Herz-Jesu-Feuer

Das hier abgedruckte Bild trŠgt den Titel: ãHerz-Jesu-FeuerÒ. Schade, dass es nicht in seiner ganzen Farbenpracht hier reproduziert werden kann. Es wŸrde wohl jeden ergreifen. Aber vielleicht gelingt das in etwa auch bei der Schwarz-Wei§-Wiedergabe und der hier folgenden Bildbeschreibung und Bilddeutung:

Das Bild stammt vom Tiroler Dichter und Maler J.B. Oberkofler und befindet sich im Original im Alpengasthof Kreuztal an der Plosestra§e oberhalb von Brixen in SŸdtirol in 2000 Meter Hšhe. In die herrliche Bergwelt der Plose passt dieses Bild ganz einmalig  hin.

Was ist nun auf diesem Bild dargestellt? Zuerst fŠllt der lebensgro§e Gekreuzigte auf, der an einem klobigen Kreuzbalken hŠngt, nach Art eines Wegkreuzes, wie man es oft in Tirol sehen kann.

Im Hintergrund des Kreuzes die firnbedeckte felsige Kette der SŸdtiroler Berge. DarŸber der da und dort von gewittrigen Wolken bedeckte dŠmmrige Himmel. Droht ein Gewitter? Oder ist es nur friedlicher Sonnenuntergang vor Einbruch der Nacht? Es ist schwer zu entscheiden.

Unterhalb der Bergkette liegen die bereits nachtdunklen grŸnen Matten der Almen. Darauf sieht man MŠnner, die da und dort ein hell aufloderndes Feuer entzŸndet haben. Rauch steigt von den Feuern auf. Diese Feuer haben dem Bild den Namen gegeben: ãHerz-Jesu-FeuerÒ, die in SŸd- und Ost- und Nordtirol immer noch am Herz-Jesu-Fest oder am darauffolgenden Herz-Jesu-Sonntag zahlreich auf den berghšhen entzŸndet werden.

Es geschieht das in dankbarer Erinnerung an die gšttliche Hilfe in der Not der napoleonischen Kriege, als sich die Tiroler dem gšttlichen Herzen Jesu weihten und einen fšrmlichen Bund mit ihm schlossen im Vertrauen darauf, dass dem Land und dem Volk Tirols aus dem Herzen Jesu Hilfe, Segen und Heil, Trost und Frieden zustršmen werden. Damals entstand bekanntlich auch das schšne Herz-Jesu-Schwurlied, das mit etwas abgeŠndertem Text frŸher auch in den Ÿbrigen BundeslŠndern …sterreichs gerne gesungen wurde:

ãAuf zum Schwur, Tiroler Land, heb zum Himmel Herz und Hand!                            Was die VŠter einst gelobt, da der Kriegssturm sie umtobt:                                     Das geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew«ge Treue!

WundermŠchtig immerfort warst du deines Volkes Hort;                                          stets in Not und Kriegsgefahr schirmtest Thron du und Altar.                                     Drum geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ewÕge Treue!

Auf dem weiten Erdenrund gibt es keinen schšnern Bund.                                   LŠstern uns die Feinde auch, Treue ist Tiroler Brauch.                                           Drum geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew«ge Treue!

 

Jetzt stellt sich aber die Frage: Ist auf dem Bild von J. B. Oberkofler nur recht stimmungsvoll ein schšner Tiroler Brauch ãverewigtÒ, oder will der KŸnstler in seinem Bild Ÿber das brauchtummŠ§ige hinaus nicht doch noch mehr aussagen?

Um darauf die Antwort zu bekommen, mŸssen wir den Gekreuzigten noch genauer ansehen: Er hŠngt ganz hell beleuchtet da und zwar in dem Zeitpunkt, da er sein Erlšsungsopfer am Kreuz soeben vollendet und seinem himmlischen Vater seinen Geist anempfohlen und der ršmische Hauptmann dann mit einem Lanzenstich das Herz des Gottmenschen durchbohrt hat.

Aus der gešffneten Seitenwunde sickert noch etwas Blut. Besonders auffallend aber ist, wie aus dieser Seitenwunde ein dreifacher, ganz intensiver Lichtstrahl hervorbricht, der sich allem Anschein nach mit den von Menschen gemachten Feuern auf den Almbšden verbindet. Die Feuer von unten und das Feuer aus dem Herzen Jesu treffen sich. Und dieses Feuer aus dem Herzen Jesu ist das viel stŠrkere. Es hat eine ganz intensive Strahlkraft, die viel stŠrker ist als die der menschlichen Feuer und die der untergehenden Sonne, die den ganzen Leib des Gekreuzigten noch in Licht getaucht hat. Ja, es sieht fast so aus, als ob die Reisig- und Scheiterhaufen der Menschen vom Feuer aus dem Herzen Jesu entzŸndet worden wŠren. Da bekommt dann das Wort ãHerz-Jesu-FeuerÒ noch eine ganz andere Bedeutung. UnwillkŸrlich denkt man beim Bild dann an jenes au§erhalb der hl. Schrift uns Ÿberlieferte, sicher echte Heilandswort: ãWer Mir nahekommt, kommt dem Feuer nahe!Ò Und unwillkŸrlich denkt man dann auch an jene eigenartige Anrufung in der Herz-Jesu-Litanei: ãHerz Jesu, brennender Feuerofen der Liebe, erbarme dich unser!Ò

Es ist das eine etwas eigenartige, bildhafte Anrufung des Herzens Jesu: ein ãFeuerofenÒ und zwar ein brennender FeuerofenÒ wird es genannt. Diese Anrufung gibt sehr gut wieder, was den Lebensinhalt und die Herzmitte dieses Herzens gebildet hat: Es brannte lichterloh von Liebe, es glŸhte von Liebe. Und wir Menschen kšnnen uns an diesem Herzen wŠrmen, wie man sich im kalten Winter an einem warmen, brennenden Ofen wŠrmt: ãHerz Jesu, brennender FeuerofenÒ der Liebe!

1.    Das Herz Jesu glŸhte zu allererst von Liebe zum himmlischen Vater. Wie hat doch Jesus den Vater geliebt, so innig, so treu, so opferbereit und stark! Immer wieder zeigte sich das in seinem Reden, in seinem Beten, in seinem Leben und zuletzt erst recht in seinem Todesgehorsam und in seiner Hingabebereitschaft!

In allem und durch alles wurde unser Heiland an seinen Vater erinnert, dem seine ganze Liebe gehšrte. Das Gebot, mit ganzer Seele, mit ganzem Herzen, mit ganzer Kraft Gott zu lieben, hat doch niemand so intensiv erfŸllt und so ernst genommen wie der Gottmensch mit seinem gottliebenden Herzen!

Mit wie viel Liebe sprach Jesus von seinem himmlischen Vater, der uns alle liebt, der fŸr uns alle sorgt, der unsere geheimsten Bitten hšrt, der unsere verborgenste Not kennt und der die verborgenste Guttat belohnt. Bei allem, was Christus den JŸngern vom Vater zu berichten wusste, klang immer eine unsagbar zarte Liebe zu diesem Vater mit. Wie muss der Heiland immer wieder mit so viel zarter Leibe vom Vater gesprochen und seine Grš§e und Herrlichkeit, seine MajestŠt, GŸte und Barmherzigkeit in so glŸhenden Farben geschildert haben, dass die Apostel schlie§lich beim Letzten Abendmahl nichts anderes wŸnschten als nur dies: ãHerr, zeige uns den Vater und es genŸgt uns!Ò

Eine solche Begeisterung fŸr und eine solche Sehnsucht nach dem  himmlischen Vater konnte Jesus bei seinen JŸngern nur deshalb auslšsen, weil sein eigenes Herz von Liebe zum Vater ganz durchglŸht war. Wo sein Vater wohnt und wo von seinem Vater die Rede ist, da zieht es Ihn mit Urgewalt hin: ãIch muss in dem aufgehen, was meines Vaters ist!Ò So bekannte schon der zwšlfjŠhrige Jesusknabe. In der Wesens- und Liebeseinheit mit dem Vater wirkte und lebte der Heiland: ãIch bin im Vater und der Vater ist in mir!Ò In Freud und Leid, in Stunden des Gebetes und der Arbeit, von der frŸhesten Kindheit bis zum jŠhen Lebensende sind der einzige Trost Jesu und seine ganze Freude der Gedanke an den Vater. Am Vorabend des Kreuzestodes erbebte sein Herz bei dem seligen Bewusstsein: ãIch gehe zum Vater!Ò Und sein furchtbarstes Leiden am Kreuz war dies, sich von diesem so innig geliebten Vater verlassen zu fŸhlen. Sein letztes Wort am Kreuz war dann aber ein Bekenntnis der Liebe zum Vater: ãVater, in deine HŠnde empfehle ich meinen Geist!Ò

 

2.    Die Liebe zum Vater war bei Christus so, dass er in dieser Liebe zum Vater und wegen dieser Liebe zum Vater auch die Menschen, die doch in ihrer SŸndhaftigkeit so wenig Liebenswertes an sich hatten, dennoch ebenfalls mit restlos sich hinopfernder und verzehrender Liebe liebte.

Denken wir an das Wort des hl. Paulus: ãErschienen ist die GŸte und Menschenfreundlichkeit unseres HeilandsÒ (vgl. Tit 3,4). Der hl. Petrus aber sagt von Christus: ãEr ging vorŸber Gutes tuendÒ (Apg 10,38). TatsŠchlich, bei allem, was Jesus sagte und tat, spŸren wir immer den Pulsschlag seiner Liebe zu uns Menschen. Die Liebe war das Geheimnis seiner TŠtigkeit, seines Leidens und Sterbens. Sein ganzes Leben ist lauter Liebe, ein ununterbrochenes Aufleuchten und Auflodern jenes Leibesfeuers, das ihn verzehrte. Bei Tausenden von Gelegenheiten brachen die Strahlen dieses verborgenen Feuers aus seinem liebenden Herzen heraus.

Wie liebte er die Kinder, die SŸnder, die Kranken, die Armen und Notleidenden, die UnterdrŸckten und Entrechteten! Wie verstand er es in seiner Liebe, zu tršsten und aufzurichten!

Wie verstand er es in seiner Liebe, die kranken Leiber und noch mehr die kranken Seelen zu heilen! Man kŠme an kein Ende, wollte man all das aufzŠhlen, was Jesus in seiner Liebe zu den Menschen Tršstliches gesprochen und Wunderbares gewirkt hat!

Nur auf eins sei ganz besonders verwiesen, nŠmlich auf die Tatsache wie gerade beim letzten Abendmahl in Wort und Tat die warme Sonne der liebe aus dem Herzen Jesu herausleuchtete und das dunkle Gewšlk des nahen Leidens durchbrach: ãDa der Herr die seinen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis ans EndeÒ, so Ÿberschreibt der Apostel Johannes in seinem Evangelium den Bericht Ÿber das Letzte Abendmahl.

Liebe ist der SchlŸssel zum VerstŠndnis dessen, was Jesus beim Letzten Abendmahl getan hat: Liebe war die Triebfeder bei der demŸtigen Tat der Fu§waschung, Liebe war die einzige Sprecherin an jenem Abend, Liebe war die Stifterin des Neuen Bundes und des Bundes-Opfermahls bei der Einsetzung der hl. Eucharistie.  Liebe war das Gebot, das er den seinen hinterlie§: ãDas trage ich euch auf: Liebet einander wie ich euch geliebt habe!Ò ã...wie ich euch geliebt habe!Ò WIE hat er denn geliebt? So warum, so zart, so innig, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt! So sehr hat er geliebt, dass seine Feinde sogar noch auf Golgotha oben zugeben mussten: ãAndern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen!Ò das Erste stimmte in einmaliger Weise: ãAndern hat er geholfenÒ, immer wieder geholfen in seiner Liebe und noch seine letzten Worte am Kreuz waren Worte der Liebe, diktiert von Sohnesliebe, von Freundesliebe, von Feindesliebe! ã...sich selbst kann er nicht helfenÒ, das freilich stimmte nicht. Es hŠtte hei§en mŸssen: sich selbst will er nicht helfen, denn er wollte sich restlos hinopfern in Liebe und in dieser Liebe den letzten Blutstropfen aus seinem liebenden Herzen fŸr uns SŸnder vergie§en.

 

Ja, vergessen wir es nicht, dieses ergreifend schšne Heilandswort: ãWer mir nahekommt, kommt dem Feuer nahe!Ò Kommen wir ihm nahe, dem liebeglŸhenden Herzen Jesu, diesem ãbrennenden Feuerofen der LiebeÒ! Kommen wir ihm nahe im Sakrament der Liebe, wo wahrhaft und wirklich sein Herz unter uns schlŠgt und von Liebe zu uns glŸht! Kommen wir ihm nahe in der hl. Messe, wo die grš§te Liebestat dieses Herzens, sein Opfertod aus Liebe immerfort gegenwŠrtig gesetzt wird unter uns! Kommen wir ihm nahe in der oftmaligen, aber immer nur mit sŸndenfreien Herzen empfangenen hl. Kommunion, damit auch wir immer mehr zu glŸhen, zu leuchten, zu brennen beginnen von Liebe zu Gott und  zum Mitmenschen, vor allem zum Bruder in Not, in leiblicher und seelischer Not! Das wŠre dann recht verstandene Herz-Jesu-Verehrung, das wŠre dann ein ãHerz-Jesu-FeuerÒ, das noch heller leuchtet als jenes Feuer, wie es von glŠubigen, mutigen MŠnnern, in SŸd- und Nord- und Osttirol am Abend des Herz-Jesu-Festes oder des Herz-Jesu-Sonntags auf den Bergeshšhen entzŸndet wird.