3. Ansprache beim Herz-Jesu-Triduum in Goldenstein, 29. Juni 1946

 

EhrwŸrdige Schwestern, liebe GlŠubige!

 

Auch das heutige hohe Apostelfest wollen wir in dieser  Herz-Jesu-Kirche unter den Gedanken der Herz-Jesu-Verehrung stellen. Der Kirche geht es ja im heutigen Festgeheimnis nicht so sehr um die Verehrung der ApostelfŸrsten, sondern um das, was sie in ihrer Verbundenheit mit dem Heilandsherzen geworden sind. Was haben diese zwei ApostelfŸrsten anderes getan in ihrem Leben und dann zuletzt in ihrem Sterben als eben dies, zu helfen, dass das Reich Gottes, das Reich des gšttlichen Herzens Jesu ausgebreitet und aufgebaut werde. Was Ÿber dem Triumphbogen dieser Herz-Jesu-Kirche geschrieben steht, das war das gro§e Anliegen des Felsenmannes Petrus und des Všlkerapostels Paulus: sacratissimum Cor Jesu, adveniat regnum tuum! Gšttliches Herz Jesu, zu uns komme dein Reich! Und dieses Gottesreich auf Erden, dieses Reich des gšttlichen Herzens ist eben die Kirche, die Christus, der gšttliche Baumeister auf den Felsen Petri gebaut hat.

Und wenn wir dies vorgestern und gestern als Ziel der Herz Jesu Verehrung hingestellt haben, Christus in seinen innersten Gesinnungen und in seinem gottmenschlichen Wesen kennen zu lernen, so sehen wir es im heutigen Festtagsevangelium, wie der rechte Glaube an Christus zusammenhŠngt mit dem rechten Glauben an die Kirche Christi, weil die zwei eben aufs innigste verbunden sind: Braut und BrŠutigam. Christus und seine Kirche.

Es war in Caesarea Philippi und dann am See Genezareth: Petrus liebst du mich... Dieses innige persšnliche, traute herzliche VerhŠltnis der Liebe muss zwischen Ihm und Petrus sein, wenn er in der Kirche Christi seine Stelle vertreten und Felsenfundament des Reiches Gottes werden soll.

Und am Kreuze zeigt es sich, wie die Kirche wirklich das Reich des gšttlichen Herzens Jesu und die Braut Jesu Christi ist.

Die KirchenvŠter weisen immer wieder darauf hin, wie in jenem Augenblick, da das Heilandsherz durchbohrt wurde, die Kirche Christi geboren wurde... Ex corde scisso Ecclesia Christo jugata nascitur! Blut und Wasser... Taufe und Eucharistie, jene zwei wichtigsten Sakramente, durch die eben der geheimnisvolle Leib Christi aufgebaut wird...

Und so folgt aus der rechten, echten Herz-Jesu-Verehrung notwendig dies, dass wir nicht blo§ Christus lieben, sondern auch seine Kirche Sentire cum Ecclesia, Omnia instaurare in Christo... Das ist dann die notwendige Haltung der Kirche gegenŸber, sobald wir in der Herz-Jesu-Verehrung Christus mehr kennen und mehr lieben gelernt haben:

 

Liebe des Herzens Jesu zur hl. Kirche!

 

Die Liebe Jesu zu seiner Kirche war die Liebe des BrŠutigams. Er verlie§ die Freuden des Himmels, um sich mit ihr zu verbinden, er schenkte sich ihr ganz.

Seine Seele schenkte er ihr, indem er fŸr sie ohne Ma§ und EinschrŠnkung sein gšttliches Wissen aufwandte, seinen hl. Willen, sein GedŠchtnis und jede BetŠtigung seines Geistes.

Sein Herz schenkte er ihr in seiner treuen, glŸhenden, einzigen, ewigen Liebe.

Seinen Leib schenkte er ihr und auf wie unaussprechliche Weise! Er schmŸckte sie mit kšstlichsten Kleinodien und widmete ihr seine zarteste und wachsamste Sorge. Er machte sie gro§, geadelt und geehrt. Er gab ihr Fruchtbarkeit. Er wahrte ihr unwandelbare Treue. Gab es je eine engere und unauflšslichere Verbindung als die zwischen Jesus Christus und seiner Kirche?

Gab es je eine so innige starke Liebe, eine so vollstŠndige und tatkrŠftige Hingabe zwischen BrŠutigam und Braut?

Am Kreuze wurde ihre mystische Vereinigung wie zwischen Braut und BrŠutigam vollendet. Seit dieser gšttlichen Hochzeit gehšrten sie fŸr immer zusammen. In GlŸck und UnglŸck, in Ehre und Verfolgung, in Freude und Not: Nie waren sie voneinander getrennt.

Denn war Jesus misskannt, so wurde auch seine Kirche geschmŠht. War Jesus verlassen, so erfuhr die Kirche, seine Braut, nicht minder diese Verlassenheit. Ward Jesus gelobt und geliebt, so auch seine Kirche.

Und umgekehrt traf auch alle Schmach, die man der Kirche antat, ihren gšttlichen BrŠutigam. Und alles Schwere, das sie zu bestehen hatte, trug die Kirche mit Christus.

So eng sind sie miteinander verbunden und verschlungen, dass die SchlŠge, welche die Gottlosigkeit gegen Christus richtete, immer die Kirche trafen und dass der Schmutz, mit dem man den Mantel der Kirche bewarf, immer abfŠrbte am Kleide Christi!

Christus dilexit Ecclesiam! Sie war ihm Herzensanliegen in den Jahren seines Erdenlebens. Sie ist ihm Herzensanliegen auch heute noch bis ans Ende der Zeiten.

Wer Christus liebt, wer ein wirklicher Verehrer des gšttlichen Herzens Jesu ist, der muss auch VerstŠndnis haben fŸr jene wunderbare, zarte, wahrhaft brŠutliche Liebe, die er zu seiner Kirche gehegt hat. Und darum muss der, der Christus liebt, auch die Kirche Christi lieben.