Herz-Jesu-Fest-Sonntag

 

Am vergangenen Freitag feierte die Kirche das Herz-Jesu-Fest. Und heute, am Sonntag danach, erinnert die Kirche auch jene, die am Freitag keine Zeit und Gelegenheit hatten, das Fest zu feiern, nochmals an dieses Herz (wenn es da in der alttestamentlichen Lesung des heutigen 12. Sonntags in der Jahresreihe (Lesejahr C) hei§t: ãSie werden aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben!Ò).

Das durchbohrte Herz Jesu! Wann wurde es durchbohrt? Damals, als die Leidensweissagung des Herrn, (von der im heutigen Evangelium die Rede ist), wortwšrtlich in ErfŸllung ging: ãDer Menschensohn muss vieles erleiden: er wird von den €ltesten, den Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen werden, er wird (gegei§elt, verspottet, misshandelt, gekreuzigt und )getštet, aber am dritten Tag wird er wieder auferstehen.Ò

Warum wurde dieses Herz damals durchbohrt? War es nur eine Sicherheitsma§nahme des ršmischen Hauptmanns, der sicher gehen wollte, dass dieser gekreuzigte Jesus wirklich gestorben und so das Ÿber ihn gefŠllte Todesurteil an ihm vollstreckt war?  Sicher war das rein vordergrŸndig der Anlass fŸr die Durchbohrung des Herzens Jesu. Aber der eigentliche Grund wird uns von Johannes mit den Worten angegeben: ãDa der Herr die Seinen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis zur VollendungÒ, bis zum €u§ersten, indem er fŸr uns Menschen auch noch den letzten Blutstropfen, der seinem durchbohrten Herzen entstršmte, hinopferte als SŸhne fŸr unsere SŸnden.

Das durchbohrte Herz Jesu! So viele meinen heute, wenn sie auch nur das Wort ãHerz-JesuÒ hšren, es gehe dabei um etwas SŸ§liches, Weichliches, Weibisches... Ach, wie falsch ist es, so zu denken vom Herzen Jesu! Hier geht es um das Grš§te, Schšnste, Erhabenste, es geht um das selbstlos liebende und sich selbstlos hinopfernde Herz des Sohnes des ewigen Vaters. Und der gro§e heilige Bischof von Genf, der hl. Franz v. S., hat recht, wenn er einmal gesagt hat: ãDas vollkommenste der Welt, das ist der Mensch, das Vollkommenste des Menschen ist der Geist, das Vollkommenste des Geistes ist die Liebe, das Vollkommenste der Liebe das ist Gott, denn Gott ist die Liebe. Diese Liebe aber ist sichtbar geworden im Herzen Jesu!Ò

ãDa der Herr die Seinen, die in der Welt waren, liebte, liebt er sie bis ans Ende!Ò Die Liebe am Ende und bis zum Ende! Liebe ist der SchlŸssel zum VerstŠndnis dessen, was Jesus in seinem Lehren und Wirken tat, Liebe ist der SchlŸssel zum VerstŠndnis dessen, was Jesus vor allem in der Nacht, da er verraten wurde, beim Letzten Abendmahl tat: Liebe war die Triebfeder bei der demŸtigen Tat der Fu§waschung, die er, der Sohn Gottes, an armselig schwachen, sŸndigen Menschen vornahm mit dem Auftrag: ãEin Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe!Ò Liebe war die Stifterin des Neuen Bundes und des Bundesmahls an diesem Abend bei der Einsetzung der hl. Eucharistie! Und Liebe war dann das Gebot, das Jesus den Seinen hinterlie§ mit den Worten: ãDas trage ich euch auf: Liebet einander! Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebet einander, wie ich euch geliebt habe!Ò

Wie ich euch geliebt habe! Wie hat Er uns geliebt? So warm, so innig, so zart, so selbstlos, so total sich hinopfernd, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Sosehr hat er geliebt, dass seine Feinde sogar noch oben auf Golgotha unter dem Kreuz des Herrn spšttisch zugeben mussten: ãAndern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen!Ò Das Erste in diesem Satz stimmte in einmaliger Weise: Andern hat er geholfen in seiner Liebe und noch seine letzten Worte am Kreuz waren Worte der Liebe, diktiert von Kindesliebe (der Mutter gegenŸber), von Freundesliebe (dem Apostel Johannes gegenŸber), von Feindesliebe (den PharisŠern, Schriftgelehrten und Hohenpriestern gegenŸber, die ihn ans Kreuz gebracht hatten). ãSich selbst kann er nicht helfen!Ò  Dieser zweite Teil des Satzes im Spott der Feinde Jesu stimmte nicht, es hŠtte vielmehr hei§en mŸssen: ãSich selbst will er nicht helfenÒ. Er wollte sich hinopfern in Liebe und in dieser Liebe den letzten Blutstropfen vergie§en zu unserer Erlšsung und zur SŸhne fŸr alle von uns Menschen Gott zugefŸgten Beleidigungen.

In der Herz-Jesu-Litanei wird das Heilandsherz in einer Anrufung ãbrennender Feuerherd der LiebeÒ genannt. Ja, das war dieses Herz, dieses ganz selbstlos bis ans Ende und bis zum €u§ersten liebende und sich hinopfernde Herz.  Es sollte uns packen und ergreifen am heutigen Herz-Jesu-Sonntag, und es sollte uns ein Herzensanliegen sein, was wir am Ende der Herz-Jesu-Litanei zu beten pflegen: ãJesus, sanft und demŸtig von Herzen, mach unser Herz gleich deinem Herzen!Ò Das wŠre der letzte, der tiefste Sinn der Herz-Jesu-Verehrung: dass wir die Gesinnungen des Herzens Jesu, seine Opferbereitschaft, seine Demut, seine GŸte, seine selbstlose Liebe nachahmen und in uns zu verwirklichen suchen, mehr und mehr, um so wie Er dorthin, wo Hass ist, Liebe zu bringen, um dort, wo Zweitracht und Streit herrscht, friedliches Zusammenleben zu schaffen und um dort, wo Verbitterung, Verzagtheit und Freudlosigkeit herrschen, wahre Freude zu wecken und Trost zu spenden und Hilfe zu bringen.

So hat Er es gehalten, denn bei allem, was er sprach und tat, war Er ganz mit dem Herzen dabei, mit einem selbstlos liebenden Herzen.

ãLiebet einander, wie ich euch geliebt habe!Ò Sagen wir ja nicht, dass das was Jesus hier von uns verlangt, unmšglich ist. Es hat schon Menschen gegeben, zahllose Menschen, Heilige, die das in ihrem Leben verwirklicht haben und die ganz ernst und erfolgreich darum bemŸht waren, ihr Herz dem Herzen Jesu Šhnlich zu machen in der Geduld, in der Opferbereitschaft, in der selbstlosen Liebe.

Ich denke da an manche heilige Priester, die das mit der Gnade Gottes wunderbar in ihrem Leben verwirklicht haben. Und gerade in einer Zeit, wo manche Priester versagen und treulos ihren Beruf aufgeben, sollten wir umso mehr an jene vorbildlichen heiligen Priester denken, die es in allen Jahrhunderten der Kirchengeschichte gegeben hat und die ihr Herz nach dem Herzen Jesu, des ewigen Hohenpriesters geformt haben: Als man 40 Jahre nach seinem Tod, gelegentlich seiner Seligsprechung, die sterblichen †berreste des Ÿberaus seeleneifrigen Pfarrers von Ars Johannes Vianney umbettete, da fand man sein Herz všllig unversehrt. Es war, als hŠtte der Himmel zeigen wollen, dass gerade das Herz dieses glŸhenden Apostels der Gottes- und der NŠchstenliebe, von aller irdischen AnhŠnglichkeit gelŠutert, ganz eins gewesen sei mit dem Herzen des Heilands und darum nicht verwesen durfte. €hnlich war es beim gro§en Apostel der Caritas, beim h l. Vinzenz von Paul. Es hat mich bei meinem dreimaligen Besuch in der Mutterhauskirche der Barmherzigen schwestern in der Rue du Bac in Paris tief ergriffen, als ich dort in einem goldenen Reliquiar das Herz dieses gro§en Heiligen der Liebe unversehrt aufbewahrt sah. €hnlich erging es mir in Rom, als man mir im Sterbezimmer des hl. Camillus bei der Kirche S. Maddalena das unversehrte Herz dieses Heiligen der Liebe zu den Kranken und Sterbenden zeigte.

Unverweste Priesterherzen, wohl darum unversehrt, weil sie das Herz Jesu in seiner glŸhenden Gottes- und NŠchstenliebe nachgeahmt haben in heroischer weise! MŸsste es nicht bei allen Priestern, ja sogar bei allen GlŠubigen so sein, dass sie am Herzen Jesu, an diesem brennenden Feuerherd der Liebe, Feuer fangen?

Der Herr hat gesagt: ãWer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst (vergesse sich selbst) und nehme tŠglich sein Kreuz auf sich. Und so folge er mir nach. Denn wer sein Leben (selbstsŸchtig) retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben (selbstlos aus Liebe) um meinetwillen verliert, wird es retten!Ò

Ein Mensch aus unserer Zeit hat das wšrtlich ernst genommen und an sich verwirklicht: P. Max. Kolbe OFMConv, ein polnischer Ordensmann mit deutschem Namen.

Vielleicht erinnert ihr euch, liebe BrŸder und Schwestern, an das, was anlŠsslich seiner Seligsprechung im Herbst 1972 von diesem heldenhaften Priester, der wirklich ganz nach dem gšttlichen Herzen Jesu geformt war, berichtet wurde. UnermŸdlich hatte er als seeleneifriger Priester, vor allem als Presseapostel, gewirkt. Da wurde er von der SS, die damals im besetzten Polen ein Schreckens Regiment fŸhrte, verhaftet und in das KZ Auschwitz eingeliefert. Im Block 14 schmachtete er monatelang. So entwich aus diesem Block ein Gefangener. Nach den grausamen Methoden der SS mussten, wenn der entwischte nicht zurŸckkehrte oder nicht wieder erwischt werden konnte, 10 andere des betreffenden Lagerblocks sterben.

Am nŠchsten Tag, nachdem dieser eine Gefangene entwischt war, musste der ganze Block 14 antreten zur Kontrolle. Der Entwischte war noch nicht zurŸck, wie sich bei der Kontrolle herausstellte. Also kam das Furchtbare – der SS-Lagerkommandant trat vor die angetretenen KZ HŠftlinge und brŸllte sie an: ãDer Ausrei§er ist nicht zurŸckgekehrt, ihr kennt die Verordnung. Diesmal haben dafŸr 10 zu sterben!Ò Starr vor Schreck blieben die Gefangenen stehen. Wen wird es treffen? Wer wird sterben mŸssen? Und wie? Etwa im gefŸrchteten Hungerbunker? Entsetzliche Todesart: Splitternackt in dieser engen, niedrigen, total verdunkelten Zelle verhungern, verdursten nach qualvollen Tagen? PrŸfend ging der Lagerkommandant durch die Reihen. Er suchte sich wie auf einem Viehmarkt 10 Oper aus. ãNa der da – und der da – und der da!Ò Einer der Todeskandidaten, den es traf, schrie laut auf: ãO meine arme Frau, meine armen Kinder!Ò Dann war es wieder still. Und in dieser Stille geschah etwas Eigenartiges: Ein anderer Gefangener, Gefangener Nr. 16.670 trat vor: ãBitte, lassen sie mich anstelle dieses Familienvaters sterben!Ò ãWer bist du?Ò fragte der Lagerkommandant. ãEin kath. Priester!Ò so lautete klar und deutlich die Antwort. Der Kommandant war betroffen: ãJa, ist denn das mšglich, eines dieser schwarzen Schweine, ein Pfaffe, bringt den Mut auf, freiwillig fŸr einen anderen zu sterben! Wie hei§t du denn?Ò ãP. Max. Kolbe!Ò – ãGut, wenn du unbedingt im Hungerbunker krepieren willst, so gšnne ich dir das von Herzen!Ò

P. Max. Kolbe starb 14 Tage spŠter, am 14. August 1941 fŸr einen Familienvater im Hungerbunker des KZ Auschwitz.

Der heute noch lebende Familienvater musste von da an tŠglich sagen: Dieser Priester starb fŸr mich aus selbstloser Liebe.

P. Max. Kolbe aber tat dies nur in Nachahmung eines anderen, der aus selbstlosester Liebe fŸr uns alle starb: Der Heiland!

Aufschauen zu Ihm, den sie durchbohrt haben! Aufschauen zum Herzen Jesu und von ihm lernen! ãLernet von mir ...Ò