20.24) zu erforschen begannen und die die Knechte Gottes zur Unzucht und zu einem ausschweifenden ,mit dem Gštzendienst und dem Heidentum paktierenden Leben zu verfŸhren suchten. - Der Seher auf Patmos will die Gemeinden, ihre Hirten und die einzelnen Glieder der Gemeinden, vor allem die mit Verantwortung beladenen Glieder zum alten Eifer, zur ursprŸnglichen GlŠubigkeit und Christusbegeisterung zurŸckrufen, damit sie dann so die von au§en drohenden Gefahren bestehen kšnnen(Apok 3,10).

2. Die Šu§ere Situation der Gemeinden war eben durch die harten, schweren Verfolgungen vonseiten des heidnischen Staates charakterisiert. Dieser Druck muss furchtbar gewesen sein. Man muss sich das nur ganz konkret etwa an einem modernen, atheistisch regierten Staat, wie etwa der heutigen CSR und ihrer raffinierten Christenverfolgung vorstellen.

Wenn man diese zweifache, hšchst problematische Situation der Gemeinden von damals bedenkt und in unsere Zeit gewisserma§en hineintransponiert, kommt einem vor, als ob die Apok insgesamt und vor allem mit ihren siebe Sendschreiben wie geschaffen wŠre, um zur Besinnung aufzurŸtteln, zu ermutigen und zu stŠrken in der schwierigen Situation, in der sich heute vielfach Priester, Ordensleute und glŠubige Laien befinden, zumal sich so manche aus unseren Reihen bereits der VerfŸhrungskunst der sogenannten "Nikolaiten" - heute wŸrden wir sagen: der "Modernisten und ProgressistenÒ- und dem "Weib Jezabel" mit ihrem Sex-, Porno- und Drogenangebot zum Opfer gefallen, weggegangen, abgefallen sind in der von Christus selbst angekŸndigten "magna apostasia".

Nach diesen einleitenden Vorbemerkungen nun ein Blick auf das Einleitungskapitel der Apok, weil hier die Schilderung des apokalyptischen Christusbildes bereits beginnt:

In Apok 1,1-20 hei§t es:

ãOffenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.

Kundgetan hat er es durch seinen Engel, den er seinem Knecht Johannes gesandt hat. Und so bezeugt dieser das Wort Gottes, das Zeugnis Jesu Christi – alles, was er geschaut hat.

Selig, wer es liest und die Worte der Weissagung hšrt und bewahrt, was darin geschrieben steht. Die die (letzte) Zeit ist nahe!

Johannes an die sieben Gemeinden in Kleinasien: Gnade euch und friede von Ihm, der (zeitlos) ist, der war und der kommt – und von den sieben Geistern vor seinem Thron (d.h. vom Hl. Geist in der FŸlle seiner sieben Gaben), und von Jesus Christus, dem ãtreuen ZeugenÒ, dem ãErstgeborenen der TotenÒ, dem Herrn der Kšnig der Erde!

Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unseren SŸnden erlšst und uns zu einem Kšnigreich, zu Priestern vor Gott seinem Vater gemacht hat: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen.

ãSiehe, Er  kommt auf den Wolken (in gšttlicher Richtermacht), und sehen wird Ihn jedes Auge, auch die Ihn durchbohrt haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Všlker der Erde. Ja, Amen. Ich bin das A und das O, (der Anfang und das Ende, die Vollendung), spricht der Herr, Gott, der ist, der war und der kommt, der Allherrscher.

Ich Johannes, euer Bruder und GefŠhrte in der TrŸbsal, im Reiche Gottes und in der geduldigen Erwartung Jesu, war um des Wortes Gottes, des Zeugnisses Jesu willen auf der Insel, die Patmos hei§t.

Am Tag des Herrn ward ich im Geist entrŸckt und hšrte hinter mir eine starke Stimme wie von einer Posaune, die sprach:

ãWas du siehst, schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden; nach Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thatira, Sardes, Philadelphia und Laodicea!Ò

Ich wandte mich um, die Stimme zu erschauen, die zu mir sprach; und wie ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und inmitten der Leuchter eine Gestalt wie die eines Menschensohnes, umhŸllt von einem lang herabwallenden Mantel, um die HŸfte umgŸrtet mit einem goldenen GŸrtel. Sein Haupt und seine Haare waren wei§ wie schneeig wei§e Wolle; seine Augen waren wie Feuerbrand, seine FŸ§e wie Erz, im Ofen geglŸht und seine Stimme wie das Tosen vieler Wasser. In seiner Rechten hielt Er sieben Sterne; aus seinem Mund ging ein Schwert hervor, zweischneidig scharf, und sein Antlitz strahlte wie die Sonne in ihrer Kraft. Da ich Ihn erblickte, fiel ich wie tot zu seinen FŸ§en nieder. Er aber legte seine Rechte auf mich und sprach: ãFŸrchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte – der Lebendige. Ich war tot, aber nun lebe Ich in alle Ewigkeit. Ich besitze die SchlŸssel Ÿber Tod und Unterwelt. So schreibe, was du gesehen hast, was ist und was hernach geschehen wird! Das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf Meiner Rechten gesehen hast und die sieben goldenen Leuchter – die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.Ò

 

Man kšnnte nun in der Betrachtung Ÿber diese ersten Verse der Apok mit der †berschrift, dem Segenswunsch, der Einleitung und der Berufungsvision des Johannes, in der ihm der gekreuzigte und auferstandene, erhšhte Menschensohn erscheint, und die Worte, die der Herr einleitend zu Johannes gesprochen hat, hernehmen und darŸber meditieren oder man kšnnte einzelne, theologisch ungemein schwer befrachtete Begriffe in diesem Einleitungskapitel der Apok herausgreifen und †berlegungen darŸber anstellen, aber uns soll es diesmal ja nur um das Christusbild der Apok gehe.

Ich mšchte zuerst nur kurz auf den allerersten Begriff eingehen: ãApokalypsisÒ = Offenbarung: So beginnt der Text in Apok 1,1; und zwar:

Apokalypsis, Offenbarung Jesu Christi, die Gott Ihm gab...

Apokalypse – EnthŸllung, Offenbarung, dieses erste Wort hat dem ganzen Buch mit Recht den Namen gegeben, denn es besagt die EnthŸllung verborgener, in der Zukunft liegender Ereignisse; wir sollten aber, eigentlich im Deutschen zur Bezeichnung dieses letzten Buches der Hl. Schrift das griechische Wort Apokalypse stehen lassen und nicht daraus eine ãGeheime OffenbarungÒ machen, denn eine ãgeheime OffenbarungÒ ist an sich ein Widerspruch; hšchstens kšnnte man von einer ãgeheimnisvollen OffenbarungÒ sprechen; und wir sollten, wenn dieses letzte Buch der Hl. Schrift zitiert wird, eigentlich auch nicht von der ãOffenbarung des JohannesÒ sprechen; so wurde dieses letzte Buch der Hl. Schrift erst relativ spŠt benannt zur besseren Kennzeichnung und Unterscheidung von anderen apokalyptischen Schriften Šhnlicher Art. Johannes selbst gab diesem letzten Buch der Hl. Schrift die †berschrift ãOffenbarung Jesu ChristiÒ.

Sie stammt demnach von Jesus Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes selber. ãIhm hat sie – wie es im Einleitungsvers gleich weiter hei§t – Gott (der Vater) gegebenÒ. Hinter Jesus Christus steht hier der himmlische Vater, der ewige, allwissende, sich uns Menschen mitteilende Gott; Er ist der eigentliche Offenbarer dieser und jeglicher Offenbarung. Er offenbart sich uns nicht durch blo§e Menschen, sondern durch sein personales, ewiges Wort, den Logos, durch seinen eingeborenen, menschgewordenen Sohn. Durch Ihn will sich der himmlische Vater uns immer wieder offenbaren. Hšren wir auf ihn, um Ihm ganz zu gehšren, horchen wir auf Ihn, um Ihm in dieser verworrenen Zeit wieder treuer und opferbereiter zu gehorchen, wie Er selbst es dem himmlischen Vater gegenŸber getan hat. Christus wollte ja auch nicht sich selbst und seine eigenen Worte verkŸnden, sondern nur das, was Er vom Vater gehšrt hat; so sagt Christus bei Joh 12,49: ãich habe nicht von mir aus geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat Mir aufgetragen, was Ich sagen und reden soll.Ò

Nun zu diesem Jesus Christus: was wird Ÿber ihn in dem 1. Kapitel der Apok gesagt und dann im weiteren Text der gesamten Apok weiter ausgefŸhrt? Hier sind wir nun schon beim eigentlichen Thema des Vortrags: beim Christusbild der Apok, bei der Christologie des letzten Buches der Hl. Schrift.

Ich kann da im Anschluss an die Verse des 1. Kapitels der Apok antšnend nur einmal sagen: die Christologie der Apok ist ungemein aufschlussreich und vielsagend und weit von dem entfernt, was heute modernistische und progressistische Theologen behaupten, wenn sie die PrŠexistenz Jesu Christi und seine Gottheit leugnen und ihn zu einem SozialrevolutionŠr oder selbstlosen, beispielhaften Lehrer wahrer Mitmenschlichkeit degradieren. Man mŸsste da nur zuerst Ÿber die Hoheitstitel und WŸrdenamen nachdenken, die Jesus Christus schon in diesem 1. Einleitungskapitel der Apok gegeben werden: ãDer treue ZeugeÒ – ãDer Erstgeborene von den TotenÒ – ãDer Herrscher Ÿber die Kšnige der ErdeÒ – ãEr, der uns liebt und uns erlšst hat von unseren SŸnden durch sein Blut und uns zu einem Kšnigtum, zu Priestern fŸr Gott seinen Vater gemacht hatÒ – ãEr, dem die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit gebŸhrt wie dem VaterÒ – ãEr, der auf den Wolken des Himmels kommen wirdÒ – ãEr, den sie durchbohrt haben (und der aus seinem durchbohrten Herzen fŸr uns auch noch den letzten Blutstropfen vergossen hat)Ò – ãEr, zu dem alle Menschen einmal aufschauen werdenÒ – ãEr, der Menschensohn, der als Hoherpriester in ein bis auf die FŸ§e hinabreichendes Gewand gehŸllt ist und der um die Brust mit goldenem GŸrtel gegŸrtet ist als Kšnig der KšnigeÒ – ãEr, dessen Haupt Haare schmŸcken, die wei§ wie schneewei§e Wolle sind und dessen Augen wie eine Feuerflamme lodernÒ, beides klarer Hinweis auf die ewige PrŠexistenz des Logos, auf die richterliche Gewalt des Allwissenden, aus dessen Mund ein zweischneidig scharfes Schwert hervorgeht zum Scheiden der Menschheit. Man kšnnte eine ganze Christuslitanei nach der Apokalypse im Sinn des apokalyptischen Christusbildes zusammenstellen (vgl. in meinem Litaneien-Katechismus Nr. 44, S. 152).

Noch etwas gehšrt aus dem ersten Einleitungskapitel der Apok erwŠhnt: Christus legt in der Berufungsvision des Johannes seine rechte Hand auf den wie tot zu seinen FŸ§en niedergesunkenen Apostel und spricht: ãFŸrchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letze und der Lebendige. Ich war tot (gestorben am Kreuz, am Holz der Schmach), doch siehe, Ich lebe (seit der glorreichen Auferstehung wieder), ich lebe in alle Ewigkeit und habe die SchlŸssel des Todes und der Unterwelt...Ò.

Dieser gewaltige, wahrhaft gšttliche ãKyriosÒ-Herr (Herrscher) und 9mal ãPantokrator-AllherrscherÒ genannt – er legt in seiner vŠterlichen GŸte seine rechte Hand auch auf einen jeden von uns und sagt auch zu uns: ãFŸrchte dich nicht! Mein bist du!Ò

Da sollten wir bereits darŸber nachdenken, was uns Christus bedeutet in unserem ganz persšnlichen Leben, Ringen und KŠmpfen, Arbeiten und Leiden, und wir sollten ehrliche Gewissenserforschung Ÿber unser ganz persšnliches Stehen zu Christus halten, um wieder mehr zu erkennen und zu spŸren, wie sehr wir alle vom Zeitgeist und Weltgeist infiziert sind und nicht mehr voll und ganz aus diesem gewaltigen biblischen Christusbild leben, das uns in der Apok geschildert wird, besonders dort, wo Christus als der Sieger Ÿber das Tier aus dem Abgrund, Ÿber den teuflischen Drachen und seinen Anhang beschreiben wird. Da geht es dann um ein wahrhaft apokalyptisches Christusbild voller Wucht und um ein zu tiefst beeindruckendes Christusbild, wenn es da in Apok 19,11-21 hei§t:

ãIch (Johannes) sah den Himmel offen und siehe: ein wei§es Pferd, und der darauf reitet, hei§t Treu und Wahr, und mit Gerechtigkeit hŠlt Er Gericht und fŸhrt er Krieg. Seine Augen sind Feuerflammen und auf seinem Haupt Diademe und einen Namen darauf geschrieben, den niemand kennt als nur Er selbst. Er ist bekleidet mit einem blutgetrŠnkten Mantel. Sein Name wird genannt: Wort Gottes (Logos tov eov). Die Heerscharen, die im Himmel sind, folgen Ihm auf wei§en Rossen, angetan mit wei§em, reinem Linnen. Und aus seinem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, dass Er damit die Všlker schlage. Er wird sie weiden mit eisernem Stab... Und Er selbst tritt die Weinkelter der Zornglut Gottes, des Allherrschers. Und auf seinem Mantel, und zwar auf seiner HŸfte, trŠgt Er einen Namen geschrieben: Kšnig der Kšnige und Herr der Herren...Ò

†berdenken wir ein wenig dieses hšchst eigenartige Christusbild, wo zu den Einzelbildern, die in der Apok fŸr Christus gebraucht werden, um sein Wesen, seine Heilsfunktion und Aufgabe, seine Sendung zur Erlšsung der  Menschheit und zum Gericht Ÿber die Welt zu schildern, nun das Bild vom ãReitergeneralÒ hinzukommt:

Johannes hat diese Vision: ãIch sah den Himmel offen, und siehe, ein wei§es Pferd, und der darauf reitet, hei§t Treu und Wahr, und mit Gerechtigkeit hŠlt Er Gericht und fŸhrt Er Krieg.Ò

Christus tritt in der Apok in verschiedenen Gestalten auf: als machtvoller Menschensohn (Apok 1,13ff), als Lamm auf dem Throne Gottes (Apok 5,6ff) und auf dem Berg Sion inmitten der jungfrŠulichen Menschen (Apok 14,1), als Kind, das an den Thron Gottes entrŸckt wird (Apok 12,2); alle diese Beschreibungen Christi ergŠnzen sich gegenseitig. Nun aber kommt dieses neue, hšchst eigenartige Bild dazu: Christus als der ãgetreue und wahrhaftigeÒ Reitergeneral, der mit Gerechtigkeit Gericht hŠlt und Krieg fŸhrt. Ein solches Christusbild wird den Vertretern moderner Friedensbewegungen und eines waffenlosen Allerweltspazifismus nicht recht passen, weil es auch in religišser und theologischer Hinsicht nicht in ihre Ideologie hineinpasst, in der Gott nur noch GŸte und Liebe und keine strafende Gerechtigkeit mehr kennt und alle, alle das Heil erlangen in einem Ÿbertriebenen Heilsoptimismus.

Zuerst wird Christus ãDer Treue und WahrhaftigeÒ genannt. So hat sich Christus selbst gleich am Anfang der Apok in den Sendschreiben an die sieben kleinasiatischen Gemeinden bezeichnet. Dieser Doppelname ãDer Treue und WahrhaftigeÒ weist auf das VerhŠltnis Christi zu seinen GlŠubigen hin, zu deren Trost er in den Sendschreiben herrliche Verhei§ungen gegeben hat; diese Verhei§ungen bestrafen jene treuen JŸnger Christi, die in den KŠmpfen mit der gottfeindlichen Staatsgewalt trotz grausamster Verfolgung durchhalten. An ihnen wird der Herr, weil Er treu und wahrhaftig ist, seine gemachten Verhei§ungen mit unfehlbarer Sicherheit einlšsen. – Wenn nun dieser ãTreue und WahrhaftigeÒ nur als Reitergeneral auf dem wei§en Pferd ãmit Gerechtigkeit Gericht hŠlt und Krieg fŸhrtÒ, geht es jetzt nicht mehr um das VerhŠltnis Christi zu seinen getreuen JŸngern, sondern nun um sein VerhŠltnis zu den Feinden Gottes: StŠndig wogt der Kampf zwischen Gott und Belial. Immer scheiden sich die Geister an Christus. FŸr Všlker und Generationen wie fŸr einzelne handelt es sich immer wieder um die Entscheidung zwischen Glaube und Unglaube, zwischen treuer Hingabe an Christus und verstockter Ablehnung Christi. In diesem Kampf ist Christus der verborgene FŸhrer der Getreuen Gottes, bis Er bei der Parusie am Ende der Zeiten sichtbar auftreten wird als Richter und Vollstrecker des gšttlichen Willens. Die Gottlosen haben das gšttliche Gesetz oftmals verletzt und ihm zuwidergehandelt. Nun verschafft der gšttliche Richter ihm volle Geltung und Genugtuung im Strafgericht. Der immerwŠhrende Ansturm des Tieres aus dem Abgrund, des hšllischen Drachen und seiner Helfer und Helfershelfer gegen das Lamm und seine Getreuen wird dann endgŸltig im Sieg des geschlachteten Lammes, - das ist Christus -, abgeschlagen werden. Aller Welt wird dann offenkundig werden, wer wirklich der StŠrkere ist. In ihrem Unglauben und †bermut haben die AnhŠnger des hšllischen Drachen in der Apok 13,4 spšttisch gefragt: ãWer ist denn schon imstande, mit dem Tier Krieg zu fŸhren?Ò Nun mŸssen sie beim Erscheinen des gewaltigen Weltenrichters Christus mit Entsetzen ihren Irrtum erkennen und sich dem Allherrscher besiegt geben. Das beweist schon der blo§e Anblick dieser majestŠtischen Reitergestalt auf dem wei§en Pferd: Schon der lodernde Blick seiner Augen weist darauf hin, dass er mit seinem Geist alles durchdringt wie Feuer und mit unparteiischer Gerechtigkeit, die sich durch nichts tŠuschen lŠsst, alles beurteilt und entscheidet. ãSeine Augen sind Feuerflammen.Ò Damit wird zugleich der Zorn des gšttlichen Richters dargestellt und seine strafende Gerechtigkeit betont.

Der Reiter ãtrŠgt auf seinem Haupt viele KronenÒ. Vom hšllischen Drachen wurde (Apok 12,3) gesagt, er habe auf seinen Kšpfen sieben Kronen getragen; und das Tier aus dem Abgrund hat auf seinen Hšrnern zehn Kronen (Apok 13,7). Hier beim Reiter auf dem wei§en Pferd sieht Johannes viele Kronen (oder Diademe), die dieser wohl in Form einer Tiara aufeinander trug. Es soll wohl auf die gewaltige Macht dieser Reiter Gestalt hingewiesen werden.

Auf einer der Kronen war ein Name geschrieben, den niemand kennt als nur der geheimnisvolle TrŠger dieses Namens selbst. Das will wohl hei§en: Die Schriftzeichen des Namens waren wohl sichtbar auf einer der Kronen der Reiter Gestalt, aber ihren Sinngehalt konnte niemand verstehen als nur der TrŠger des Namens selber. Im Altertum galten der Name einer Person und ihr Wesen als identisch. Der Name des Reiters umschreibt somit sein eigentliches Wesen und dieses ist fŸr alle anderen unfassbar; kein menschlicher Geist vermag es zu ergrŸnden.

Am Reiter auf dem wei§en Pferd fŠllt dann auch sein Gewand auf. Johannes sieht ihn ãangetan mit einem blutgetrŠnkten MantelÒ; das ist wohl ein Hinweis auf Christi blutiges Opfer, das Er zur Erlšsung der Menschheit darbrachte.

Ganz unvermittelt fŸgt Johannes jetzt noch hinzu: ãSein Name hei§t: ãDer Logos tov eov – das Wort Gottes.Ò

Schon die bisherige Schilderung des Reiters auf dem wei§en Pferd hat auf Christus hingewiesen. Mit dem jetzt angegebenen Namen aber wird alles klar: Denn der geheimnisvolle Name Logos muss fŸr die ersten Leser der Apok eine ihnen wohlvertraute Bezeichnung fŸr Christus gewesen sein. Der Name Logos kommt nicht blo§ im Prolog zum Johannes-Evangelium, sondern auch im 1 Joh 1,1 vor; Johannes betont, dass dieser Logos der wesensgleiche Sohn Gottes ist, der in ewiger Zeugung aus dem Vater hervorgegangen ist und vom Vater als sein personales Wort ausgesprochen und in der Menschwerdung in die Welt hineingesprochen worden ist, um uns Menschen vom Vater Kunde zu bringen und uns  die Heilsbotschaft zu verkŸnden. Nach der Schilderung in Apok 19,12.15 fŠllt diesem personalen Wort Gottes, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat, nun auch die Aufgabe zu, Offenbarer der Gerechtigkeit Gottes im Gericht zu sein und den endgŸltigen Sieg Ÿber alle MŠchte des Bšsen herbeizufŸhren.

Zuletzt schildet Johannes noch, wie diesem Reitergeneral, ãdie Heerscharen, die im Himmel sind, auf wei§en Pferden folgenÒ. Auch sie sind ãangetan mit wei§en, reinen LinnenÒ. Das Wei§ der Pferde und das Wei§ der feinen Linnen, in die sie gekleidet sind, sind wieder Symbol des Sieges und der Zugehšrigkeit zur Welt des Lichtes. Diese berittene Heerschar ist nicht bewaffnet, sie folgte nur ihrem sieggewohnten herrlichen AnfŸhrer als sein Ehrengeleit, um an seinem Sieg Anteil zu haben.

Aus dem Mund des AnfŸhrers aber ãgeht ein scharfes Schwert hervor, damit er die Všlker schlage.Ò Das Schwert aus dem Munde Christi  ist hier Sinnbild fŸr sein gšttliches Richterwort, mit dem er die gottfeindlichen Všlker zur Rechenschaft zieht und die Gerechten von den Gottlosen scheidet.

Diese gewaltige Macht des gšttlichen Christus-Richters, aus dessen Mund ein Wort allein schon genŸgt, um die Gottlosen zu vernichten, wird schlie§lich noch durch zwei Bilder verstŠrkt, die schon frŸher verwendet worden waren: ãEr wird sie (die Všlker) mit eisernem Stab weiden und er tritt die Kelter des Weines der Zornglut Gottes, des AllherrschersÒ.

WŠhrend seines Erdenlebens und auch noch in der Gnadenzeit seiner Kirche ging Christus als der Gute Hirte seinen verlorenen Schafen nach, um sie in Liebe und GŸte zu suchen und heimzuholen. Jetzt ist die Zeit der Gnade und Barmherzigkeit vorbei, mit eisernem Zepter regiert er nun die Všlker und zertritt – Šhnlich wie der Keltertreter in der Kelter die Weintrauben – nun die Gottlosen im Zorn des gšttlichen Richters.

Scharfes Schwert – eisernes Zepter – Weinkelter – grimme Zornesglut – das sind hier alles Bilder, die eine Vorstellung geben vom unerbittlichen Ernst des gšttlichen Richters gegen die SŸnder, die sich nicht bekehren wollten. Hier wird wahrlich kein Raum gelassen fŸr ein sentimentales Christusbild, Christus erscheint hier in der Apok vielmehr als Sieger und Triumphator, als Krieger und Richter. †ber den Ausgang seines Kriegszuges und seines Gerichtes kann von vornherein kein Zweifel bestehen. Es geht um das, was Paulus im 2 Thess 2,8 geschrieben hat mit den Worten: ãDer Herr Jesus wird ihn (den Antichrist und alle gottfeindlichen MŠchte und Gewalten) mit dem Hauch seines Mundes tšten und durch den Lichtglanz seiner Ankunft vernichtenÒ. Genau das will hier in der Apok die herrliche, den gottlosen Furcht einflš§ende Reitergestalt mit ihrem glŠnzenden Gefolge sagen: Christus ist das personale Wort Gottes, das die Offenbarungen Gottes mit ihren herrlichen Verhei§ungen, aber auch mit ihren blutig ernsten Drohungen fŸr die Gottlosen bis ins Letzte verwirklichen wird. Und er wird dann als der dastehen, der er wirklich ist: ãKšnig der Kšnige und Herr der HerrenÒ. So sieht es Johannes zuletzt auf dem Mantel und auf der HŸfte des Reiters auf dem wei§en Pferd geschrieben. Damit wird der Herrschaftsanspruch Christi klar zum Ausdruck gebracht und zwar mit Recht: Gott Vater, der Allherrscher, hat Ihm ja alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.

Kšnig der Kšnige, Herr der Herren, dieser erhabene Titel wurde in Apok 17,14 schon dem Lamm gegeben, als der Sieg des Lammes Ÿber das Tier und seine Vasallen vorausgesagt wurde. Das ist vielsagend.

Wenn sowohl dem geschlachteten Lamm, als auch nur dem Reiter auf dem wei§en Pferd der gleiche erhabene Titel gegeben wird (ãKšnig der Kšnige...Ò), dann wird hier gezeigt, dass jener, der als Lamm Gottes, das hinwegnimmt die SŸnden der Welt und dazu hingeschlachtet worden ist im Opfer am Kreuze, und der siegreiche Reiter und Richter der Endzeit identisch sind.

Man mŸsste, um das richtig fŸr das gesamte Christusbild der Apok einzuschŠtzen, nach dem 1. Kapitel der Einleitung zur Apok und nach dem 19. Kapitel Ÿber den siegreichen Reitergeneral nun auch die dazwischenliegenden Kapitel 5, 12 und 14 hernehmen, die Ÿber das geschlachtete Lamm und seinen Kampf mit dem Drachen und seinem Sieg besprechen. Es wŸrde wohl zu viel Zeit beanspruchen, obgleich es fŸr das Christusbild der Apok wichtig wŠre, denn 29mal wird Christus in der Apok im Bild vom Lamm geschildert. Wo immer das Lamm in der Apok erwŠhnt wird, will Johannes den Gedanken an die Erlšsung durch das Kreuzesopfer Jesu Christi und die darauf folgende Verherrlichung zum Ausdruck bringen, so dass fŸr Lamm auch der Begriff ãErlšserÒ stehen kšnnte. Der durch den Kreuzestod und die Auferstehung hindurchgeschrittene erhšhte Christus ist noch immer das Opferlamm, weil sein blutiges Todesopfer, einmal am Kreuze blutig dargebracht, durch alle Jahrtausende weiterwirkt. Dem geschlachteten und verklŠrten Lamm ist es gestattet, die Zukunftsgeheimnisse der Welt und des einzelnen Menschen zu erfahren. Was Ÿber die Zukunft wissenswert ist, hat das Gotteslamm, Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, niedergelegt in seinem Evangelium; alle gewaltsamen Versuche, anderswie in das Zukunftsbuch einzudringen, mŸssen fehlschlagen. Am JŸngsten Tag wird das letzte Geheimnis dann offen daliegen. Das apokalyptische Lamm ist jedenfalls nicht das harmlose SchŠfchen, das zierlich spielerisch ein SiegesfŠhnchen trŠgt, wie eine verniedlichende Kunst es oft dargestellt hat, es ist vielmehr zugleich der Weltenherrscher, denn auf Grund der Auferweckung und Erhšhung auf den Thron beim Vater tritt dieses Gottes-Opferlamm die Weltherrschaft an, indem es inmitten der Ratsversammlung das Schicksalsbuch šffnet (Apok 5,7), gšttliche Anbetung empfŠngt (Apok 5,8.13); 7,10), die Friedensherrschaft aufrichtet (Apok 7,9), die teuflischen MŠchte besiegt (Apok 6,16) und sein Sieg bringt ihm Anerkennung als ãHerr der Herren und Kšnig der KšnigeÒ (Apok 17,14).

Dieses Lamm wird seine ursprŸngliche Milde wiederfinden, wenn es seine Hochzeit feiert mit dem himmlischen Jerusalem, dem Symbol der Kirche, der Braut Christi. Darum: ãSelig, die zur Hochzeit des Lammes geladen sind!Ò

Fassen wir abschlie§end und abrundend alles zusammen, was Ÿber das Christusbild der Apok zu sagen ist:

Was die Evangelien und der Všlkerapostel Paulus in seinen Briefen Ÿber Jesus Christus aussagen, wird in der Apok – entsprechend der Zielsetzung dieses letzten Buches der hl. Schrift – nicht unbedeutend erweitert: Jesus Christus ist auch nach der Apok  Gottessohn und Menschensohn zugleich; er sitzt auf dem Thron Gottes (Apok 22,3), Er wird zusammen mit Gott Vater von allen Geschšpfen angebetet (Apok 5,12 -14), Er spendet den Menschen – wie Gott Vater – Gnade und Frieden (Apok 1,4f), Er ist aber auch leidensfŠhiger Mensch, der als Lamm Gottes im Kreuzestod hingeschlachtet, dann aber glorreich auferweckt worden ist (Apok 5,6), Er hat uns durch sein Blut erkauft und zu Kšnigen und Priestern gemacht (Apok 5,9).

Im Einklang mit den Verhei§ungen der Propheten des AB wird Er als der von Gott bestellte Messiaskšnig, als Hoherpriester und Richter der Endzeit geschildert; Er fŸhrt die in der versiegelten Buchrolle verschlossenen RatschlŸsse Gottes in der Zeit aus. Trotz seiner EntrŸckung auf Gottes Thron im Himmel (Apok 12,5) ist Er stŠndig gegenwŠrtig inmitten seiner Gemeinden und trŠgt ihre Hirten schŸtzend und sorgend in der Hand (Apok 1,20; 2,2). Er steht vor der TŸr eines jeden einzelnen Menschenherzens und klopft an, um eingelassen zu werden und dann Mahl mit einem jeden zu halten (Apok 3,20). Er ist aber auch der prŠexistente, von Ewigkeit her aus dem Vater hervorgehende Logos, der die Kirche in ihren EntscheidungskŠmpfen mit der gottlosen Umwelt als der ãGetreue und wahrhaftigeÒ anfŸhrt und ãin Gerechtigkeit richtet und kŠmpftÒ (Apok 19,11-16). Einstens wird Er wiederkommen, um als Richter alle gottfeindlichen MŠchte und Gewalten zu vernichten und das Reich  der Herrlichkeit auf Erden aufzurichten. Die Erwartung dieses endzeitlichen Kommens Christi durchbebt und durchzittert eigentlich die ganze Apok. ãSiehe, Ich komme blad!Ò So sagt Er (Apok 22,7; 12,20). Und er kommt mit Schwert und Feuer, um das echte Gold von seinen Schlacken zu trennen. Er kommt schon die ganze Zeit.

Wichtig ist noch die Feststellung, dass die Apok vor allem die Kunde vom erhšhten Kyrios-Christus ist. Zwar werden die wichtigsten Geheimnisse des irdischen Lebens des historischen Jesus deutlich erwŠhnt: seine Geburt (Apok 12,5), seine Kreuzigung (Apok 1,7; 5,6.9.12; 11,8), seine Auferstehung (Apok 1,5.18; 5,6), sein Erlšsungswerk (Apok 1,5; 5,9; 7,14; 12,11), sein erlšsendes Blut. Aber diese Stationen des irdischen Lebens Jesu erscheinen in der Apok wie weit zurŸckliegende Ereignisse.

Etwas, worauf bisher gar nicht  hingewiesen wurde, gehšrt da abschlie§end noch erwŠhnt: Im Himmel wird – nach der anschaulichen Schilderung der Apok – eine gro§e Liturgie gefeiert, bei der Christus, das Lamm Gottes, sowohl Opferpriester als auch Opfergabe ist, wobei Engel und €lteste als Vertreter der zur Vollendung gelangten Erdenpilger ihre Lob- und Danklieder singen: Hymnen, Doxologien, Akklamationen nicht blo§ auf Gott Vater, sondern genauso auf Christus sind Ÿber das ganze Buch der Apok hin verstreut als Ausdruck der gro§en eschatologischen Hoffnung: ãWŸrdig ist das Lamm, das geschlachtet ward, zu empfangen die Macht, FŸlle, Weisheit und Kraft, Ehre und Herrlichkeit und Lobpreis!Ò So hšrte der Seher  Johannes die Engel singen rings um den Thron und um die Wesen und die €ltesten. ãJedes Geschšpf aber, das im Himmel und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meere ist, hšrte er dann rufen: ãIhm, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme ist der Lobpreis und die Ehre, die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit!Ò (Apok 5,12-13)

 

Abschlie§end wŠre es jetzt schšn und eindrucksvoll, Ihnen das, was ich Ihnen Ÿber das Christusbild der Apok zu sagen versuchte, nun noch in guten kŸnstlerischen Darstellungen in Dias zu zeigen. (Ich weise nur noch hin auf die gro§artigste Darstellung der einzelnen apokalyptischen Christusbilder, wie ich sie in mittelalterlichen Gobelins im Schloss zu Angers in der Angiou in West Frankreich dargestellt gefunden habe, die mich tief beeindruckten.)

Es fehlt die Mšglichkeit dazu, ich mšchte aber meinen bescheidenen Vortrag Ÿber das Christusbild der Apok wenigstens ausklingen lassen in jener bereits angekŸndigten und in meinem Litaneien-Katechismus abgedruckten, aus Hoheitstiteln und WŸrdenamen, wie sie in der Apok Christus gegeben werden, zusammengesetzten Litanei, die uns helfen kšnnte, die Erinnerung an das gewaltige Christusbild mit nach Hause und fortan stŠrker im Herzen zu tragen:

 

Litanei fehlt